Angriff vor Mitternacht: Kambodschas Sturm auf die Grenztempel

Angriff vor Mitternacht: Kambodschas Sturm auf die Grenztempel
ThaiRath

Sieben Stunden erbitterter Gefechte am 28. Juli – warum Kambodscha den symbolischen Angriff auf zwei Tempel führte und warum der kulturelle Schauplatz den Kampf so schwierig machte.

Letzte Gefechte vor der Waffenruhe

Am späten Abend des 28. Juli, kurz vor Inkrafttreten der vereinbarten Waffenruhe um Mitternacht, tobten entlang der thailändisch-kambodschanischen Grenze erneut heftige Kämpfe. Insgesamt sieben militärische Vorfälle wurden aus verschiedenen Grenzsektoren gemeldet – vor allem im Umfeld historischer Tempelanlagen wie Prasat Ta Kwai und Prasat Ta Muean, die zu den symbolträchtigsten Streitpunkten zählen.

Zusammenstöße an sieben Fronten

Der erste Zusammenstoß ereignete sich westlich von Chong Bok, wo es nach Mitternacht zu einem Feuergefecht mit leichten Waffen kam. Ab etwa 5 Uhr morgens lieferten sich beide Seiten in der Region Chong An Ma ein weiteres Gefecht mit Unterstützung schwererer Waffen, das gegen 9 Uhr endete. In mehreren weiteren Sektoren – Sam Taet, Chong Ta Thao, Phu Makheua und erneut in der Tempelregion – bewegten sich kambodschanische Truppen in Formation, teils mit gepanzerten Fahrzeugen. Über Militärstellungen und Flughäfen entlang der Grenze wurden zudem unbekannte Drohnen gesichtet.

Die Stunde der Entscheidung

Ein thailändischer Armeesprecher schilderte die letzten Stunden vor dem offiziellen Waffenstillstand als „goldene Minute“ – eine kritische Phase, in der Kämpfe noch erlaubt sind, bevor Befehle an der Frontlinie ankommen. Im dichten Grenzgebiet, meist im Wald, sei Kommunikation erschwert – Befehle würden zeitverzögert durchgegeben, Patrouillen seien isoliert.

In dieser Zeit intensivierten sich die Angriffe: Beide Seiten setzten schwere Waffen ein, Kambodscha feuerte unter anderem Raketenwerfer des Typs BM-21 auf thailändisches Gebiet. Daraus entwickelte sich ein anhaltendes Gefecht, das bis in die Morgenstunden des 29. Juli andauerte.

Warum gerade diese Tempel?

Der Fokus der kambodschanischen Offensivstrategie lag klar auf den Tempelanlagen von Prasat Ta Kwai und Prasat Ta Muean. Diese gelten in Kambodscha als Teil des nationalen Erbes – der zentrale Tempel auf der Nationalflagge steht symbolisch für diese historischen Orte. Laut Berichten glauben viele kambodschanische Soldaten fest daran, dass die Tempel zu ihrem Land gehören – ein Grund, warum Phnom Penh offenbar gezielt versuchte, sie kurz vor der Waffenruhe noch unter Kontrolle zu bringen.

Ein erfolgreicher Angriff, so ein Armeesprecher, könne für die Soldaten eine Beförderung oder Heldenstatus bedeuten – auch für Familien der Gefallenen gebe es Unterstützung. All das erhöhe die moralische und symbolische Sprengkraft der Operation.

Kämpfen, ohne Kultur zu zerstören

Die thailändischen Truppen standen dabei vor einem Dilemma: Laut interner Vorschriften darf im Umfeld kultureller Erbstätten kein schweres Gerät oder stationäres Militär platziert werden. Die Verteidigung erfolgt daher überwiegend durch mobile Einheiten und Präzisionsschützen – ähnlich wie am Tempel von Preah Vihear, wo es bereits zu Scharfschützenduellen gekommen war.

Kambodschas Taktik hingegen beinhaltete das verdeckte Auslegen von Landminen – eine Gefahr, die nach Rückzug der Angreifer die Räumung extrem erschwerte. Noch in der Nacht rückte die thailändische Eliteeinheit 31. Infanterieregiment der Königsgarde (R.31) in voller Gefechtsbereitschaft aus – ein seltener Schritt, der nur bei besonders schwierigen Operationen erfolgt.

Drohnen als neues Schlüsselelement

Parallel zu den Bodenkämpfen setzte Kambodscha großflächig Drohnen ein – nicht nur zur Aufklärung, sondern auch zur Zielkoordinierung von Angriffen. Die Überflüge über thailändische Truppenstellungen und Grenzflugplätze verstärkten den Eindruck einer strategisch geplanten Operation.

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.