Thailand kämpft mit einer verheerenden Glücksspielkrise, die längst alle Gesellschaftsschichten erfasst hat. Während Casinos und die meisten Glücksspielformen offiziell verboten sind, floriert ein gigantischer Schwarzmarkt. Die Zahlen sind alarmierend:
Eine Nation im Spielrausch
Über eine Million Kinder und Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren sind bereits Glücksspieler, während bei den jungen Erwachsenen zwischen 19 und 25 Jahren die Zahl auf fast 4 Millionen angestiegen ist. Was als harmloser Zeitvertreib beginnt, entwickelt sich für viele zu einer zerstörerischen Sucht mit weitreichenden Folgen für Familien und die gesamte Gesellschaft.
Die erschreckenden Dimensionen der Krise
Aktuelle Studien zeigen, dass 99,3 Prozent der Befragten jemanden kennen, der am Glücksspiel beteiligt ist. Diese Allgegenwärtigkeit des Glücksspiels in der thailändischen Gesellschaft verdeutlicht das Ausmaß der Krise. Schätzungen zufolge beteiligen sich 64,2 Prozent der Erwachsenen im Laufe eines Jahres an Glücksspielen, obwohl die meisten Formen illegal sind.
Verbotenes Spiel, blühender Markt
Historische Entwicklung der Glücksspielgesetze
Thailand hat eine lange Geschichte mit dem Glücksspiel. Während der Regierungszeit von König Rama III förderte die Regierung zunächst legale Spielstätten als Einnahmequelle, schloss diese jedoch später wieder, um kriminelle Aktivitäten und Bankruptcies einzudämmen. 1917 wurden alle Glücksspielstätten geschlossen, und 1930 wurde das erste Glücksspielgesetz verabschiedet.
Der illegale Markt heute
Trotz der strengen Gesetze ist ein gewaltiger Schwarzmarkt entstanden. Die illegale Glücksspielwirtschaft Thailands hat mittlerweile ein Volumen von 1,1 Billionen Baht erreicht – eine schwindelerregende Summe, die die Macht und den Einfluss dieser Schattenwirtschaft verdeutlicht.
Die beliebtesten Formen des illegalen Glücksspiels sind unterirdische Lotterien, illegale Casinos und Fußballwetten. Besonders Online-Plattformen haben in den letzten Jahren enormen Zulauf erhalten, da sie schwerer zu kontrollieren sind und eine scheinbare Anonymität bieten.
Die verheerenden Auswirkungen der Spielsucht
Finanzielle Katastrophen und Verschuldung
Die finanziellen Auswirkungen der Glücksspielsucht sind verheerend. 1,67 Millionen Menschen haben aufgrund illegaler Glücksspiele insgesamt 20,606 Milliarden Baht Schulden angehäuft – das entspricht durchschnittlich 12.335 Baht pro Person. Diese Zahlen verdeutlichen, wie schnell aus gelegentlichem Spielen eine finanzielle Katastrophe werden kann.
Etwa 7,45 Millionen Glücksspieler berichten über finanzielle Probleme, psychische Probleme und belastete Beziehungen als direkte Folgen ihres Glücksspiels. Die Sucht führt häufig zu einem Teufelskreis: Um Verluste auszugleichen, wird noch mehr gespielt, was die Schulden weiter anwachsen lässt.
Besonders betroffene Zielgruppen
Kinder und Jugendliche in Gefahr
Besonders beunruhigend ist die Entwicklung bei jungen Menschen. Experten warnen, dass die heimliche Welt des Online-Glücksspiels bereits mehr als vier Millionen junge Thailänder erfasst hat und sich zu einer besorgniserregenden Sucht entwickeln könnte. Dr. Pongthep Wongwatcharapaiboon von der ThaiHealth Promotion Foundation sieht darin eine der größten Gesundheitsbedrohungen für die Jugend des Landes.
Aktuelle Forschungen zeigen, dass bei jungen Menschen Mixed Betting mit 21,89 Prozent am beliebtesten ist, gefolgt von Baccarat/Hi-Lo mit 20,12 Prozent und Sportwetten mit 14,50 Prozent. Diese Vielfalt der Angebote macht es für Jugendliche besonders schwer, der Versuchung zu widerstehen.
Geschlechterspezifische Unterschiede
Männer zeigen mit 49,1 Prozent eine höhere Beteiligung am Glücksspiel als Frauen mit 37,4 Prozent. Diese Zahlen spiegeln gesellschaftliche und kulturelle Faktoren wider, die das Glücksspielverhalten beeinflussen.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen
Produktivitätsverluste und Kriminalität
Die Auswirkungen der Glücksspielsucht gehen weit über individuelle Schicksale hinaus. Zu den gesellschaftlichen Kosten gehören Produktivitätsverluste, Arbeitslosigkeit, Ausgaben für das Strafrechtssystem, erhöhte Gerichtsbelastungen und höhere Gesundheitsausgaben.
Die Verbindung zwischen illegalem Glücksspiel und organisierter Kriminalität wird durch spektakuläre Razzien deutlich: Im August 2024 wurden drei chinesische Männer festgenommen, die ein illegales Online-Casino mit einem Umsatz von über 5,5 Milliarden Baht betrieben.
Einfluss auf große Sportereignisse
Internationale Sportereignisse verstärken das Problem zusätzlich. Während der Europameisterschaft 2024 setzten Thailänder schätzungsweise 180 Milliarden Baht auf Fußballwetten um. Experten befürchten, dass solche Großereignisse mehr Menschen in die Glücksspielsucht treiben.
Gesundheitliche Folgen der Spielsucht
Psychische Belastungen
Studien zeigen, dass die Lebenszeitprävalenz für pathologisches Glücksspiel bei 0,90 Prozent und für problematisches Glücksspiel bei 1,14 Prozent liegt. Diese scheinbar geringen Prozentsätze bedeuten bei Thailands Bevölkerung von etwa 70 Millionen Menschen jedoch hunderttausende Betroffene.
Die psychischen Folgen sind vielfältig: Depressionen, Angststörungen, Schlaflosigkeit und in schweren Fällen sogar Selbstmordgedanken. Familien zerbrechen unter dem Druck der Schulden und der Lügen, die Süchtige oft erzählen müssen, um ihr Verhalten zu verbergen.
Soziale Isolation und Beziehungsprobleme
Glücksspielsucht führt häufig zu sozialer Isolation. Betroffene ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück, vernachlässigen Freundschaften und familiäre Verpflichtungen. Die Scham über die entstandenen Schulden und das unkontrollierbare Verhalten verstärkt diese Isolation zusätzlich.
Lösungsansätze und politische Debatten
Die Legalisierungsdebatte
2024 begannen Gesetzgeber in Thailand, Bemühungen zur Legalisierung von Casino-Glücksspielen zu unterstützen, mit der Begründung, dass Casino-Resorts bis zu 12 Milliarden US-Dollar an Tourismuseinnahmen generieren könnten. Die Regierung projiziert, dass die Legalisierung des Glücksspiels die Wirtschaft um 12 Milliarden Dollar jährlich ankurbeln könnte, anstatt dass dieses Geld an Nachbarländer fließt.
Bedenken und Widerstand
Doch die Legalisierung ist umstritten. Rechtswissenschaftler warnen vor den sozialen Risiken im Zusammenhang mit legalisiertem Glücksspiel, einschließlich einer Zunahme von problematischem Glücksspiel, organisierter Kriminalität und Korruption. Kritiker argumentieren, dass die Regierungspartei Pheu Thai das Thema nie hätte aufbringen sollen, da es an öffentlichem Konsens mangelt.
Präventionsmaßnahmen und Aufklärung
Die ThaiHealth Promotion Foundation arbeitet mit relevanten Behörden zusammen, um Fans zu ermutigen, Fußballturniere ohne Wetten zu genießen. Solche Präventionsmaßnahmen sind wichtig, aber angesichts des Ausmaßes der Krise möglicherweise nicht ausreichend.
Internationale Entwicklungen als Vorbild
Philippinens Präsident Ferdinand Marcos kündigte ein vollständiges Verbot der sogenannten Philippine Online Gaming Operators (POGOs) bis Ende 2024 an, da sie mit schwerwiegenden Problemen wie Gewaltkriminalität, Geldwäsche und sogar Spionage in Verbindung stehen. Thailand könnte von solchen internationalen Erfahrungen lernen.
Notwendige Reformen und Maßnahmen
Um die Glücksspielkrise zu bewältigen, sind umfassende Reformen notwendig:
Stärkung der Strafverfolgung: Die Bekämpfung illegaler Online-Plattformen muss intensiviert werden. Aktuelle Erfolge wie die Razzia in Pattaya im Oktober 2024 zeigen, dass entschlossenes Vorgehen möglich ist.
Präventionsprogramme: Besonders für Kinder und Jugendliche müssen Aufklärungs- und Präventionsprogramme entwickelt werden, die über die Risiken des Glücksspiels informieren.
Therapie und Rehabilitation: Süchtige benötigen professionelle Hilfe. Der Ausbau von Beratungsstellen und Therapieangeboten ist dringend erforderlich.
Regulation statt Prohibition: Die Debatte über eine kontrollierte Legalisierung bestimmter Glücksspielformen unter strengen Auflagen könnte eine Alternative zum aktuellen System sein, das offensichtlich versagt.
Eine Gesellschaft am Scheideweg
Thailand steht vor einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Die Glücksspielsucht hat Millionen von Menschen erfasst und verursacht immense soziale und wirtschaftliche Schäden. Über eine Million Thailänder identifizieren sich als pathologische Glücksspieler – eine Zahl, die das wahre Ausmaß der Krise verdeutlicht.
Die bisherige Politik der strengen Prohibition hat offensichtlich versagt. Der illegale Markt floriert, während die Betroffenen im Verborgenen leiden. Gleichzeitig birgt eine unkontrollierte Legalisierung die Gefahr, das Problem zu verschärfen.
Was Thailand braucht, ist ein ausgewogener Ansatz, der Prävention, Behandlung und möglicherweise eine regulierte Legalisierung bestimmter Bereiche kombiniert. Ohne entschlossenes Handeln wird die Glücksspielsucht weiterhin Familien zerstören und die Gesellschaft belasten.
Die Zeit für halbherzige Maßnahmen ist vorbei. Thailand muss sich entscheiden: Will es weiterhin zusehen, wie Millionen seiner Bürger in die Sucht abrutschen, oder ist es bereit, dieses Problem mit der Ernsthaftigkeit anzugehen, die es verdient? Die Zukunft einer ganzen Generation steht auf dem Spiel.




Wie man dieses Problemfeld in den Griff kriegen könnte weiß ich auch nicht. Eine Legalisierung ist allein bestimmt nicht die Lösung. In UK beispielsweise steht, überspitzt formuliert, an jedem Straßeneck an dem sich kein Pub findet bestimmt ein Spielcasino. Besucher hauptsächlich asiatischer Abstammung. Ich habe auf der Insel genügend Thai/Britische Familien kennengelernt die wegen der Spielsucht kaputt oder komplett bankrott gegangen sind. Die haben ganz legal buchstäblich Haus und Hoff verspielt. Und auch während meiner Ehe war die Spielsucht der Tropfen, der das Fass nach 17 Jahren zum Überlaufen brachte. Anders ausgedrückt der letzte Sargnagel für diese Beziehung.
Hast du ein Casino überhaupt mal von innen gesehen? Ich schon, bei dem Casino wo ich gewesen war versucht man genau das zu verhindern, halten sich aber bedeckt was für Nachahmer schwieriger macht. Für eine Legalisierung in Thailand fehlt es an vielen. Thailand möchte Poker als Sport einführen, gerade Poker wo Verluste hoch sind.
Also im Salzburger Casino war ich vor ganz langer Zeit sogar mehrmals. Weniger zum spielen, als vielmehr zur prophylaktischen Vorsorge, falls ich etwas dem deutschen Finanzamt hätte erklären und nachweisen müssen. Das ist aber ganz was anderes als diese Vielzahl von Spielcasinos in UK. Ich denke, da war eher ein Expat Thailand noch nie drin. Das ist ein ganz anderes Niveau. Aber um Haus und Hof zu verspielen reicht es bei der Vielzahl an Locations allemal.
Spielsucht ist eine Krankheit
Nein ist es nicht dann ist jede Sucht eine Krankheit, Drogenkonsum und Drogenhandel dann auch. Es ist die Gier nach dem schnellem Geld, und die Gier ist bei den Thais sehr hoch habe es selber schon gesehen.