Die thailändische Regierung vertagt die Legalisierung von Casinos

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Thailands Tourismus kämpft ohnehin mit zahlreichen Herausforderungen. Dazu zählen vorwiegend sicherheitspolitische Entwicklungen, die dazu führten, dass zahlreiche Touristen ihre Reisen nach Thailand stornieren ließen. Dem wollte die thailändische Regierung mit der Ankündigung neuer Angebote entgegenwirken, doch der scheinbar geschickte Schachzug ging nach hinten los, denn die Politik hatte den massiven Widerstand im Land unterschätzt.

Konkret geht es um die Entwicklung zahlreicher Hotel- und Casinoprojekte in Thailand. Das Land wollte sich hier neu positionieren und Thailand zu einem Zentrum für Casinos im asiatischen Raum entwickeln. Doch die Proteste begannen bereits nach der Ankündigung und halten bis jetzt an.

Grenzkonflikt mit Kambodscha

Daneben geriet Thailand zu allem Überfluss auch noch in einen Konflikt mit dem Nachbarland Kambodscha. Die Grenzziehung zwischen den beiden Nationen ist seit Langem umstritten. Die Lage schaukelte sich zuletzt wieder hoch und führte zu einem Konflikt, der beinahe in einem möglichen Krieg endete.

Kambodscha und dessen Casino-Industrie im grenznahen Poipet sind Thailand schon seit Langem ein Dorn im Auge. Schließlich war Glücksspiel bisher in Thailand verboten, dementsprechend strömten viele Thailänder über die Grenze, um in den Casinos von Poipet zu spielen. Das sorgte dort für hohe Umsätze. Doch der Grenzkonflikt brachte diese in Kambodscha beinahe zum Erliegen. Nicht nur die Casinos, sondern auch die Hotels und Restaurants verzeichneten Besucherrückgänge von bis zu 80 Prozent. Grenzschließungen sperrten die Besucher aus, beide Länder verlegten Soldaten an die Grenzen zum jeweiligen Nachbarland.

Die Zivilgesellschaft probte den Aufstand

Thailand kam diese Entwicklung gar nicht so ungelegen, schließlich plante man den Aufbau einer eigenen Glücksspielindustrie. Davon abgesehen vermutet Thailand im Nachbarland kriminelle Netzwerke, die in den Bereichen Wirtschaft und Politik zu finden sind. Diese würden Geldwäsche und Menschenhandel betreiben und daneben auch die Wirtschaftstreibenden in Thailand zur Geldwäsche animieren. Das zeigt auch der Fall des kambodschanischen Casino-Bosses Kok An. Der Fall reicht bis in die höchsten Kreise Kambodschas. Mittlerweile jagt Interpol den flüchtigen Geschäftsmann, Thailand hat zahlreiche Vermögenswerte des Gesuchten beschlagnahmt.

Eigene Casino-Resorts sollten zukünftig das Geld im Land halten und den Tourismus wieder ankurbeln. Doch es sollte vorerst bei dem Plan bleiben, denn der Widerstand in Thailand war zu groß. Dieser regte sich schnell nicht nur in konservativen Kreisen, sondern auch in der Zivilgesellschaft bei sozialen Organisationen und religiösen Gruppen. Diese erzwangen jetzt einen Stopp der Pläne. Die Regierungspartei verkündete eine Nachdenkpause und kündigte gleichzeitig zahlreiche Amnestiegesetze an, um die Bevölkerung zu beruhigen.

Ein breites Unterhaltungsangebot sichert die Konkurrenzfähigkeit

Für die internationale Casino-Branche wäre eine Umsetzung der ursprünglichen Pläne eine große Chance. Immerhin drohen die Online-Casinos den herkömmlichen Spielbanken den Rang abzulaufen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Im Netz gibt es weder Öffnungszeiten noch Kleidungsvorschriften oder Begrenzungen des Angebots. Online-Casinos agieren zumeist über alle Ländergrenzen hinweg, und das nicht immer zur Freude von Glücksspielmonopolisten.

Dies gilt sinngemäß auch für die Schweiz, wo die Gesetzgebung keine Lizenzen an ausländische Betreiber erlaubt. Schweizer Online-Casinos sind ausschließlich jenen stationären Casinos vorbehalten, die ohnehin im Land tätig sind, das zeigt auch die Liste von Casino.ch. Um dem Erfolg der Online-Casinos etwas entgegenzusetzen, finden stationäre Spielbanken ihren Platz immer öfter, eingebettet in riesigen Unterhaltungskomplexen. Diese beinhalten nicht nur Ressorts und Shopping-Center, sondern auch Theater und Konferenzcenter. Doch Thailand muss weiterhin auf die Umsetzung dieser Unterhaltungstempel warten, der Widerstand im Land war einfach zu groß.

Der Stopp kostet Thailand Milliarden an Steuereinnahmen

Für Thailand bedeutet die Notbremsung bei der Umsetzung dieser Pläne Einnahmen in Milliardenhöhe. Zwar waren Investitionskosten in Milliardenhöhe veranschlagt worden, doch diese hätten zusätzliche Steuereinnahmen von bis zu 12 Milliarden Dollar pro Jahr einbringen sollen. Doch davon kann vorerst keine Rede sein.

Selbst die Beteuerung der Regierung, gleichzeitig mit der Legalisierung des Glücksspiels internationale Standards beim Spielerschutz einzuführen, konnte die Lage nicht beruhigen. Doch die eigene Bevölkerung ist nicht der einzige Gegner, den Thailand besänftigen muss.

China droht mit Vergeltungsmaßnahmen

Mindestens genauso wichtig ist der Widerstand Chinas. Der mächtige Nachbar im Norden hat laut Medienberichten der thailändischen Premierministerin Paetongtarn Shinawatra mehrfach gedroht, sollte Thailand seine Casino-Pläne nicht zu den Akten legen.

China ist die Umsetzung ein Dorn im Auge. Präsident Xi warnte demnach Thailand vor massiven Einbrüchen in den Bereichen Investitionen, Tourismus und Handel, sollte das Land an seinen Plänen festhalten. Dann möchte China Gegenmaßnahmen einleiten, die die Beziehungen zwischen den beiden Ländern stark belasten werden.

China fürchtet offenbar Konkurrenz für sein eigenes Glücksspielzentrum in Macao und den Abfluss von Kapital aus dem eigenen Land. Die Folgen dieser Drohungen sind laut der lokalen Wirtschaft in Thailand bereits spürbar. Die Besucherströme aus China sind demnach um rund 40 Prozent zurückgegangen, das belastet nicht nur den Handel, sondern auch die für Thailand so wichtige Tourismusbranche.

Zwar hat die thailändische Regierung das geplante Casino-Gesetz bereits von der parlamentarischen Tagesordnung genommen, doch das reicht China anscheinend nicht. Das Land will, dass Thailand endgültig von seinen Plänen Abstand nimmt, doch dies scheint vorläufig nicht der Fall zu sein. Das Moratorium gilt vorerst nur für einen Monat. Anfang August möchte die thailändische Regierung einen erneuten Anlauf zur Beschlussfassung unternehmen. 

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