Afghanistan-Erdbeben: Kunar meldet über 800 Tote
Ein starkes Erdbeben hat in Afghanistan in der Nacht zahlreiche Todesopfer gefordert. Nach Angaben der Taliban-Regierung sterben mehr als 800 Menschen, über 2700 sind verletzt. Der Regierungssprecher Sabihullah Mudschahid informiert in Kabul über die vorläufige Lage. Die US-Erdbebenwarte USGS registriert eine Stärke von 6,0. Das Epizentrum liegt nahe Dschalalabad im Osten. Der Erdstoß ist in Kabul und im rund 370 Kilometer entfernten Islamabad zu spüren, berichten AFP-Journalisten. Die Lage bleibt unübersichtlich. Behörden warnen vor weiteren Meldungen aus abgelegenen Regionen. Rettungskräfte und Militär rücken aus. Krankenhäuser melden steigende Einweisungen.
Am schwersten trifft es die Provinz Kunar. Dort meldet die Regierung mindestens 800 Tote und 2500 Verletzte. In der Nachbarprovinz Nangarhar kommen laut Mudschahid mindestens zwölf Menschen ums Leben, 255 sind verletzt. Die betroffenen Distrikte sind erschwert erreichbar. Straßen sind beschädigt, Strom fällt mancherorts aus. Offizielle Stellen betonen, dass die Zahlen vorläufig sind. Es ist das schwerste Beben seit Juni 2022, als bei einer Stärke von 6,1 mindestens 1000 Menschen starben. Internationale Hilfswerke prüfen Zugang und Bedarf. Die Behörden bitten um medizinisches Material, Zelte und Transportkapazitäten.
Rettung im Hindukusch: Nachbeben, Lehmhäuser, isolierte Dörfer
Die Retter arbeiten unter Nachbeben. Die USGS verzeichnet mindestens fünf Erschütterungen, darunter eine Stärke 5,2. Helikopter der Behörden und des Militärs fliegen Verwundete aus den Tälern. Aus Nangarhar heißt es, mobile Teams erreichen erste Dörfer. Ein Video des Senders Tolonews zeigt Menschen, die in Trümmern nach Überlebenden suchen. „Alle Häuser wurden zerstört“, sagt ein Augenzeuge. „Kinder, Frauen und Alte sind unter den Trümmern gefangen.“ Ein weiterer Anwohner berichtet: „Wir brauchen Fahrzeuge, Ärzte, einfach alles.“ Die Suche dauert bis in den Morgen.
Die Folgen treffen vor allem ländliche Regionen im Hindukusch. Bewohner und Einsatzkräfte berichten, dass drei Dörfer in der Gebirgsregion vollständig zerstört werden. In mehreren Orten sind Lehm- und Steinhäuser eingestürzt. Hanglagen rutschen ab, Wege sind verschüttet. Militärische Rettungseinheiten bergen Überlebende und Tote, sie fliegen Hunderte Verwundete aus, meldet das Verteidigungsministerium. Freiwillige helfen mit einfachen Werkzeugen. Die Kommunikation ist lückenhaft, Mobilfunk fällt lokal aus. Die Behörden richten Notunterkünfte ein, doch Wasser, Strom und Ärzte fehlen vielerorts.
Bilanz steigt weiter: USGS warnt – warum Afghanistan so verwundbar ist
Die Bilanz dürfte weiter steigen. Aus schlecht erschlossenen Gebieten kommen Berichte erst mit Verzögerung. Der UN-Generalsekretär António Guterres erklärt auf X seine Solidarität mit den Menschen in Afghanistan. UN-Stellen und Partner bewerten den Bedarf an Notunterkünften, Medikamenten und Trinkwasser. Seismologische Dienste bleiben wachsam. Die USGS warnt, dass Nachbeben möglich sind und regionale Schäden verstärken können. Fachleute verweisen auf die tektonische Lage. In der Hindukusch-Region stoßen die indische und die eurasische Platte aufeinander. Das führt regelmäßig zu starken Erschütterungen.
Warum ist Afghanistan so verwundbar? Weite Teile des Landes sind arm, die Bauqualität ist schwach, viele Häuser bestehen aus Lehm und Stein. Frühwarnsysteme erreichen entlegene Täler nur begrenzt. Im vergangenen Jahr fordern mehrere Erdbeben im Westen mehr als 1000 Todesopfer. 2022 sterben bei einem Beben der Stärke 6,1 mindestens 1000 Menschen. Expertinnen und Experten raten zu erdbebensicherem Bauen, Ausbildung von Ersthelfern und belastbaren Versorgungswegen. Die USGS und regionale Institute liefern Daten für Gefahrenkarten. Doch für viele Familien zählt jetzt schnelle Hilfe.



