Thailands jüngste Premierministerin gestürzt
Tränen vor Regierungspalast
Paetongtarn Shinawatra nach Hun-Sen-Telefonat entmachtet
Bangkok – Dramatisches Ende einer politischen Karriere! Das thailändische Verfassungsgericht hat am 29. August Premierministerin Paetongtarn Shinawatra wegen schwerer ethischer Verstöße aus dem Amt entfernt. Die 39-jährige Tochter des einflussreichen Ex-Premiers Thaksin Shinawatra, die als jüngste Regierungschefin in der Geschichte Thailands galt, musste nach nur etwa einem Jahr im Amt ihre Koffer packen.
Der Sturz erfolgte aufgrund eines durchgesickerten Telefonats mit Kambodschas früherem Machthaber Hun Sen vom 15. Juni 2025, das während der eskalierenden Grenzspannungen stattfand. In dem brisanten Gespräch bezeichnete Paetongtarn Hun Sen als „Onkel“, kritisierte einen hochrangigen thailändischen Armeekommandeur als „Gegner“ und wirkte übermäßig unterwürfig. Das Gericht bewertete diese Äußerungen mit einer 6:3-Entscheidung als Verstoß gegen ethische Standards und erklärte, sie hätten „das Vertrauen der Öffentlichkeit in das thailändische Premierministeramt erschüttert“ und „schweren Schaden“ angerichtet. Paetongtarn ist bereits die dritte Politikerin aus ihrer Familie, die von Gerichten gestürzt wurde.

Emotionale Abschiedsrede im Regierungspalast
Nur wenige Stunden nach dem vernichtenden Urteil trat Paetongtarn vor die Presse im Regierungspalast in Bangkok. Trotz der dramatischen Umstände zeigte sie erstaunliche Fassung, auch wenn ihre Emotionen zeitweise durchschimmerten. „Alles was ich wollte, war das Leben der Menschen zu schützen, ob Soldaten oder Zivilisten“, erklärte sie mit fester Stimme. Sie betonte, dass ihre Handlungen darauf abzielten, weitere Blutvergießen zu verhindern, und versicherte: „Ich habe nie etwas zu meinem eigenen Vorteil verlangt“ und habe immer das Wohlergehen der Thailänder priorisiert.
Die gestürzte Premierministerin akzeptierte das Gerichtsurteil ohne direkte Kritik: „Dies ist ein weiteres Mal, dass eine Gerichtsentscheidung einen plötzlichen politischen Wandel herbeigeführt hat. Als Thailänderin liebe ich meine Nation, Religion und Seine Königliche Majestät den König.“ Ihre patriotische Bekräftigung war unüberhörbar: Sie liebe Thailand, Religion und Monarchie „mit ganzem Herzen, so sehr wie jeder Thailänder es kann“. Beim Verlassen des Regierungspalastes winkte sie ihren Unterstützern zu, während draußen weinende Anhänger der Pheu Thai-Partei das Urteil als Angriff auf die Shinawatra-Dynastie betrauerten.
Blutiger Grenzkonflikt als Auslöser der Krise
Der politische Sturz ereignete sich vor dem Hintergrund eines verheerenden Grenzkonflikts mit Kambodscha, der Dutzende von Todesfällen und die Vertreibung von über 300.000 Menschen zur Folge hatte. Das fatale Telefonat wurde am 18. Juni geleakt, genau als die Grenzstreitigkeiten in bewaffnete Auseinandersetzungen eskalierten. Kritiker, darunter Oppositionssenatoren, die die Petition eingereicht hatten, die zu ihrer Suspendierung am 1. Juli führte, argumentierten, Paetongtarns unterwürfiger Ton habe Thailands Souveränität und militärische Integrität untergraben.
Besonders brisant waren die langjährigen persönlichen Verbindungen zwischen der Shinawatra-Familie und der Hun-Familie. Paetongtarn hatte das Gespräch zuvor als „Verhandlungstechnik“ zur Deeskalation der Spannungen verteidigt und sich beim thailändischen Volk für jegliches Unbehagen entschuldigt, aber darauf bestanden, dass es kein Akt der Illoyalität gewesen sei. Ihr dramatischer Appell an die nationale Einheit hallte noch nach: „In einer Zeit wie dieser müssen alle zusammenkommen, um zur Stabilität unserer Nation beizutragen… Wir müssen alle zusammenarbeiten, ob in Regierung oder Opposition, um unsere politische Stabilität wiederherzustellen.“

Parlament vor schwerer Entscheidung
Neuer Machtkampf beginnt
Das Parlament steht nun vor einer entscheidenden Sondersitzung vom 3. bis 5. September, um einen neuen Regierungschef aus einer vorab genehmigten Kandidatenliste der Wahlen von 2023 zu wählen. Die Pheu Thai-Partei setzt auf ihren verbliebenen Kandidaten, den 77-jährigen ehemaligen Justizminister Chaikasem Nitisiri, doch die Koalition der Partei hält nur noch eine hauchdünne Mehrheit, nachdem die Bhumjaithai-Partei wegen des Skandals ihre Unterstützung zurückgezogen hat. Bhumjaithai-Chef Anutin Charnvirakul hat sich als potenzielle Alternative positioniert und versprochen, das Parlament binnen vier Monaten aufzulösen, sollte er die Macht übernehmen.
Paetongtarn ist bereits die fünfte Regierungschefin seit 2008, die von Gerichten gestürzt wurde, was die chronische politische Instabilität des Königreichs verdeutlicht. Der anhaltende Grenzkonflikt mit Kambodscha bleibt ungelöst und verstärkt die regionalen Spannungen zusätzlich. Die Red-Shirt-Aktivisten der Pheu Thai-Partei sammelten sich weinend vor dem Regierungsgebäude und betrachteten das Urteil als weiteren Versuch, die mächtige Shinawatra-Dynastie zu zerschlagen.



