Thaksin vor Gerichtstermin verschwunden – Kommt er am Dienstag zurück?
Plötzliche Dubai-Umleitung befeuert Spekulationen über endgültige Flucht
Thailand hält den Atem an! Die Spekulationen überschlagen sich, ob Ex-Premierminister Thaksin Shinawatra am Dienstag nach Thailand zurückkehren wird, um ein Gerichtsurteil zu hören, nachdem eine plötzliche Umleitung von Singapur nach Dubai den Argwohn politischer Gegner und Kommentatoren neu entfacht hat. Thaksin verließ Thailand am Donnerstagabend und behauptete, er reise zur medizinischen Behandlung nach Singapur. Später kündigte er über soziale Medien an, sein Flug sei nach Dubai umgeleitet worden wegen Verzögerungen bei der thailändischen Einwanderungsbehörde und der Schließzeit von Singapurs Seletar Flughafen. Er bestand darauf, am Montag vor der Urteilsverkündung zurückkehren zu wollen.
Am Dienstag wird die Strafkammer des Obersten Gerichtshofs für Inhaber politischer Positionen ihr Urteil in einem hochkarätigen Fall verkünden, der aus Thaksins sechsmonatigem Aufenthalt in einer Premiumstation im 14. Stock des Polizeikrankenhauses herrührt, wo er die gesamte Dauer seiner Gefängnisstrafe verbrachte. In einem ungewöhnlichen Schritt nahm sich das Gericht der Angelegenheit selbst an, um zu prüfen, ob Thaksins Strafe ordnungsgemäß vollstreckt wurde – er verbrachte keine einzige Nacht hinter Gittern. Kritiker vermuteten, er übertreibe oder erfinde Krankheiten, um echte Gefängniszeit zu vermeiden.
Ärzte-Kartell half bei fingierter Krankenhaus-Unterbringung
Eine Untersuchung des Medizinischen Rats von Thailand kam zu dem Schluss, dass Thaksin Hilfe von einigen Ärzten erhielt – ein skandalöser Befund, der das gesamte Justizsystem in Frage stellt. In seinem Social-Media-Post früh am Freitagmorgen erklärte Thaksin, dass er zwar geplant hatte, Lungen- und Orthopädie-Spezialisten in Singapur zu sehen, es aber Ärzte in Dubai gebe, die ihn während seines dortigen Aufenthalts behandelt hatten und aktualisierte Untersuchungen durchführen könnten. Diese Erklärung stieß jedoch auf heftige Kritik.
Chaiwut Thanakamanusorn, stellvertretender Vorsitzender der Palang Pracharath-Partei, wies die Erklärung zurück und deutete an, die Dubai-Reise sei politisch motiviert, da sie genau dann stattfand, als sich die Abgeordneten versammelten, um einen neuen Premierminister zu wählen, nachdem Thaksins Tochter Paetongtarn aus dem Amt entlassen wurde. Thai Pakdee-Parteichef Warong Dechgitvigrom ging noch weiter und bezeichnete den Schachzug als „Thaksins finale Flucht“, warf ihm mangelnde Aufrichtigkeit gegenüber dem Land vor und sagte voraus, der ehemalige Regierungschef werde sein Versprechen, vor Gericht zu erscheinen, nicht einhalten. Die Zweifel sind berechtigt – schließlich ist Thaksins Vergangenheit von gebrochenen Versprechen geprägt.
Oberster Gerichtshof prüft skandalösen Krankenhaus-Aufenthalt
Das Urteil des Obersten Gerichtshofs betrifft die Vollstreckung einer einjährigen Gefängnisstrafe, die durch königliche Gnade von acht Jahren reduziert worden war. Nach seiner Verurteilung an dem Tag, an dem er im August 2023 nach Thailand zurückkehrte, wurde Thaksin ins Gefängnis gebracht, aber Stunden später in das Polizeikrankenhaus verlegt. Sechs Monate später wurde er für eine Bewährung berechtigt und freigelassen – ein Vorgang, der bei vielen Thailändern Empörung auslöste. Die privilegierte Behandlung im luxuriösen Krankenhaus-Trakt, während gewöhnliche Bürger ihre Strafen in überfüllten Gefängnissen absitzen müssen, symbolisiert die Zwei-Klassen-Justiz in Thailand.
Minister Phumtham Wechayachai bestätigte Thaksins Reisepläne, forderte die Öffentlichkeit jedoch auf, auf offizielle Updates zu warten. „Er hat uns mitgeteilt, dass er zur medizinischen Behandlung im Ausland ist. Ob er zurückzukehren plant – das werden wir alle bald erfahren“, sagte er. Diese vorsichtige Formulierung lässt jedoch Raum für Spekulationen, dass selbst die Regierung nicht sicher ist, ob Thaksin sein Wort halten wird. Die Nervosität in politischen Kreisen ist spürbar.
Letzte Chance oder endgültige Flucht vor der Justiz?
Es wird sich in kürze zeigen, ob Thaksin Shinawatra zum letzten Mal das Vertrauen der thailändischen Öffentlichkeit enttäuschen wird. Seine Geschichte ist geprägt von dramatischen Wendungen: Vom mächtigen Telekommunikationsmogul zum Premierminister, dann zum Exilanten, schließlich zum triumphalen Rückkehrer – und nun möglicherweise wieder zum Flüchtling. Der Fall hat symbolische Bedeutung weit über die Person Thaksin hinaus. Es geht um die Frage, ob in Thailand alle vor dem Gesetz gleich sind oder ob Reichtum und Einfluss Straffreiheit kaufen können.
Sollte Thaksin nicht erscheinen, wäre das ein weiterer Beweis dafür, dass die thailändische Elite sich über Gesetze hinwegsetzen kann. Die öffentliche Meinung ist bereits tief gespalten: Während seine Anhänger ihm weiterhin die Treue halten, sehen Kritiker in seinem Verhalten den Beweis für seine Verachtung gegenüber dem Rechtsstaat. Das Oberste Gericht steht vor einer historischen Entscheidung – nicht nur über Thaksins Krankenhaus-Aufenthalt, sondern über die Glaubwürdigkeit des gesamten Justizsystems. Dienstag wird zeigen, ob Thailand einen weiteren politischen Skandal erlebt oder ob Thaksin doch noch Verantwortung für seine Taten übernimmt.




Thailands Justiz hat schon zigfach nachgewiesen, dass ein Zwei-Klassen-Recht in diesem Land üblich ist. Thaksin ist dafür lediglich ein ganz prominentes Beispiel. Wenigstens wird damit immer wieder deutlich, dass zu einer Demokratie nicht nur alle paar Jahre Wahlen gehören, sondern u.a. auch eine unabhängige Justiz.