Leserbrief: Eine Warnung aus Thailand

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Sehr geehrte Redaktion,

ich bitte Sie, meinen Brief zu veröffentlichen, um andere vor den Fehlern zu warnen, die ich in Thailand gemacht habe. Meine Geschichte ist eine von Liebe, Vertrauen und bitterem Verrat und sie ist leider kein Einzelfall. Als Deutscher, der vor vier Jahren nach Thailand kam, habe ich alles verloren, mein Geld, mein Zuhause und mein Herz. Ich hoffe, dass meine Erfahrungen anderen Ausländern helfen, nicht dieselben Fehler zu machen.

Mein Name ist Markus, ich bin 42 Jahre alt und lebte zuvor in München als IT-Berater. Das Leben in Deutschland war sicher, aber eintönig. Ich sehnte mich nach Abenteuer, nach Sonne, nach einem Neuanfang. 2021 landete ich in Pattaya, geblendet von den Neonlichtern, dem warmen Wind und der scheinbaren Leichtigkeit des Lebens. Ich mietete eine kleine Wohnung, erkundete die Strände und tauchte ein in die Welt der Bars, wo ich Noi kennenlernte. Sie war 29, arbeitete in einer Bar und hatte ein Lächeln, das mich sofort in seinen Bann zog. Ihre Augen funkelten, ihre Stimme war sanft, und ich war überzeugt, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben.

Unsere Romanze begann wie ein Traum. Noi zeigte mir versteckte Tempel, nahm mich zu Straßenmärkten mit, wo wir lachend scharfe Som Tam aßen. Nach drei Monaten fragte sie: Willst du mein Freund sein? Für immer? Ich war verliebt, also sagte ich Ja. Wir zogen zusammen, und bald sprach sie von Verlobung. Das ist hier Tradition, erklärte sie. Ich kaufte einen Goldring, kniete nieder, und die Bar-Mädchen klatschten. Es fühlte sich an wie im Film. Doch dieser Film sollte kein Happy End haben.

Noi schlug vor, nach Korat zu ziehen, in ihr Heimatdorf. Ihre Familie, Eltern, Brüder, Onkel, Tanten begrüßte mich herzlich. Du bist wie Familie, sagten sie, und ich fühlte mich willkommen. Nois Vater bot uns ein Grundstück am Dorfrand an. Die Idee, ein Haus zu bauen und ein neues Leben zu beginnen, war verlockend. Doch dann kam der erste Warnhinweis: Als Ausländer durfte ich in Thailand kein Land besitzen. Kein Problem, sagte Noi, wir schreiben es auf meinen Namen. Ich zögerte, aber meine Liebe zu ihr war stärker als mein Misstrauen. Das war mein erster Fehler.

Ich steckte mein Erspartes, über 40.000 Euro in das Projekt. Wir bauten ein modernes Haus mit großen Fenstern, einer Veranda und einem kleinen Garten. Ich kaufte einen Toyota, ein Motorrad für Noi, bezahlte die Hochzeitsfeier, die Schulgebühren für ihre Nichte und sogar Arztkosten für ihren Vater. Das ist normal hier, sagte Noi immer, und ich wollte kein Spielverderber sein. Ich liebte sie und wollte sie glücklich machen. Doch die Forderungen hörten nie auf. Nois Bruder brauchte Geld für sein Geschäft, die Cousins kamen ständig mit neuen Bitten, und ich fühlte mich mehr wie ein Geldautomat als wie ein Verlobter.

Nach zwei Jahren in Korat stellte ich Fragen. Warum muss ich immer alles bezahlen, fragte ich Noi eines Abends. Ihre Antwort traf mich wie ein Schlag: Du verstehst unsere Kultur nicht. Ihre Stimme war kalt, ihre Augen fremd. Plötzlich veränderte sich alles. Die Familie, die mich einst willkommen hieß, wurde feindselig. Nois Brüder warfen mir böse Blicke zu, ihre Mutter flüsterte hinter meinem Rücken, und der Onkel, der immer so freundlich war, kam nicht mehr vorbei. Ich fühlte mich wie ein Fremder in dem Haus, das ich gebaut hatte einem Haus, das auf Nois Namen lief.

Der Wendepunkt kam an einem schwülen Abend. Ich saß auf der Veranda, ein Bier in der Hand, und sagte: Noi, wir müssen über Geld reden. Ich kann nicht immer alles bezahlen. Sie starrte mich an, als hätte ich sie verraten. Du liebst mich nicht mehr, fragte sie scharf. Am nächsten Tag erzählte sie ihrer Familie alles, und die Stimmung kippte endgültig. Eines Morgens kamen Nois Brüder mit ein paar Cousins ins Haus. Du gehst besser, sagte der Älteste, die Arme verschränkt. Ich protestierte, sprach von meinem Geld, dem Haus, aber sie lachten nur. Das gehört Noi. Du bist nur ein Farang. Das Wort Farang traf mich wie ein Messer.

In dieser Nacht packte ich meine Tasche, nahm ein paar Kleidungsstücke und verließ das Haus, während die Familie zusah. Noi rief mir nach: Komm nicht zurück! Ich war wie betäubt. Alles, was ich investiert hatte 40.000 Euro, mein Herz, meine Träume, war weg. Jetzt lebe ich in einem kleinen, gemieteten Zimmer in Pattaya. Die Neonlichter, die mich einst faszinierten, wirken nun grell und leer. Bald werde ich nach Deutschland zurückkehren müssen, mit nichts als einer bitteren Lektion.

Meine Geschichte ist kein Einzelfall. Viele Ausländer verlieben sich in Thailand, träumen von einem neuen Leben und wachen auf, wenn alles weg ist. Deshalb möchte ich andere warnen.

Ich hoffe, meine Geschichte erreicht andere, bevor sie dieselben Fehler machen. Thailand ist ein wunderschönes Land, aber es kann unbarmherzig sein, wenn man zu vertrauensvoll ist. Veröffentlichen Sie diesen Brief, um andere Farangs zu warnen. Vielleicht kann mein Schmerz jemand anderen vor einem ähnlichen Schicksal bewahren.

Mit freundlichen Grüßen,
Markus, Pattaya

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