Weltbank senkt Wachstumsprognose für Thailand deutlich

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Die Weltbank hat ihre Wachstumsprognose für Thailand drastisch nach unten korrigiert: Für das laufende Jahr wird nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 % gerechnet, für 2026 sogar nur mit 1,7 %. Noch im Februar lagen die Prognosen bei 2,9 % beziehungsweise 2,7 %. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 hatte Thailand noch ein Wirtschaftswachstum von 2,5 % erzielt.

Als Hauptgründe für die Abkühlung nennt die Weltbank schwache Exportzahlen, einen erneuten Rückgang der Touristenzahlen – insbesondere aus China – sowie eine gedämpfte Inlandsnachfrage, die sich sowohl in niedrigen privaten Investitionen als auch in einer rückläufigen Konsumfreude der Haushalte zeige.

Haushalte unter Druck, Konsum flacht ab

Laut dem aktuellen Bericht „Thailand Economic Monitor: Digital Pathways to Growth“ erwartet die Weltbank, dass der private Konsum weiter an Dynamik verliert. Grund dafür seien unter anderem hohe private Schulden, schwache Einkommen sowie der generelle Trend zur Haushaltsentschuldung.

Zwar könnten staatliche Anreize und gezielte Unterstützungsmaßnahmen kurzfristig etwas Entlastung bringen, doch sei dies nicht ausreichend, um den negativen Trend umzukehren. Die Analysten sehen vor allem im Investitionsverhalten des öffentlichen Sektors einen Hoffnungsschimmer: Nach Verzögerungen im Vorjahr soll die staatliche Investitionstätigkeit nun wieder zunehmen – und damit zumindest teilweise die Flaute im Privatsektor kompensieren.

Zwischen Hoffnungen und Risiken

Trotz des pessimistischen Basisszenarios erkennt die Weltbank begrenzte Aufwärtspotenziale. Sollte sich der internationale Handel stabilisieren und die privaten Investitionen leicht anziehen, könne das BIP-Wachstum auf bis zu 2,2 % steigen.

Im Inland könnte ein effektives Ausrollen von Konjunkturpaketen und qualitativ hochwertige Infrastrukturmaßnahmen das Wachstum stützen. Gleichzeitig warnt die Weltbank aber vor erheblichen Abwärtsrisiken: Anhaltende geopolitische Spannungen, ein weiterhin schwacher Tourismussektor und vor allem innenpolitische Unsicherheiten – etwa durch Verzögerungen bei der Haushaltsverabschiedung – könnten sowohl staatliche als auch private Investitionen ins Stocken bringen.

Staatsverschuldung steigt, fiskalischer Spielraum schrumpft

Ein weiteres Sorgenkind ist die haushaltspolitische Lage Thailands. Das Haushaltsdefizit erreichte im ersten Halbjahr 2025 6,3 % des BIP – verursacht durch Konjunkturprogramme und beschleunigte öffentliche Investitionen. Die Staatsverschuldung ist auf 64,4 % des BIP gestiegen – ein Zuwachs um 23 Prozentpunkte seit dem Jahr 2019.

Zugleich bleibt die Inflation außergewöhnlich niedrig. Für 2025 rechnet die Weltbank mit einem durchschnittlichen Preisanstieg von lediglich 0,3 %, was vor allem auf sinkende globale Rohstoffpreise zurückgeführt wird. Erst 2026 könnte die Inflation auf 1 % ansteigen – immer noch am unteren Ende der Zielspanne der Zentralbank. Diese niedrige Teuerungsrate schafft zwar Spielraum für geldpolitische Lockerungen, verweist aber zugleich auf anhaltende Nachfrageschwächen.

Digitalisierung als Hoffnungsträger

Um das strukturelle Wachstum zu stärken, fordert die Weltbank umfassende Reformen. Thailand müsse sich stärker auf zukunftsträchtige Sektoren wie digitale Dienstleistungen konzentrieren und gleichzeitig hochwertige ausländische Investitionen anziehen sowie seine Handelsbeziehungen diversifizieren.

Kurzfristig sei es entscheidend, die fiskalische Ausrichtung stärker auf öffentliche Investitionen auszurichten – allerdings ohne die finanzielle Stabilität zu gefährden. Dies sei die Voraussetzung für eine nachhaltige und integrative wirtschaftliche Erholung, so der Weltbank-Ökonom Kiatipong Ariyapruchya.


Trotz der gedämpften Aussichten sieht die Weltbank mittelfristig Chancen – vorausgesetzt, strukturpolitische Weichenstellungen erfolgen rechtzeitig und zielgerichtet. Die Warnung bleibt: Ohne tiefgreifende Veränderungen droht Thailand, in einem schwachen Wachstumspfad zu verharren.

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