Ein schillernder Aufstieg: Von Bonn über Paris bis nach Dubai
Alex M., geboren in Bonn, durchlief eine ungewöhnliche Karriere. Nach dem Wehrdienst und ersten Erfahrungen im Vertrieb zog es ihn 2013 nach Paris, wo er ein Versicherungsunternehmen gründete. Parallel beendete er ein Ingenieurstudium in Deutschland. Erste Berührungspunkte mit Kryptowährungen hatte Alex bereits 2010, doch seine Mining-Versuche blieben erfolglos. Erst ab 2015 stieg er aktiver in den Kryptohandel ein – ein Schritt, der sein Leben prägen sollte.
Seine Lebensstationen spiegeln seinen internationalen Anspruch wider: Alex lebte eigenen Angaben zufolge in Deutschland, Frankreich, der Ukraine, Thailand und mittlerweile in Dubai. Dort präsentierte er sich öffentlich als erfolgreicher Investor und Unternehmer mit globalem Netzwerk.
Trading-Erfolge und der Mythos vom Selfmade-Millionär
Ab dem Sommer 2018 baute Alex sein öffentliches Profil als Krypto-Trader systematisch aus. Mit einem Startkapital von nur rund 5.000 US-Dollar will er sein Vermögen binnen weniger Monate auf mehrere Millionen vergrößert haben – laut eigenen Aussagen durch kluges Krypto-Trading während seiner Zeit in Kiew.
Ein früher unternehmerischer Erfolg war laut ihm der Aufbau eines Fiat↔Bitcoin-Handelservices, der angeblich „ohne physischen Sitz“ zur größten Plattform dieser Art wurde. Medien wie die Khaleej Times lobten ihn als „Pionier“ der digitalen Finanzwelt.
Neben dem Handel gründete Alex diverse Start-ups: Ein Copy-Trading-Portal, ein KI-gestützter Trading-Bot, eine Autovermietung in Dubai und eine Beteiligung am Nachtclub „Pasha“ auf der griechischen Insel Ios zählen laut seiner Website zu seinem Portfolio. Besonders hervorgehoben wird auch seine Rolle als Chief Investment Officer des Fitness-Krypto-Projekts FitBurn, das mit einem „Burn-to-Earn“-Modell rund 1,4 Millionen US-Dollar einsammelte.
Der Influencer: Bühne Social Media
Die Selbstinszenierung war stets Teil seiner Strategie: Über seinen YouTube-Kanal AMCrypto versorgte Alex zehntausende Follower mit täglichen Marktanalysen und Trading-Tipps. Auf Instagram, TikTok und in Podcasts inszenierte er sich als Visionär der digitalen Finanzrevolution.
Medien wie die Khaleej Times, Village Voice und diverse Krypto-Blogs zeichneten ein wohlwollendes Bild: Alex als „seriengründender Unternehmer“, charismatischer Speaker und Vorbild für eine Generation von Privatinvestoren.
Doch diese öffentlich zur Schau gestellte Erfolgsgeschichte bekommt nun Risse – mit schwerwiegenden Vorwürfen, die weit über geschäftliche Fehlentscheidungen hinausgehen.
Der Fall in Thailand: 40 Millionen Baht verschwunden
Am 23. Juli 2025 wurde Alex in Phuket verhaftet – der Vorwurf: schwerer Online-Betrug. Ein 65-jähriger australischer Rentner hatte Anzeige erstattet, nachdem er rund 40 Millionen Baht (etwa 1,1 Millionen US-Dollar) in ein angeblich lukratives Krypto-Investment bei Alex M. gesteckt hatte. Ihm wurde eine monatliche Rendite von 5–10 % versprochen, doch nach der Überweisung brach der Kontakt ab.
Laut der thailändischen Polizei konnte die Spur der Transaktionen bis zu einem deutschen Staatsbürger namens „Alex“ zurückverfolgt werden – in Phuket wohnend, mit Verbindungen zur internationalen Krypto-Szene. Das Gericht erließ daraufhin einen Haftbefehl. Alex ignorierte eine erste Vorladung, wurde jedoch kurz darauf festgenommen.
Ihm werden Computerbetrug und öffentliche Täuschung vorgeworfen – Straftaten, die in Thailand mit empfindlichen Haftstrafen geahndet werden können. Die Ermittlungen laufen, Alex weist bisher jede Schuld von sich. In einer ersten Stellungnahme behauptete er, sein Smartphone sei gestohlen worden und unbefugte Dritte hätten auf seine Systeme zugegriffen.
Die Schattenseiten des Krypto-Ruhms
Der Fall wirft ein grelles Licht auf die Schattenseiten der Krypto-Influencer-Szene. Alex, der sich jahrelang als Vorbild für digitale Finanzunabhängigkeit inszenierte, wird nun mit realen Justizbehörden konfrontiert. Während viele seiner Projekte auf Hochglanz polierten Websites und Social-Media-Plattformen präsentiert wurden, ist über deren tatsächliche rechtliche Struktur und wirtschaftliche Nachhaltigkeit wenig bekannt.
Die thailändischen Behörden prüfen derzeit, ob es weitere Geschädigte gibt. Auch mögliche Verbindungen zu anderen Investorenprojekten und Plattformen von Alex werden analysiert. In Krypto-Foren wird inzwischen spekuliert, ob der Fall nur die Spitze eines Eisbergs sein könnte – oder ein bedauerlicher Einzelfall in einem ansonsten legitimen Unternehmertum.
Ein Fall mit Signalwirkung?
Ob Alex am Ende verurteilt wird oder nicht – sein Fall dürfte Auswirkungen über Thailand hinaus haben. Er zeigt, wie dünn die Grenze zwischen vermeintlichem Erfolg und strafrechtlicher Verantwortung in der Krypto-Welt sein kann. In einer Branche, die oft schneller wächst als die Regulierung, geraten Influencer zunehmend ins Visier von Strafverfolgern.
Noch ist unklar, wie das Verfahren gegen Alex ausgeht. Doch der einstige „Krypto-Star“ sieht sich nun einer Realität gegenüber, in der nicht mehr Likes und Follower zählen, sondern die nüchternen Fakten eines Ermittlungsverfahrens.
Quellen: Khaleej Times, The Nation, Khaosod English, Village Voice, Alex M. Social-Media-Kanäle und Webauftritte (Stand: August 2025).



