Jüngste Spekulationen über ein mögliches Tsunami-Risiko in Thailand aufgrund eines Erdbebens in der Nähe der indischen Nikobaren wurden von den zuständigen thailändischen Behörden, dem Department of Mineral Resources (DMR) und dem Thai Meteorological Department (TMD), entkräftet. Beide Behörden bestätigen, dass die jüngsten seismischen Aktivitäten keine Gefahr für Thailand darstellen und kein Tsunami-Risiko besteht. Dennoch bleibt die Vorbereitung auf Naturkatastrophen wie Tsunamis von entscheidender Bedeutung. Dieser Leitfaden erklärt die wichtigsten Warnsignale für einen Tsunami, die richtigen Verhaltensweisen im Notfall und die Rolle des thailändischen Frühwarnsystems, das vom Department of Disaster Prevention and Mitigation (DDPM) und dem National Disaster Warning Center (NDWC) betrieben wird.
Die drei wichtigsten Tsunami-Warnsignale
Nach den Richtlinien des DMR und internationalen Standards sind folgende Anzeichen die wichtigsten Indikatoren für einen möglichen Tsunami:
Starkes Unterwasserbeben
Ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,0 oder höher, dessen Epizentrum unter dem Meer liegt, kann einen Tsunami auslösen. Solche Beben verursachen Verschiebungen des Meeresbodens, die enorme Wassermengen verdrängen. Das DMR überwacht seismische Aktivitäten in Echtzeit und gibt Warnungen über das NDWC weiter.
Plötzlicher Rückzug des Meeres
Ein ungewöhnlich schneller und deutlicher Rückgang des Meeresspiegels an der Küste ist ein kritisches Warnsignal. Dieses Phänomen tritt auf, wenn Wasser von der Küste weggezogen wird, um die sich bildende Tsunami-Welle zu speisen. Solch ein Rückzug kann Minuten vor der Ankunft der Welle beobachtet werden.
Sichtbarer Wellenkamm
Ein sich nähernder, wandartiger Wellenkamm am Horizont ist ein direktes Anzeichen für einen herannahenden Tsunami. Zu diesem Zeitpunkt ist eine Evakuierung oft nicht mehr rechtzeitig möglich, weshalb frühere Warnsignale entscheidend sind.
Das thailändische Tsunami-Frühwarnsystem
Thailand verfügt über ein hochentwickeltes Frühwarnsystem, das vom NDWC unter der Leitung des DDPM betrieben wird. Dieses System umfasst:
Seismische Sensoren und Bojen: Diese überwachen Erdbeben und Meeresbewegungen im Indischen Ozean, insbesondere in der Nähe der Andamanen- und Nikobareninseln.
Warntürme: In Küstengebieten wie Phuket, Phang Nga und Krabi sind Warntürme installiert, die akustische und verbale Warnungen in Thai und Englisch ausstrahlen.
Kommunikationskanäle: Warnungen werden über Radio, Fernsehen, SMS und die offizielle DDPM-Website (www.ddpm.go.th) sowie deren Notfall-Hotline (192) verbreitet.
Warnstufen und Ansagen
Das thailändische System verwendet klare Warnstufen, die über Warntürme und Medien kommuniziert werden:
Tsunami-Warnung (Vorsichtsstufe)
Bei der Erkennung eines Unterwasserbebens, das einen Tsunami auslösen könnte, geben Warntürme folgende Ansage aus:
„Achtung, Achtung! Ein Unterwasserbeben wurde registriert. Ein Tsunami ist möglich. Bitte begeben Sie sich sofort vom Strand auf höher gelegenes Gelände.“
Diese Warnung fordert zur sofortigen Evakuierung auf, ohne auf weitere Bestätigungen zu warten, da ein Tsunami innerhalb von Minuten eintreffen kann.
Tsunami-Alarm (Bestätigte Gefahr)
Wenn Überwachungssysteme einen Tsunami bestätigen, lautet die Ansage:
„Achtung, Achtung! Ein Tsunami wurde bestätigt. Begeben Sie sich sofort vom Strand auf höher gelegenes Gelände. Wiederholen: Ein Tsunami wurde bestätigt.“
Dies ist eine dringende Aufforderung zur Evakuierung in ausgewiesene Sicherheitszonen.
Entwarnung
Sobald die Behörden feststellen, dass keine Gefahr mehr besteht, wird folgende Ansage ausgegeben:
„Achtung, Achtung! Die Situation hat sich normalisiert. Es besteht keine Tsunami-Gefahr mehr. Bitte unterstützen Sie weiterhin die Betroffenen.“
Diese Ansage signalisiert, dass eine Rückkehr sicher ist, wobei die Unterstützung für Betroffene fortgesetzt werden sollte.
Sofortmaßnahmen bei Tsunami-Gefahr
Wenn Sie sich in einem Küstengebiet befinden und eines der oben genannten Warnsignale bemerken, handeln Sie sofort:
- Verlassen Sie die Küste
- Begeben Sie sich mindestens 3 Kilometer landeinwärts oder auf eine Anhöhe, die mindestens 15 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
- Folgen Sie den ausgeschilderten Tsunami-Evakuierungsrouten, die in Küstengebieten wie Phuket, Krabi und Phang Nga klar markiert sind.
- Warten Sie nicht auf sichtbare Wellen, da diese oft erst kurz vor dem Einschlag erkennbar sind.
- Evakuierung in Gebäude
- Wenn keine erhöhten Flächen erreichbar sind, suchen Sie ein stabiles Gebäude mit mindestens drei Stockwerken. Begeben Sie sich in die oberen Etagen.
- Beachten Sie, dass dies nur eine Notlösung ist; bevorzugt werden offizielle Evakuierungszonen.
- Verhalten auf See
- Wenn Sie sich auf einem Boot befinden, bleiben Sie in tiefem Wasser (mindestens 100 Meter Tiefe), da Tsunamis in tiefem Wasser weniger gefährlich sind. Kehren Sie nicht ans Ufer zurück, bis die Behörden eine Entwarnung geben.
- Achten Sie auf Behördenanweisungen
- Überwachen Sie Radio, Fernsehen oder die DDPM-Website (www.ddpm.go.th) für aktuelle Informationen.
- Rufen Sie im Notfall die DDPM-Hotline 192 an.
Vorbereitung auf einen Tsunami
Die Vorbereitung ist der Schlüssel, um im Notfall schnell und sicher zu handeln. Hier sind die wichtigsten Maßnahmen:
- Notfallset bereithalten
- Halten Sie ein Notfallset bereit, das Folgendes enthält:
- Trinkwasser (mindestens 3 Liter pro Person für 3 Tage)
- Haltbare Lebensmittel
- Medikamente und Erste-Hilfe-Material
- Wichtige Dokumente (in wasserdichter Hülle)
- Taschenlampe, Batterien und ein tragbares Radio
- Kleidung und Decken
- Halten Sie ein Notfallset bereit, das Folgendes enthält:
- Evakuierungsübungen
- Nehmen Sie an regelmäßigen Tsunami-Evakuierungsübungen teil, die in Küstengebieten wie Phuket und Krabi durchgeführt werden.
- Machen Sie sich mit den lokalen Evakuierungsrouten und Sicherheitszonen vertraut, die durch Schilder gekennzeichnet sind.
- Notfallplan für den Haushalt
- Erstellen Sie einen Familien-Notfallplan, der Folgendes umfasst:
- Einen Treffpunkt im Falle einer Trennung
- Klare Rollen für jedes Familienmitglied während der Evakuierung
- Regelmäßige Übungen, um die Abläufe zu verinnerlichen
- Erstellen Sie einen Familien-Notfallplan, der Folgendes umfasst:
- Achten Sie auf natürliche Warnsignale
- Ungewöhnliches Verhalten von Tieren (z. B. plötzliche Flucht oder Unruhe) kann auf ein bevorstehendes Erdbeben hinweisen.
- Ein plötzlicher Rückzug des Meeres oder ein starkes Beben erfordert sofortiges Handeln.
Historischer Kontext: Der Tsunami von 2004
Der Tsunami vom 26. Dezember 2004 war eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte Thailands. Ausgelöst durch ein Unterwasserbeben der Stärke 9,1 vor der Küste Sumatras trafen Wellen von bis zu 15 Metern die thailändischen Küstenprovinzen Phang Nga, Phuket und Krabi. Die Wellen erreichten Geschwindigkeiten von 36 bis 45 km/h, weit schneller als die durchschnittliche Laufgeschwindigkeit eines Menschen (ca. 20 km/h). Über 5.000 Menschen verloren in Thailand ihr Leben, und die Schäden waren immens. Diese Katastrophe führte zur Einführung des heutigen Frühwarnsystems und zu verstärkten Evakuierungsmaßnahmen.
Obwohl derzeit keine Tsunami-Gefahr besteht, ist die Vorbereitung auf solche Ereignisse unerlässlich. Indem Sie die Warnsignale erkennen, die Anweisungen der Behörden befolgen und sich auf Notfälle vorbereiten, können Sie Ihr Risiko minimieren. Bleiben Sie informiert, indem Sie die offiziellen Kanäle des DDPM (www.ddpm.go.th) und des TMD (www.tmd.go.th) verfolgen, und nehmen Sie an lokalen Übungen teil, um im Ernstfall richtig zu handeln.
