Boeing als strategisches Gut in den US-Handelsgesprächen
Die Bedeutung des US-Luftfahrtunternehmens Boeing reicht weit über die Rolle als Rüstungs- und Zivilflugzeughersteller hinaus. Seit Jahrzehnten zählt Boeing zu den wichtigsten Exporteuren der Vereinigten Staaten. Im Jahr 2022 lag der Anteil ziviler Flugzeuge an den gesamten US-Ausfuhren bei 4,1 Prozent, wie Daten des Magazins Forbes zeigen. Damit rangiert das Produkt direkt hinter Energiegütern.
Boeing beschäftigt weltweit über 172.000 Menschen, davon rund 147.000 in den USA. Der Konzern mit Sitz in Arlington, Virginia, gehört zu den Schwergewichten der US-Industrie. Wirtschaftswissenschaftliche Analysen des US-Instituts IMPLAN haben errechnet, dass ein zweiwöchiger Streik von 30.000 Beschäftigten im September 2024 das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten um über eine Milliarde Dollar reduzierte.
Thailand kündigt Großbestellung an
Im Rahmen laufender Gespräche zwischen Thailand und den USA über Zollfragen hat Vizepremierminister und Finanzminister Pichai Chunhavajira am 1. August öffentlich erklärt, dass die nationale Fluggesellschaft Thai Airways eine große Bestellung von Boeing-Flugzeugen plane. Die Rede war von einem gestaffelten Kauf über fünf bis zehn Jahre.
Am 4. August bestätigte Lavaron Sangsnit, Staatssekretär im Finanzministerium und Vorsitzender des Verwaltungsrats von Thai Airways, dass bereits ein Vertrag über den Kauf von 45 Boeing-Maschinen abgeschlossen worden sei. Weitere 35 Flugzeuge sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Der Kaufplan, so Sangsnit, stehe jedoch in keinem Zusammenhang mit den laufenden Verhandlungen zur US-Zollpolitik. Der derzeitige US-Zollsatz auf thailändische Produkte liegt bei 19 Prozent.

Weitere Länder nutzen Boeing als Verhandlungspfand
Auch andere Länder, deren Exporte von US-Zöllen betroffen sind, setzen auf großvolumige Boeing-Bestellungen. In Malaysia, ebenfalls mit einem Zollsatz von 19 Prozent belegt, wurde der Kauf von 26 Boeing-Maschinen im Gesamtwert von 19 Milliarden US-Dollar bekanntgegeben. Die Lieferungen erfolgen in zwei Phasen mit je 13 Maschinen.
Japan hat laut Mitteilung des Weißen Hauses vom 23. Juli eine Einigung mit den Vereinigten Staaten erzielt. Bestandteil dieser Vereinbarung ist die Bestellung von 100 Boeing-Passagierflugzeugen. Weitere Details zur Ausgestaltung der Vereinbarung wurden bisher nicht veröffentlicht.
Indonesien plant nach Angaben der staatlichen Fluglinie Garuda die Erneuerung und Erweiterung ihrer Flotte auf 120 Maschinen in den kommenden fünf Jahren. In diesem Zusammenhang wurde der Kauf von 50 Boeing-Flugzeugen beschlossen. Ob alle Neubeschaffungen von Boeing stammen werden, ist bislang nicht bekannt. Auch Indonesien unterliegt derzeit einem Zollsatz von 19 Prozent.
Kambodscha hat zehn Maschinen des Typs Boeing 737 MAX 8 bestellt und sich eine Option auf zehn weitere gesichert. Die nationale Fluggesellschaft Air Cambodia erweitert damit ihre bisher sechs Maschinen umfassende Flotte erstmals um Flugzeuge des US-Herstellers. Die Entscheidung gilt zugleich als Signal an den chinesischen Produzenten COMAC, der ebenfalls auf dem regionalen Markt aktiv ist.
In Bangladesch wurde nach mehreren Verhandlungsrunden ein Zollabkommen mit den USA erzielt. Ein Bestandteil war die Bestellung von 25 Boeing-Flugzeugen, die im Juli 2025 bekanntgegeben wurde. Bangladesch war zuvor mit einem Zollsatz von 20 Prozent belegt.



