Thailand pokert um US-Zölle, EU droht mit Gegenmaßnahmen

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Amarin TV

USA verweigert Antwort: Thailand kämpft um Null-Zoll auf US-Waren

Thailand wartet derzeit gespannt auf eine Antwort der US-Regierung zu einem neuen Vorschlag: Bereits am 17. Juli legte Vizepremierminister Pichai Chunhavajira den Amerikanern das Angebot vor, auf über tausend US-Produkte die Importzölle auf null zu senken. Ziel: Thailand will eine drohende Strafzoll-Welle in Höhe von 36 % auf seine Exporte in die USA abwenden – das entspricht aktuell Belastungen von umgerechnet rund 33,57 Milliarden Baht (ca. 854 Millionen Euro) jährlich. Im Unterschied zu Vietnam und Indonesien, die sich mit Zollraten von 20 % beziehungsweise 19 % abfinden mussten, setzt Thailand alles auf Null-Zoll – doch die US-Seite schweigt bislang.

Pichai Chunhavajira warnte vor Risiken für die eigene Wirtschaft: Sollte Thailand den USA exklusive Vorteile gewähren, könnten andere Nationen ähnliche Forderungen stellen. Besonders landwirtschaftliche Betriebe sieht er gefährdet. Er betont, dass ein Deal nur dann tragfähig ist, wenn beide Seiten profitieren und thailändische Kernbranchen geschützt bleiben. Offizielle US-Stellungnahmen gibt es keine – das Patt vertieft die Unsicherheit für Thailands Wirtschaft.

EU schlägt zurück: Anti-Maßnahmen gegen US-Strafzölle geplant

Während Thailand auf ein Signal aus Washington wartet, setzt die Europäische Union auf Gegenwehr. Auslöser: Ein US-Zollhammer von Präsident Donald Trump, der ab dem 1. August zusätzliche 30-Prozent-Zölle auf EU-Produkte androht – betroffen sind vor allem deutsche Autos und Maschinen. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und seine Kollegen prüfen deshalb Varianten zur Vergeltung. Im Gespräch: gezielte Einschränkungen für amerikanische Firmen bei öffentlichen Ausschreibungen oder im Dienstleistungssektor.

Hinter den Kulissen sorgt die mögliche Einführung des Anti-Coercion Instruments (ACI) für Diskussionen. Das ACI zielt darauf ab, Handelspartner wie die USA bei Druckversuchen zu treffen. Während Frankreich klar zum ACI steht, äußern andere EU-Staaten noch Bedenken. Künftig könnte die Europäische Kommission mit qualifizierter Mehrheit weitreichende Maßnahmen gegen US-Unternehmen umsetzen – ein Schritt, der ursprünglich gegen China gedacht war, nun aber auch als Signal an die USA dient.

Handelskrimi mit Countdown: August bringt Entscheidung für Thailand und Europa

Spätestens am 6. August steht die internationale Handelspolitik vor einer Weggabelung. Für Thailand läuft die Frist für eine US-Antwort ab – eine Ablehnung würde die Exportwirtschaft massiv treffen und tausende Arbeitsplätze gefährden. Die thailändische Regierung betont, dass gegenseitige Vorteile, besonders für sensible Branchen wie die Landwirtschaft, Voraussetzung für einen Kompromiss sind.

Auch die EU bereitet sich auf eine angespannte Schlussphase vor. Die Debatte um das ACI und mögliche Investitionsbeschränkungen gewinnt an Fahrt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärt, dass der Einsatz des Instruments nur „in außergewöhnlichen Situationen“ erfolgen solle. Doch die Zeichen stehen auf Konfrontation: Die Lage bleibt angespannt, der August wird zeigen, wer am Ende im internationalen Handel die besseren Karten hat – mit weitreichenden Folgen für Landwirtschaft, Industrie und Konsumenten diesseits und jenseits des Atlantiks.

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