Putin dreht den Weizenhahn auf: Russland setzt auf Südostasien

Putin dreht den Weizenhahn auf: Russland setzt auf Südostasien
Getreideterminal im Ostseehafen von Wysotsk in der Region Leningrad, Russland, am 21. August 2024. (Foto: Reuters)

Russland drängt mit Getreide-Exporten nach Südostasien

Russland positioniert sich neu auf dem Weltmarkt für Getreideexporte. Präsident Wladimir Putin steuert gezielt auf große Märkte in Südostasien zu. Die neue Exportstrategie läuft seit dem 1. Juli und wird von der staatlichen Agentur Agroexport koordiniert. Agenturchef Ilya Ilyushin erklärte am Donnerstag, dass Länder wie Vietnam, Indonesien, Malaysia, die Philippinen und auch Bangladesch im Fokus stehen. Ziel ist es, russisches Getreide außerhalb der traditionellen Absatzmärkte wie Ägypten und der Türkei zu verkaufen.

Russland ist aktuell der weltweit größte Weizenexporteur. Laut Ilyushin ist die neue Strategie nötig, weil einige Länder – etwa die Türkei – Importstopps verhängen, um die eigenen Bauern zu schützen. Im vergangenen Jahr konnte Russland seine Weizenlieferungen nach Vietnam vervierfachen. Das zeigt den Appetit und die Kaufkraft der südostasiatischen Märkte. Mit einem Exportvolumen von rund 45 Millionen Tonnen Weizen (Vorjahr: 44 Millionen Tonnen) bleibt Russland auch für die aktuelle Saison ambitioniert.

Moskau jagt neue Getreide-Märkte: Vietnam & Co im Visier

Im neuen Exportjahr strebt Russland einen Getreideertrag von 135 Millionen Tonnen an. Das bedeutet ein Plus von 4 Prozent – trotz Dürren in manchen Regionen. Besonders im Blick: Länder mit wachsender Bevölkerung und steigender Nachfrage nach Lebensmitteln. Das bestätigt auch Ilyushin: „Unsere gegenwärtige Strategie ist der Eintritt in den südostasiatischen Markt. Vietnam, Bangladesch, Malaysia und die Philippinen sind große Länder mit erheblicher Kaufkraft und Importbedarf.“

Bangladesch zählt mittlerweile zu den Top-Drei-Abnehmern russischen Weizens weltweit. Die wirtschaftliche Bedeutung ist enorm: Der Wert der russischen Getreideexporte beträgt bei aktuellen Preisen mehrere Milliarden Euro – das entspricht rund 39,5 Milliarden Thai Baht (THB). Durch die Diversifizierung der Absatzmärkte will Moskau seine Position am Weltmarkt festigen und neue Partner gewinnen.

Wettlauf um den Korn-Deal: Russland gegen USA, Australien & Kanada

Die Konkurrenz schläft nicht. Eduard Zernin, Vorstandsmitglied im Verband der russischen Getreideproduzenten und CEO des Agrarkonzerns Bio-ton, sieht einen harten Wettbewerb auf Russland zukommen. Vor allem Australien, die USA und Kanada liefern ebenfalls riesige Mengen nach Südostasien. „Das ist eine starke Gruppe mit ehrgeizigen Konkurrenten. Sie verfolgen eigene Ziele und Geschäftsmodelle. Wir müssen auf einen schärferen Wettbewerb vorbereitet sein“, warnt Zernin.

Für Russland bedeutet das: Preiskampf, Qualitätssicherung und flexible Lieferstrukturen werden entscheidend sein. Die Wettbewerber setzen auf modernste Technologien und bewährte Handelspartner in Asien. Russlands Antwort: Ein breit aufgestelltes Exportprogramm, das Stabilität garantiert und Lieferausfälle vermeiden soll. Für die Zukunft bleibt der asiatische Markt ein zentrales Ziel russischer Exportpolitik. Die nächsten Monate werden zeigen, wie gut sich Putins Strategie gegen die westliche Konkurrenz behaupten kann.

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