Lieber Wochenblitz,
ich sitze hier zu Hause und kann kaum die Gedanken loswerden, die mich seit Tagen beschäftigen. Es geht um einen alten Mann, Hans aus Kalasin, der 77 Jahre alt ist – so ziemlich das Gegenteil von mir, und doch fühle ich mit ihm. Seine Geschichte berührt mich auf eine Art, die schwer zu erklären ist, weil sie so menschlich und doch so tragisch ist.
Hans hat viel in sein Haus investiert, er hat sein Herzblut hineingesteckt – das war sein Lebenswerk, seine Sicherheit, sein Stück Heimat. Und jetzt, in seinem hohen Alter, steht er vor dem Abgrund. Seine Frau Nut, viel jünger, nur 56, hat ihn betrogen, mit einem thailändischen Mann. Das ist keine kleine Sache hier in Thailand, ich kenne solche Geschichten, und sie hinterlassen immer tiefe Wunden.
Ich frage mich, wie Hans das verkraftet. Ich meine, hier in Thailand, wo die Familienbande stark sind, wo Loyalität viel bedeutet, ist sowas besonders schmerzhaft. Doch was mich noch mehr bewegt, ist seine Angst, alles zu verlieren. Der Gedanke, sein Zuhause, sein angehäuftes Geld, all das Leben, das er aufgebaut hat, könnte ihm nun genommen werden. Das ist kaum auszuhalten.
Ich verstehe seine Sorge nur zu gut. Gerade in einem Land, in dem das sogenannte „Gesicht wahren“ enorm wichtig ist, könnte die Angst vor Schande, vor gesellschaftlicher Blamage, ihn fast zerreißen. Viele können sich hier schwer vorstellen, wie es ist, in so einem Alter noch um alles kämpfen zu müssen. Für ihn ist sein Haus der einzige sichere Hafen, sein Vermächtnis, das bisschen Stabilität im Chaos des Lebens.
Es macht mich nachdenklich, über die Grenzen hinaus, darüber, was Liebe, Betrug und verlorene Sicherheit bedeuten. Wenn man sein Leben lang gearbeitet hat, um alles aufzubauen, und dann rüttelt so eine Affäre alles durcheinander, ist das fast unerträglich. Besonders, wenn man bedenkt, dass er hier in Thailand lebt, wo die Menschen oft sehr stolz auf ihre Familienehre sind.
Ich kann nur hoffen, dass Hans einen Weg findet, damit umzugehen. Vielleicht braucht er Unterstützung, vielleicht eine kleine Gemeinschaft, die ihn auffängt. Hier in Thailand, wo Gemeinschaft und Zusammenhalt eine große Rolle spielen, gibt es oft mehr Mitgefühl, als man glaubt. Doch ich frage mich auch, was passiert, wenn die Trennung wirklich kommt. Wird er noch einmal aufstehen können? Wird sich sein Herz noch einmal öffnen?
Das Wichtigste für mich ist, dass wir alle uns bewusst machen sollen, wie zerbrechlich das Leben ist. Dass Liebe, Vertrauen, Sicherheit alles Dinge sind, die wir nicht selbstverständlich nehmen dürfen. Und dass es manchmal auch im hohen Alter noch Schmerzen gibt, die tief sitzen. Für Hans tut es mir unendlich leid. Er hat alles hineingenutzt, was er hatte, und doch hat das Schicksal ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Ich hoffe sehr, er findet den Mut, weiterzumachen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für das, was er noch aufbauen möchte. Vielleicht wird die Zeit seine Wunden heilen, auch wenn das jetzt alles noch so sinnlos erscheint. Diese Geschichte ist ein Weckruf für uns alle: Leben wir nicht nur für den Augenblick, sondern schätzen wir das, was wir haben, bevor es verloren geht.
Zum Schluss bleibt mir nur, zu sagen, dass wir uns alle vor Augen halten sollten, wie zerbrechlich Glück ist. Oft sind es die kleinen Dinge – das Vertrauen, die Sicherheit, die Liebe in der Familie – die uns Halt geben. Und in einer so fremden, doch gleichzeitig so vertrauten Umgebung wie hier in Thailand, wird mir immer wieder bewusst, wie sehr man auch im Alter noch auf die Unterstützung anderer angewiesen ist.
Ich werde Hans im Gebet nicht vergessen und hoffe, dass er irgendwo noch Hoffnung findet. Vielleicht wird er eines Tages aufstehen und sagen: „Auch wenn alles zerbrochen ist, ich lebe weiter.“ Wir alle sollten uns das zu Herzen nehmen. Das Leben ist nicht immer fair, aber wir müssen stark bleiben.
Mit freundlichen Grüßen,
M.
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