Bangkok – In den letzten Wochen hat ein bedeutender Skandal die buddhistische Gemeinschaft Thailands erschüttert. Im Zentrum steht Wilawan Emsawat, eine 35-jährige Frau, die von den Medien „Sika Golf“ genannt wird. Sie wurde am 15. Juli 2025 in ihrem Haus in der Provinz Nonthaburi verhaftet und steht im Verdacht, hochrangige Mönche erpresst und Tempelgelder unrechtmäßig erhalten zu haben. Der Fall hat weitreichende Konsequenzen für die beteiligten Mönche und die öffentliche Wahrnehmung des buddhistischen Klerus in Thailand.
Hintergrund des Falls
Die Ermittlungen begannen, nachdem der Abt des bekannten Tempels Wat Tritosathep in Bangkok, Phra Thepwachirapamok, plötzlich sein Amt niederlegte und verschwand. Dies führte zu einer intensiven polizeilichen Untersuchung unter der Leitung von Generalleutnant Jaroonkiat Pankaew, stellvertretender Leiter des Zentralen Ermittlungsbüros (CIB). Die Ermittlungen deckten auf, dass Wilawan Emsawat über einen Zeitraum von drei Jahren etwa 385 Millionen Baht (ca. 10 Millionen Euro) von verschiedenen Mönchen erhalten hatte, teilweise aus Tempelgeldern.
Die Polizei beschlagnahmte bei einer Durchsuchung ihres Hauses über 80.000 Fotos und 5.000 Videos, die mutmaßlich für Erpressungszwecke genutzt wurden. Wilawan Emsawat wird vorgeworfen, enge Beziehungen zu mehreren hochrangigen Mönchen aufgebaut und diese Beziehungen ausgenutzt zu haben, um finanzielle Vorteile zu erlangen. Ein Großteil des Geldes soll laut Polizei in Online-Glücksspiele geflossen sein.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Thailand
Nach dem thailändischen Sangha-Gesetz von 1962 (mit Änderungen) ist es Mönchen verboten, gegen die klösterlichen Regeln wie Keuschheit zu verstoßen. Verstöße führen in der Regel zum Ausschluss aus dem Mönchsstand, wie es bei mindestens 13 Mönchen geschehen ist, die in Verbindung mit diesem Fall stehen. Das weltliche Recht, insbesondere das thailändische Strafgesetzbuch, sieht jedoch keine Strafen für Personen vor, die sexuelle Beziehungen mit Mönchen eingehen, da dies primär ein Verstoß gegen religiöse Regeln ist.
Wilawan Emsawat wurde daher nicht wegen ihrer Beziehungen zu Mönchen, sondern wegen finanzieller Vergehen angeklagt, darunter:
- Unterstützung der Veruntreuung von Tempelgeldern durch Amtsträger,
- Beihilfe zum Amtsmissbrauch,
- Verschwörung zur Geldwäsche und Geldwäsche.
Diese Anklagen basieren auf nachgewiesenen Geldflüssen von Tempelkonten zu ihren privaten Bankverbindungen. Ein Beispiel ist die Überweisung von 380.000 Baht aus den Geldern des Tempels Wat Chujit Dhammaram in Ayutthaya durch einen Mönch.
Reaktion der Behörden
Der Skandal hat nicht nur die buddhistische Gemeinschaft, sondern auch die thailändischen Behörden unter Druck gesetzt. Der nationale Polizeichef, General Kittirat Panphet, kündigte die Einrichtung eines temporären Unterstützungszentrums für buddhistische Angelegenheiten an, das Beschwerden über Fehlverhalten von Mönchen entgegennehmen und untersuchen soll. Dieses Zentrum arbeitet mit der Polizei, der Nationalen Antikorruptionskommission, der Antikorruptionskommission für den öffentlichen Sektor, dem Amt für Geldwäschebekämpfung und dem Amt für Nationalen Buddhismus zusammen.
Der Oberste Patriarch Thailands äußerte durch den amtierenden Premierminister Phumtham Wechayachai seine Besorgnis und betonte, dass Verstöße gegen die klösterlichen Regeln die Höchststrafe – den Ausschluss aus dem Mönchsstand – nach sich ziehen. Er forderte zudem entschlossenes Handeln in weltlichen Angelegenheiten und unterstützt Vorschläge zur Änderung von Gesetzen, um solche Vorfälle in Zukunft strenger zu ahnden.
Beteiligte Mönche
Bis zum 17. Juli 2025 haben 13 Mönche, die in Verbindung mit Wilawan Emsawat standen, ihre Roben abgelegt. Diese Mönche stammen aus verschiedenen Tempeln in Zentral- und Nordthailand, darunter:
- Phra Thepwachirapamok, Abt des Wat Tritosathep Worawihan, Bangkok
- Phra Palat Suraphon, Abt von Wat Phromkesorn, Phitsanulok
- Phra Thepwachirathiraphon, Abt von Wat Phraphutthachai, Saraburi
- Phra Thepwachirathirakun, stellvertretender Abt des Wat Paknam Phasicharoen, Bangkok
- Phra Maha Bunloet, Mönch im Wat Mai Yai Paen, Bangkok
- Phra Khru Siriviriyathada, stellvertretender Abt des Wat Sothorn Wararam, Chachoengsao
- Phra Pariyatthada, stellvertretender Abt des Wat Kalyanamitworamahawihan, Bangkok
- Phra Theppatcharaphon, Abt von Wat Chujitthammaratram, Ayutthaya
- Phra Thepwatcharasitthimethi, Abt von Wat Tha Luang, Phichit
- Phra Ratchratanasuthi, Provinzial-Kirchenoberhaupt, Phitsanulok
- Phra Theppawaramethi, stellvertretender Abt des Wat Prayurawongsawasworawihan, Bangkok
- Phra Khru Sri Rattanaw3. Phra Khru Sri Rattanawichian, Abt von Wat Tha Bua Thong, Phichit
- Phra Maha Thiwakorn Deeprai, Abt von Wat Yai Chom Prasat, Samut Sakhon
Wilawan Emsawats Hintergrund
Wilawan Emsawat, die aus der Provinz Phichit stammt, beschrieb sich in einem Interview mit der Talkshow „Hone Krasae“ als eine Person aus einfachen Verhältnissen. Sie wuchs in Armut auf, nachdem ihr Vater die Familie verließ, und ihre Mutter verdiente als Autopflegerin nur 80 Baht pro Tag. Nach ihrem Umzug nach Bangkok arbeitete sie im Einzelhandel und hatte mehrere gescheiterte Beziehungen, unter anderem mit dem Vater ihres ersten Kindes. Sie erklärte, dass ihre finanziellen Schwierigkeiten und die Verantwortung für ihre drei Kinder sie motivierten, Beziehungen zu Mönchen aufzubauen, die sie finanziell unterstützten.
Emsawat betonte, dass sie Kontakte zu Mönchen ausschließlich über soziale Medien knüpfte und nicht aktiv Tempel besuchte, um Verdienste zu erwerben. Sie gab an, dass viele Mönche sie um Treffen baten, und nutzte diese Kontakte, um ihren Lebensstandard zu verbessern, unter anderem durch den Erwerb von Luxusgütern und die Teilnahme an Online-Glücksspielen.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Der Skandal hat in Thailand, wo über 90 % der Bevölkerung dem Buddhismus angehören, erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Mönche gelten traditionell als moralische und spirituelle Vorbilder, weshalb die Vorfälle die Öffentlichkeit schockiert haben. Die „Bangkok Post“ bezeichnete den Fall als einen der größten Skandale in der Geschichte des thailändischen Buddhismus, da er die Integrität hochrangiger Geistlicher infrage stellt und die Finanzströme in Tempeln ins Rampenlicht rückt.
Die Ermittlungen haben auch eine Debatte über die Verwaltung von Tempelgeldern angestoßen, die oft beträchtliche Summen umfassen, da Tempel Spenden und Gebühren für religiöse Dienstleistungen erhalten und steuerfrei sind. Einige Mönche sollen Gelder aus Tempelkassen verwendet haben, um Zahlungen an Emsawat zu leisten, was die Notwendigkeit einer strengeren Aufsicht verdeutlicht.
Ausblick
Die Polizei hat angekündigt, die Untersuchungen fortzusetzen und nicht nur die entkleideten Mönche, sondern auch andere Personen, die in mögliche Korruption verwickelt sind, ins Visier zu nehmen. Generalmajor Prasong Chalermphan, Leiter der Antikorruptionsabteilung des CIB, erklärte, dass Wilawan Emsawat die gegen sie erhobenen Anklagen gestanden habe. Die Ermittlungen konzentrieren sich weiterhin auf die Rückverfolgung finanzieller Transaktionen und die Identifizierung weiterer Beteiligter.
Der Skandal hat die thailändische Gesellschaft dazu angeregt, über die Rolle von Mönchen, die Verwaltung von Tempelgeldern und die Notwendigkeit rechtlicher Reformen zu diskutieren. Vorschläge im Senat zielen darauf ab, Gesetze zu ändern, um Personen, die Mönche zu Verstößen gegen klösterliche Regeln verleiten, strafrechtlich verfolgen zu können.



