Ein Schritt zur Wahrung kulturellen Erbes und zur Stärkung des Soft Power Profils
Nationale Identität im Stoff gewebt
Mit einem offiziellen Antrag bei der Unesco hat das thailändische Kulturministerium am Dienstag die Aufnahme der traditionellen thailändischen Tracht Chud Thai als immaterielles Kulturerbe der Menschheit angestoßen. Der Vorschlag, so bestätigte der ständige Sekretär des Ministeriums, Prasop Riangngern, sei von der Organisation bereits entgegengenommen worden. Die Prüfung ist für das Jahr 2026 vorgesehen, im Rahmen der 21. Sitzung des zwischenstaatlichen Ausschusses zum Schutz des immateriellen Kulturerbes.
Ein Symbol kultureller Raffinesse
Der eingereichte Vorschlag trägt den Titel: „Chud Chai: The Knowledge, Craftsmanship and Practices of the Thai National Costume“. Damit verfolgt das Ministerium unter der derzeit suspendierten Premierministerin Paetongtarn Shinawatra seine bereits seit 2009 betriebene Strategie, kulturelles Erbe nicht nur zu bewahren, sondern auch zur internationalen Profilierung des Landes zu nutzen. Aktuell verzeichnet Thailand 396 Einträge auf der nationalen Kulturerbeliste, wie Prasop mitteilte.
Die nationale Bedeutung der königlichen Version des Chud Thai, der Chud Thai Phra Ratchaniyom, wurde bereits 2023 offiziell anerkannt. Der Kabinettsbeschluss vom 26. März 2024 legte fest, diese Variante bei der Unesco zur Bewertung einzureichen.
Königliche Wurzeln – und globale Bühne
Besonders hervorgehoben wird der Ursprung der königlichen Tracht: „Chud Chai reflektiert die nationale Identität und das kunsthandwerkliche Können thailändischer Handwerker aller Regionen“, erklärte Prasop. Jedes Kleidungsstück erzähle durch seine Muster, Schnitte und Stoffe eine Geschichte – insbesondere die royale Variante, die unter der Schirmherrschaft von Königin Sirikit, der Königinmutter, wiederbelebt wurde.
Sie habe die traditionellen Gewänder für Frauen intensiv erforscht und neu interpretiert, als Vorbereitung auf die Auslandsreisen von König Bhumibol Adulyadej in die USA und nach Europa im Jahr 1960. Seither sei die Tracht ein fester Bestandteil königlicher Zeremonien und festlicher Anlässe im ganzen Land.
Gerüchte und nationale Empfindlichkeiten
Zugleich reagierte das Ministerium entschieden auf kursierende Gerüchte in sozialen Netzwerken, wonach Kambodscha im Rahmen eines eigenen Antrags zu traditionellen Hochzeitsbräuchen Elemente thailändischer Trachten integrieren wolle. Prasop wies diese Behauptungen als „haltlos“ zurück. Die kambodschanische Einreichung sei durch die Abteilung für Kulturförderung überprüft worden und beziehe sich ausschließlich auf lokale Hochzeitsrituale, ohne Bezug zu thailändischer Kleidung.
Solche Spekulationen erscheinen vor dem Hintergrund erhöhter nationaler Empfindlichkeiten in beiden Ländern besonders brisant – insbesondere angesichts ungelöster Grenzfragen, die das Verhältnis regelmäßig belasten.
Kultur als Brücke, nicht als Grenze
Prasop betonte in diesem Zusammenhang die nicht-konfrontative Natur der Unesco-Verfahren. Es gehe nicht um Besitzansprüche, sondern um die Anerkennung kultureller Kontinuität innerhalb von Gemeinschaften. Prinzipien wie Transparenz, gegenseitiger Respekt und Vielfalt seien Grundlage aller Entscheidungen.
Als positives Beispiel nannte Prasop die gemeinsame Nominierung der Kebaya-Tracht durch Singapur, Indonesien, Malaysia, Brunei und Thailand sowie die parallelen, konfliktfreien Anträge zu Thai Khon und Kambodschanischem Lakhon Khol im Jahr 2018.
„Unesco hat immer betont, dass Kultur eine Brücke ist – kein Wall“, so Prasop. Die Nominierung von Chud Thai solle Thailands Stolz auf sein kulturelles Erbe zeigen – und die Bereitschaft, dieses als Teil eines gemeinsamen Menschheitserbes zu teilen.
Blick nach vorn: Chud Thai und Muay Thai
Das Ministerium ruft die Öffentlichkeit zur Unterstützung der Unesco-Nominierungen auf – nicht nur für Chud Thai, sondern auch für Muay Thai, dessen Antrag 2028 zur Bewertung ansteht. Beide Kulturformen sollen die internationale Anerkennung erhalten, die sie in den Augen vieler Thailänder längst verdienen.
„Ein Kleidungsstück allein mag still sein – doch in seiner Naht steckt Geschichte, in seinem Schnitt Identität, und in seiner Präsentation ein Stück Diplomatie.“
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