Ich sitze noch immer ein bisschen benommen am Küchentisch, während draußen die Mopedfahrer durch die Hitze ziehen, und versuche, das Erlebnis zu ordnen: Ein Hausbesuch der Thai Immigration, mitten in meinem Zuhause, und die Frage, ob ich wirklich verheiratet bin. Es fühlt sich an, als hätte jemand die Grenze zwischen Amt und Privatleben mühelos übersprungen.
Die Beamten kamen ohne viel Vorwarnung, höflich aber bestimmt. Sie wollten sehen, ob meine Ehe echt ist, ob wir zusammenleben, ob die Fotos, die Papiere und die Erklärung stimmen. Ich habe ihnen Dokumente gezeigt, habe erklärt, wie wir leben, und trotzdem blieb dieses unangenehme Gefühl, beobachtet und geprüft zu werden, als wäre unsere Zweisamkeit eine Sache, die man abgleichen muss.
In Thailand weiß man, wie schnell Gerüchte entstehen. Nach so einem Besuch sind die Nachbarn neugierig, die Gespräche an der kleinen Garküche nehmen eine andere Note an. Ich spüre die Blicke, das zufällige Vorbeigehen, und frage mich, ob diese Kontrolle wirklich dem Schutz dient oder oft nur die Menschen verunsichert, die ohnehin schon am Rande von Bürokratie und Alltag balancieren.
Ich verstehe natürlich, dass Behörden Missbrauch verhindern wollen. Aber für mich war das Gefühl überwältigend — als würde meine Beziehung auf seine Echtheit heruntergebrochen werden, als sei Vertrauen etwas, das man mit einem Stempel bestätigen kann. Ich habe geheiratet, weil ich es wollte, nicht weil ich einen Staatsbeamten überzeugen muss.
Die ganze Prozedur zieht an meinen Nerven. In Thailand hängt viel am Visumstatus: Arbeit, Miete, Alltag. Ein Zweifel der Behörden bedeutet oft große Ungewissheit. Ich kann nicht anders, als an die vielen kleinen Entscheidungen zu denken, die plötzlich unsicher werden, nur weil jemand an der Tür stand und fragte, ob ich wirklich verheiratet bin.
Freunde hier haben mir erzählt, dass solche Kontrollen vorkommen, manchmal gründlich, manchmal halbherzig. Ich merke, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind und wie willkürlich das manchmal wirkt. Das schafft Misstrauen nicht nur gegenüber den Behörden, sondern auch in der Gemeinschaft, weil jeder auf einmal das Gefühl hat, ausgeliefert sein zu müssen.
Ich wünsche mir mehr Menschlichkeit in solchen Prozessen. Es muss doch Wege geben, Missbrauch zu verhindern, ohne dass Menschen sich bloßgestellt fühlen. Ein Termin, klare Erklärungen, weniger überraschende Hausbesuche — das würde schon viel ändern. Thailand ist ein Land, das Wärme zeigt; ich wünsche mir, dass diese Wärme auch in Verwaltungsakten spürbar bleibt.
Für mich heißt das jetzt, dass ich meine Unterlagen noch einmal ordne, Freunde frage und versuche, Ruhe zu bewahren. Das ist leichter gesagt als getan, aber es hilft, nicht alles persönlich zu nehmen, auch wenn es schwerfällt. Manche Dinge darf man lassen, die Kontrolle über den eigenen Alltag gehört nicht dazu.
Am Ende bleibt die Frage: Wie viel Staat braucht es, um Sicherheit zu schaffen, und wie viel Freiraum muss der Einzelne behalten, damit Leben lebenswert bleibt? Ich hoffe, dass die Verantwortlichen darüber nachdenken und dass diejenigen, die kontrolliert werden, nicht nur Statistiken in einem Aktenordner sind.
Ich schließe mit dem Wunsch auf mehr Respekt und weniger Überraschungen an der Haustür — und mit der Bitte an alle Leser: Prüft eure Papiere, aber vergesst nicht, dass hinter jedem Dokument ein Leben, ein Zuhause und oft auch Gefühle stehen.
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