Die geplante Anhebung des thailändischen Mindestlohns auf 400 Baht pro Tag könnte laut der Thai Hotels Association (THA) zu zahlreichen Entlassungen führen. Besonders in der aktuellen Nebensaison, in der viele Hotels ohnehin mit geringen Einnahmen kämpfen, sehen Branchenvertreter die Umsetzung des Vorhabens kritisch. Die THA hat bereits eine Petition an den Premierminister gerichtet und fordert die Rücknahme der Maßnahme.
La-iad Bungsrithong, Beraterin im THA-Vorstand, berichtet, dass Fünf-Sterne-Hotels in Chiang Mai bereits unter steigenden Lohnkosten leiden. Dort wurde die neue Lohnuntergrenze in einem Pilotprojekt eingeführt, wodurch die Lohnkosten im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gestiegen sind.
Lohnanpassung betrifft ab Juli auch kleinere Hotels
Ab dem 1. Juli sollen laut Arbeitsministerium auch Zwei-Sterne-Hotels und Hotels mit mehr als 50 Zimmern zur Zahlung von mindestens 400 Baht pro Tag verpflichtet werden. Damit würde die Regelung auf einen weitaus größeren Teil der Branche ausgeweitet – insbesondere in beliebten Tourismusregionen wie Phuket, Hua Hin und Chiang Rai.
Für Hotels in diesen Regionen bedeutet das eine Kostensteigerung von bis zu 13,6 Prozent, in manchen südlichen Provinzen sogar 18,7 Prozent. Für viele Betreiber, insbesondere im unteren und mittleren Preissegment, stellt dies eine erhebliche wirtschaftliche Belastung dar.
Ungünstiger Zeitpunkt: Nebensaison verstärkt Druck
La-iad Bungsrithong kritisiert nicht nur die Höhe des Mindestlohns, sondern auch das Timing. In der Nebensaison sei die Auslastung vieler Hotels gering, während gleichzeitig andere Kosten wie Energiepreise durch internationale Konflikte steigen – insbesondere infolge des Iran-Israel-Konflikts.
Angesichts dieser Umstände erwarten viele Hoteliers, dass sie Personal abbauen müssen, um die steigenden Ausgaben zu kompensieren. Besonders kleinere Häuser in Chiang Mai mit mehr als 10.000 verfügbaren Zimmern gelten als gefährdet.
Erfahrungen aus Phuket: Dominoeffekt bei Gehältern
In Phuket wurde die Maßnahme bereits umgesetzt. Wie Suksit Suvunditkul, Vorsitzender des südlichen THA-Verbands, erklärt, stiegen die Löhne für rund 30 Prozent der Beschäftigten unmittelbar. Da jedoch erfahrene Mitarbeiter ebenfalls Gehaltserhöhungen forderten, mussten insgesamt rund 60 Prozent der Gehälter angepasst werden.
Dies hat massive Auswirkungen auf die Betriebskosten. Während Löhne in der Hochsaison 25 bis 30 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, steigen sie in der Nebensaison auf bis zu 50 Prozent. Für viele Betriebe ist das kaum tragbar.
Mehrfachqualifikation statt Neueinstellungen
Nach der Corona-Pandemie setzen viele Hotels auf Angestellte mit Mehrfachqualifikationen, um Personalkosten zu senken. Diese Strategie reduziert zwar die Mitarbeiterzahl, kompensiert aber nicht den allgemeinen Kostenanstieg, vor allem wenn Qualitätsstandards gewahrt bleiben sollen.
Auch der Einsatz von Aushilfen oder ausgelagertem Personal bringt kaum finanzielle Entlastung. Diese Mitarbeitenden müssen ebenfalls geschult werden, um den Serviceansprüchen gerecht zu werden, was zusätzliche Kosten verursacht.
THA fordert Aussetzung der neuen Regelung
In einer Petition an die Regierung fordert die THA, die geplante Mindestlohnerhöhung für Hotels mit mehr als 50 Zimmern zu überdenken. Der Verband verweist auf eine drohende Erhöhung der Betriebskosten um 10 bis 15 Prozent – in einer Phase, in der sich die Branche noch nicht vollständig vom wirtschaftlichen Einbruch erholt hat.
Laut THA-Präsident Thienprasit Chaiyapatranun ist die aktuelle Wirtschaftslage zu instabil, um eine solche Lohnerhöhung umzusetzen. Die Maßnahme sei unter den gegebenen Bedingungen weder wirtschaftlich sinnvoll noch sozial verträglich.