Korruptionsskandal in Tempel:
Millionen-Spenden verschwunden?
Ein berühmter thailändischer Tempel steht im Zentrum massiver Korruptionsermittlungen. Die Behörden untersuchen, ob über eine angeschlossene Stiftung Spendengelder in Millionenhöhe veruntreut wurden. Besonders brisant: Ein unfertiges HIV-Hospiz und verdächtige Grundstücksgeschäfte.
Ermittlungen mit System
Die Anti-Korruptionsabteilung (ACD) hat unter der Leitung von Polizeioberst Samoraphum Thaikaew eine großangelegte Untersuchung des Wat Phrabat Namphu eingeleitet. Im Fokus steht die Tempelstiftung, die offenbar als Schlupfloch für finanzielle Unregelmäßigkeiten genutzt wurde. „Gelder, die über Stiftungen abfließen, unterliegen milderen Strafen als direkte Tempelgelder“, erklärt der stellvertretende ACD-Kommandant. Dieser rechtliche Graubereich könnte bewusst ausgenutzt worden sein.
Besonders pikant: Die Stiftung verwaltet ein 2.000 Rai großes Landstück (etwa 3,2 km²) im Distrikt Nong Muang. Vor Ort fanden Ermittler ein unvollendetes HIV-Hospiz vor, dessen Bau zu 90 Prozent abgeschlossen ist, aber seit Jahren brachliegt. Medizinspenden wie Desinfektionsmittel, Masken und Medikamente lagern unter unwürdigen Bedingungen – teilweise bereits abgelaufen oder von Nagetieren verunreinigt.
Die rätselhaften Kontobewegungen
Der Direktor des Lopburi Provincial Buddhist Office, Veera Chamlong, hat erste finanzielle Ungereimtheiten aufgedeckt. Bei einer Routinekontrolle offenbarten sich acht Tempelkonten mit teils erschreckend niedrigen Guthaben – einige wiesen nur wenige Tausend Baht auf, obwohl der Tempel als wohlhabend gilt. „Seit Oktober 2024 gab es Bewegungen im niedrigen Millionenbereich“, so Veera. Doch wo sind die restlichen Spenden geblieben?
Ein Teil des Tempellands – immerhin sechs Rai – ist für 20 Jahre an die Khao Sam Yot City Municipality verpachtet. Doch besonders brisant sind Konten der Privatperson Jaifa Prachanath, die außerhalb der buddhistischen Aufsicht liegen. Hier vermuten Ermittler schwarze Kassen.
Rechtliche Grauzonen und politischer Handlungsbedarf
Das thailändische Strafrecht bestraft Diebstahl von Tempelgeldern besonders hart (§§ 147, 157). Wer jedoch Stiftungsgelder veruntreut, kommt mit milderen Sanktionen davon. „Hier brauchen wir dringend Gesetzesreformen“, fordert Polizeioberst Samoraphum. Das Innenministerium, das für Stiftungen zuständig ist, soll stärker kontrollieren.
Gleichzeitig steht der Tempel-Abbot unter Verdacht der Pflichtverletzung. Die Ermittlungen werden sich noch Wochen hinziehen, denn neben der Zentralen Untersuchungsbehörde sind auch Spezialisten für Umwelt- und Naturverbrechen eingebunden, um die komplexen Grundstücksgeschäfte zu durchleuchten.
Ein Skandal mit Symbolkraft
Der Fall Wat Phrabat Namphu trifft Thailand ins Mark. Der Tempel war bekannt für sein Engagement für HIV-Infizierte – doch das verfallene Hospiz symbolisiert nun gescheiterte Hoffnungen und veruntreutes Vertrauen. Während die Behörden Aktenberge sichten, fragen sich Spender: Wem kann man noch vertrauen?



