Alkohol-Schock in Thailand

BANGKOK – Eine neue Umfrage schlägt hohe Wellen: Über 90 Prozent der Thailänder wissen nicht, dass Alkohol Krebs verursachen kann. Experten warnen vor einer stillen Epidemie, die das Land massiv belastet.

Umfrage offenbart gefährliches Unwissen

Die Erhebung der Thai Health Promotion Foundation (ThaiHealth) unter fast 4.000 Menschen in zwölf Provinzen zeigt erschreckende Wissenslücken.

„Über 90 Prozent der Befragten wissen nicht, dass Alkohol Krebs verursachen kann“, sagt Dr. Pairoj Saonuam, stellvertretender CEO von ThaiHealth.

Alkohol ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krebserreger der Gruppe 1 eingestuft – gleichrangig mit Asbest und Tabakrauch.

Alkohol treibt Krankheitswelle voran

Der Konsum ist ein Haupttreiber der nicht übertragbaren Krankheiten (NCDs) in Thailand. Dazu zählen Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes und Krebs.

Im Jahr 2021 beliefen sich die wirtschaftlichen Verluste durch Alkohol auf über 165 Milliarden Baht (ca. 4,1 Milliarden Euro).

Vier von fünf Thais gaben an, schon selbst Schaden durch das Trinken anderer erlitten zu haben – etwa durch Unfälle oder Gewalt.

Jugendliche trinken wie nie zuvor

Besorgniserregend ist der Trend bei Teenagern. Die Trinkraten von männlichen und weiblichen Jugendlichen gleichen sich immer mehr an.

„Ein Trend, der Europa und den USA ähnelt“, so Assoc. Prof. Dr. Roengrudee Patanavanich von der Mahidol Universität.

Das Durchschnittsalter beim ersten Drink liegt in Thailand bei nur noch 19,9 Jahren. 17,1 Millionen Thais ab 15 tranken im letzten Monat Alkohol.

Experten fordern schärfere Gesetze

Thailand hat die dritthöchste Alkoholkonsum-Rate in der ASEAN-Region. Assoc. Prof. Dr. Polathep Vichitkunakorn warnt vor den Folgen.

„Alle zehn Sekunden tötet Alkohol einen Menschen durch Verletzungen oder Krankheiten“, sagt er. Er fordert strengere nationale Kontrollpolitiken.

Dazu zählen höhere Steuern, Werbebeschränkungen und ein besserer Zugang zu Entwöhnungsprogrammen.

Krebsrisiko völlig unterschätzt

Alkohol wird mit mindestens acht Krebsarten in Verbindung gebracht. Dazu gehören Mund-, Speiseröhren-, Brust-, Leber- und Darmkrebs.

Trotzdem hält sich der Mythos, moderates Trinken sei gesund. Experten betonen: Jede Menge Alkohol erhöht das Risiko.

Die dringende Notwendigkeit sei eine klare Risikokommunikation und die Schaffung sichererer sozialer Umgebungen.

Appell an die Regierung und Bevölkerung

Die Gesundheitsbehörden stehen unter Druck. Die NCD-Krise zeigt keine Anzeichen einer Abschwächung.

Die Forderung: Mehr Aufklärung in Schulen und Medien. Das Ziel: Die nächste Generation vor den verheerenden Folgen zu schützen.

Für Millionen Thailänder ist der regelmäßige Konsum Teil des Lebens. Doch der Preis für diese Normalität wird immer höher – und ist oft tödlich.

🗣 Warum wissen so viele so wenig
und wer trägt die Schuld?

Wenn 90% der Menschen nicht wissen, dass Alkohol ein Krebsverursacher ist, läuft im öffentlichen Gesundheitswesen etwas Grundlegendes schief.

Liegt es an mangelnder Aufklärung? An einer Kultur, die Alkohol verharmlost? Oder daran, dass Warnungen nicht mehr durchdringen?

Was meint ihr: Ist das ein Bildungsproblem, ein politisches Versagen – oder ein gesellschaftlicher blinder Fleck, den wir alle mittragen?