Unfall in Thailand: Warum eine Leserin lieber Schuld übernimmt als klagt

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Gemini

Wenn Schuld zur Existenzfrage wird

Nach unserem Artikel über einen Verkehrsunfall, bei dem eine Dashcam die Schuldfrage klären konnte, meldete sich eine Leserin mit einer überraschenden Sichtweise zu Wort: Für sie ist ein Schuldeingeständnis kein Makel – sondern ein Zeichen von Mitgefühl.

„Was ist denn so schlimm daran, schuld zu sein?“, fragt sie. In Thailand, wo viele Verkehrsteilnehmer keine oder nur sehr eingeschränkte Versicherungen besitzen, könne ein offizieller Schuldspruch schwere Konsequenzen haben. Nicht selten bedeutet das den Verlust der Arbeitsfähigkeit, hohe Reparaturkosten oder sogar die Bedrohung der Existenz.

„Ich bin schuld – und es ist okay“

Die Leserin selbst hat eine First-Class-Versicherung, die alle Schäden übernimmt – und das bislang ohne Beitragsaufschlag. Für sie ist klar: „Ich bin schuld. Aber ich versuche beim Gegenüber zu erreichen, dass er beim nächsten Mal ein bisschen vorsichtiger fährt.“ Dabei gehe es ihr nicht um juristische Feinheiten, sondern um Menschlichkeit im Alltag.

Diese Haltung mag für viele westliche Leser ungewohnt sein. In Deutschland regeln Versicherungen jeden Schaden minutiös, und wer nicht auf sein Recht pocht, zahlt am Ende oft selbst drauf. In Thailand dagegen sind soziale Unterschiede und fehlende Absicherungen Alltag – und verlangen manchmal auch ein anderes Denken.

Der soziale „Return“: Respekt statt Rechthaberei

Ihre Erfahrung zeigt, dass diese Haltung nicht nur dem Unfallgegner hilft. Auch im Alltag wird sie dafür belohnt: „Die Polizisten, die involviert waren, wissen darum. Und von denen werde ich höflich gegrüßt. Bei einem kleinen Vergehen winken sie mich einfach weiter.“ Ein Zeichen von Respekt, das sich nicht erzwingen lässt.

Am Ende stellt sie eine Frage in den Raum: Müssen wir wirklich immer gewinnen? Oder reicht es manchmal, einfach nur ein mitfühlender Mensch zu sein?


Hinweis der Redaktion:
Wie sehen Sie das? Haben Sie in Thailand ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreiben Sie uns Ihre Meinung unter diesem Beitrag – oder senden Sie uns Ihre eigene Geschichte an redaktion@wochenblitz.com.

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