Grenzlage bleibt angespannt

Medienstreit: Thailand und Kambodscha im Faktenkrieg
Prachachat

Drohne aus Kambodscha dringt in Thailand ein
Regierung warnt vor Falschmeldungen

Bangkok / Sa Kaeo – Die thailändische Regierung hat am Sonntagmorgen über die Lage an der Grenze zu Kambodscha informiert. Regierungssprecher Jirayu Huangsap erklärte, dass es in der Nacht keine gewaltsamen Auseinandersetzungen gegeben habe. Dennoch bleibt die Lage angespannt – insbesondere nach dem Auftauchen einer nicht identifizierten Drohne in der Provinz Sa Kaeo.

Jirayu appellierte an die Öffentlichkeit, Informationen ausschließlich aus offiziellen Quellen zu beziehen. „Bitte lassen Sie sich nicht von Falschmeldungen in sozialen Netzwerken in die Irre führen“, so der Sprecher. Die Verbreitung unbestätigter Berichte könne unnötige Panik und Missverständnisse in der Bevölkerung auslösen.

Drohne in Aranyaprathet gesichtet

Gegen 21:00 Uhr am Samstagabend berichteten Anwohner und freiwillige Sicherheitskräfte (Chor Ror Bor) im Distrikt Aranyaprathet, Provinz Sa Kaeo, von einer Drohne, die offenbar aus kambodschanischem Gebiet in den thailändischen Luftraum eindrang. Ein Reporterteam, das sich in einem Beobachtungsposten rund zwei Kilometer von der Grenzlinie entfernt befand, konnte den Vorfall bestätigen.

Während eines Interviews mit Dorfbewohnern sei plötzlich eine Drohne gesichtet worden, die etwa zwei Kilometer tief in thailändisches Hoheitsgebiet geflogen sei. Die Herkunft ist bislang nicht abschließend geklärt, die Flugbewegung deutet jedoch darauf hin, dass sie aus Kambodscha gestartet wurde. Die zuständigen Behörden haben Ermittlungen aufgenommen.

Seitdem herrscht in der Region erhöhte Wachsamkeit. Bewohner und örtliche Sicherheitskräfte patrouillieren verstärkt, um auf weitere Grenzverletzungen schnell reagieren zu können.

Regierung reagiert auf Fake-News-Welle

Die Warnung der Regierung erfolgt auch vor dem Hintergrund einer wachsenden Flut von Falschinformationen im Internet. Besonders in den sozialen Medien kursieren derzeit zahlreiche unbestätigte oder manipulierte Berichte über angebliche Gefechte, Tote und militärische Operationen an der Grenze.

Laut dem thailändischen Ministerium für digitale Wirtschaft und Gesellschaft waren in der vergangenen Woche Falschmeldungen wie „Thai-Soldaten enthaupten kambodschanische Soldaten“ oder „140 thailändische Soldaten sterben am Preah-Vihear-Tempel“ besonders weit verbreitet. Diese Informationen wurden inzwischen als erfunden entlarvt. Die entsprechenden Bilder stammten aus einem humanitären Einsatz, bei dem thailändische Soldaten am 27. Juli die Leichname von zwölf getöteten kambodschanischen Soldaten zur ordnungsgemäßen Rückführung übergaben.

„Die Lage ist ernst genug – da braucht es keine Gerüchte, die die Spannungen weiter anheizen“, sagte Ministeriumssprecher Wetang Phuangsap. Die Bevölkerung solle Informationen prüfen und nur auf offiziellen Kanälen verfolgen.

„Ein Nachbar wird zum Feind“

Der bekannte thailändische Journalist Pravit Rojanaphruk kommentierte die aktuelle Lage mit besorgniserregenden Worten: „Ein Nachbarland ist zu einem ‚Feindstaat‘ geworden. Statt morgens den Wetterbericht zu prüfen, schauen wir jetzt zuerst nach, ob es in der Nacht Grenzgefechte gegeben hat.“

Die thailändischen Streitkräfte stehen laut Armeeführung in erhöhter Bereitschaft. Gleichzeitig betonen Regierungsstellen, dass man trotz der Spannungen an einer Deeskalation interessiert sei und gezielte Provokationen vermeiden wolle.

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