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Ausländer-Banking in Thailand vor dem Aus?

Ausländer-Banking in Thailand vor dem Aus?
Illustration via OpenAI (2025).

Banken schotten sich ab – Ausländerkonto-Chaos in Thailand

Ein ruhiger Tag verwandelt sich für viele Ausländer in einen finanziellen Alptraum. Wer morgens sein Konto bei der Bangkok Bank prüfen möchte, steht plötzlich vor verschlossenen digitalen Türen. Die Karte funktioniert nicht mehr, das Online-Banking verweigert den Zugang. Was zunächst wie ein technischer Fehler wirkt, entpuppt sich als systematische Maßnahme von Thailands größter Bank. Die Institution hat still und leise ihre Richtlinien für ausländische Kunden fundamental verändert. Die Folgen spüren bereits Tausende, und die Welle könnte sich auf den gesamten thailändischen Bankensektor ausweiten.

Die stille Revolution im Bankensektor

Die Bangkok Bank, gemessen an ihrer Bilanzsumme das größte Finanzinstitut des Landes, hat zum Jahresbeginn 2025 einen radikalen Kurswechsel vollzogen. Ohne großes Aufsehen wurden Kontoeröffnungen für ausländische Touristen komplett eingestellt. Diese Entscheidung trifft nicht nur Urlauber, sondern auch Inhaber der neuen Destination Thailand Visa, die ihren Trägern Aufenthalte von bis zu 180 Tagen ermöglichen. Die Bank kategorisiert diese Visa weiterhin als touristische Aufenthaltstitel, obwohl viele Inhaber sich als Langzeitreisende oder digitale Nomaden verstehen.

Die verschärften Regelungen beschränken sich nicht auf Neukunden. Bestehende Kontoinhaber berichten auf Social Media Plattformen von plötzlichen Sperrungen. Besonders russische Staatsbürger scheinen zunächst im Fokus der Maßnahmen zu stehen, doch Beobachter warnen, dass dies erst der Anfang sein könnte. Die Bangkok Community Help Foundation, eine Hilfsorganisation für in Thailand lebende Ausländer, hat bereits Dutzende Fälle dokumentiert und schlägt Alarm.

Betrugsbekämpfung als offizielle Begründung

Die Bank rechtfertigt ihre Entscheidung mit der Notwendigkeit, gegen Finanzbetrug und sogenannte Mule-Konten vorzugehen. Diese Konten werden von kriminellen Netzwerken missbraucht, um illegal erworbene Gelder zu waschen oder Betrugsopfer zu schädigen. Ein konkreter Fall in Pattaya hatte die Diskussion befeuert. Dort sollen Bankangestellte eines nicht näher genannten Instituts aktiv bei der Eröffnung solcher Konten für ein betrügerisches Call-Center geholfen haben. Die thailändische Zentralbank reagierte prompt und forderte alle Finanzinstitute auf, ihre Identitätsprüfungen zu verschärfen.

Daranee Saeju, stellvertretende Gouverneurin der Bank of Thailand, kündigte umfassende neue Richtlinien zur digitalen Betrugsprävention an. Diese beinhalten erweiterte Kundenüberprüfungen, Abgleiche mit Datenbanken der Anti-Geldwäsche-Behörde und detaillierte Risikobewertungen für jeden Kunden. Besonders Konten, die per Gesichtserkennung eröffnet wurden, sollen künftig mit täglichen Transaktionslimits belegt werden. Die Maßnahmen zielen auf mehr Sicherheit, schaffen aber gleichzeitig erhebliche Hürden für legitime ausländische Kunden.

Wer darf noch ein Konto führen?

Die neuen Kriterien der Bangkok Bank zeichnen ein klares Bild: Touristen sind nicht mehr erwünscht. Ein Sprecher der Bank bestätigte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS, dass seit Januar ausschließlich Ausländer mit bestimmten Langzeitvisa Konten eröffnen dürfen. Akzeptiert werden Ruhestandsvisa und sogenannte Non-Immigrant-Visa, die typischerweise für Arbeit, Studium oder familiäre Bindungen ausgestellt werden. Zusätzlich können Ausländer, die mit thailändischen Staatsbürgern verheiratet sind oder Immobilien im Land besitzen, weiterhin Bankgeschäfte tätigen.

Diese Regelung wirft allerdings mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Viele Ausländer leben seit Jahren in Thailand, arbeiten als digitale Nomaden oder betreiben kleine Unternehmen, ohne die strengen Visa-Kategorien zu erfüllen. Sie fallen nun durch das Raster. Selbst langjährige Kunden mit unbescholtener Geschichte müssen befürchten, dass ihre Konten überprüft oder gesperrt werden. Die Bank betont zwar, dass gesperrte Konten nicht automatisch geschlossen werden, sondern Kunden zur Klärung in eine Filiale eingeladen werden. Doch für viele bedeutet dies erheblichen Aufwand und Unsicherheit.

Biometrische Kontrollen und Identitätsprüfungen

Ein besonders umstrittener Aspekt der neuen Richtlinien sind die biometrischen Kontrollen. Kunden, deren Konten als verdächtig eingestuft werden, müssen sich persönlich in einer Filiale vorstellen und einen Gesichtsscan durchführen lassen. Die Bank begründet dies mit der Notwendigkeit, biometrische Daten zu verifizieren und sicherzustellen, dass die Person, die das Konto nutzt, auch tatsächlich der rechtmäßige Inhaber ist. In der Praxis bedeutet dies jedoch, dass Ausländer, die sich vorübergehend außerhalb Thailands aufhalten, plötzlich keinen Zugriff mehr auf ihr Geld haben.

Die Kriterien, nach denen ein Kunde als verdächtig eingestuft wird, bleiben intransparent. Die Bank spricht von regulatorischen Vorgaben, ohne diese im Detail zu erläutern. Kritiker vermuten, dass bereits das Fehlen eines Langzeitvisums oder eine hohe Zahl internationaler Transaktionen ausreichen könnte, um ins Visier der internen Kontrollen zu geraten. Diese Intransparenz schafft ein Klima der Verunsicherung. Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob das eigene Konto morgen noch zugänglich sein wird.

Kettenreaktion im thailändischen Bankensektor

Obwohl bislang nur die Bangkok Bank offiziell die neuen Regeln kommuniziert hat, mehren sich Anzeichen, dass andere Banken nachziehen werden. Finanzexperten erwarten, dass Institutionen wie die Kasikornbank, die Siam Commercial Bank oder die Krung Thai Bank ähnliche Maßnahmen ergreifen, um den Vorgaben der Zentralbank gerecht zu werden. Die Bank of Thailand hat unmissverständlich klargemacht, dass alle Finanzinstitute robuste Identitätsprüfungen implementieren müssen. Wer die Vorschriften nicht einhält, muss mit sofortigen Korrekturmaßnahmen rechnen.

Für die betroffenen Ausländer würde eine solche Entwicklung den ohnehin schwierigen Zugang zum thailändischen Bankensystem weiter erschweren. Bereits jetzt ist die Kontoeröffnung für Touristen und Kurzzeitaufenthalter kompliziert. Viele Banken verlangen umfangreiche Dokumentationen, manche lehnen Ausländer ohne Arbeitsvertrag grundsätzlich ab. Mit den neuen Verschärfungen könnten selbst etablierte ausländische Residenten vor Problemen stehen, wenn ihre Visa-Situation nicht den strengen neuen Kriterien entspricht.

Auswirkungen auf digitale Nomaden und Langzeitreisende

Die Verschärfungen treffen besonders eine wachsende Gruppe internationaler Besucher: digitale Nomaden und Langzeitreisende. Thailand hat sich in den vergangenen Jahren als beliebtes Ziel für diese Zielgruppe etabliert. Die niedrigen Lebenshaltungskosten, die gute Infrastruktur und die kulturelle Vielfalt machen das Land attraktiv für Menschen, die ortsunabhängig arbeiten. Viele von ihnen nutzen touristische Visa oder das neue Destination Thailand Visa, um längere Zeit im Land zu verbringen, ohne sich dauerhaft niederzulassen.

Ein lokales Bankkonto ist für diese Gruppe essenziell. Es erleichtert alltägliche Zahlungen, vermeidet Wechselkursgebühren und ermöglicht die Teilnahme am zunehmend bargeldlosen Zahlungsverkehr. Ohne Zugang zum Bankensystem wird der Aufenthalt erheblich komplizierter. Alternativen wie internationale Kreditkarten oder digitale Zahlungsdienstleister stoßen an Grenzen, wenn es um Mietzahlungen, Vertragsabschlüsse oder größere Anschaffungen geht. Die neuen Regelungen könnten Thailand als Destination für diese wirtschaftlich relevante Gruppe deutlich unattraktiver machen.

Rechtliche Grauzonen und unklare Kommunikation

Ein zentrales Problem der aktuellen Situation ist die mangelnde Klarheit. Die Bangkok Bank hat ihre Richtlinienänderung nicht breit kommuniziert. Viele Kunden erfuhren erst von den neuen Regeln, als ihre Konten gesperrt wurden. Auch die genauen rechtlichen Grundlagen bleiben nebulös. Die Bank beruft sich auf regulatorische Anforderungen, doch welche konkreten Gesetze oder Vorschriften diese Maßnahmen erzwingen, wird nicht transparent gemacht.

Diese Intransparenz schafft Rechtsunsicherheit. Betroffene Kunden wissen nicht, auf welcher Grundlage ihre Konten gesperrt wurden und welche Rechte sie haben. Die Bank empfiehlt lediglich, sich über offizielle Kanäle zu melden und die Situation zu klären. Doch Berichte von Kunden zeichnen ein Bild von überlasteten Servicezentren und inkonsistenten Auskünften. Manche erhalten die Zusicherung, dass ihr Konto nach einer Identitätsprüfung wieder freigeschaltet wird, andere werden aufgefordert, das Konto aufzulösen und ihr Geld abzuheben.

Internationale Perspektiven und vergleichbare Entwicklungen

Thailand steht mit dieser Entwicklung nicht allein. Weltweit verschärfen Banken ihre Kontrollen für ausländische Kunden, getrieben von internationalen Vorgaben zur Geldwäschebekämpfung und Terrorismusfinanzierung. Die sogenannten Know-Your-Customer-Regelungen verlangen detaillierte Informationen über Herkunft und Verwendung von Geldern. Besonders Kunden aus Ländern mit hohem Risikoprofil sehen sich strengeren Prüfungen ausgesetzt.

In Thailand kommt jedoch eine besondere Dimension hinzu. Das Land hat in den vergangenen Jahren verstärkt mit organisierten Betrugsnetzwerken zu kämpfen, die von Call-Centern aus operieren und oft ausländische Arbeitskräfte einsetzen. Diese Netzwerke nutzen lokale Bankkonten, um ihre illegalen Gewinne abzuwickeln. Die Behörden stehen unter Druck, diese Strukturen zu zerschlagen. Die verschärften Bankenregeln sind Teil dieser Bemühungen, treffen aber unvermeidlich auch unbeteiligte Ausländer.

Soziale Medien als Krisenbarometer

Die Berichterstattung über die Kontosperrungen erfolgt maßgeblich über soziale Netzwerke. Betroffene teilen ihre Erfahrungen in Facebook-Gruppen, auf Twitter und in spezialisierten Foren für Expats in Thailand. Die Bangkok Community Help Foundation fungiert dabei als Sammelpunkt für Informationen und Hilfestellungen. Diese grassroot-Kommunikation zeigt das Ausmaß der Problematik deutlicher als offizielle Stellungnahmen.

Gleichzeitig offenbart sie die Hilflosigkeit vieler Betroffener. Ohne klare Informationen von offizieller Seite sind sie auf Erfahrungsberichte anderer angewiesen, um einzuschätzen, wie sie reagieren sollen. Manche entscheiden sich präventiv, ihre Konten aufzulösen, bevor diese gesperrt werden. Andere hoffen, dass die Maßnahmen sie nicht treffen werden. Die Unsicherheit belastet nicht nur individuell, sondern schadet auch dem Ruf Thailands als ausländerfreundliche Destination.

Wirtschaftliche Folgen für den Tourismussektor

Die Verschärfungen im Bankensektor könnten unerwartete Nebenwirkungen auf die thailändische Tourismuswirtschaft haben. Zwar sind klassische Urlauber, die nur wenige Wochen im Land verbringen, von den Kontoregelungen weniger betroffen. Doch die wachsende Gruppe der Langzeitbesucher, die mehrere Monate pro Jahr in Thailand verbringen und erheblich zum lokalen Konsum beitragen, könnte abgeschreckt werden. Ohne funktionierenden Zugang zum Bankensystem sinkt die Attraktivität längerer Aufenthalte.

Immobilienentwickler, die sich auf ausländische Käufer spezialisiert haben, könnten ebenfalls Auswirkungen spüren. Der Erwerb von Eigentum erfordert umfangreiche finanzielle Transaktionen, die ohne lokales Bankkonto deutlich komplizierter werden. Auch Sprachschulen, Fitnessstudios und andere Dienstleister, die auf ausländische Langzeitkunden angewiesen sind, sehen sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die wirtschaftlichen Verflechtungen sind vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheint.

Handlungsempfehlungen für betroffene Ausländer

Experten raten ausländischen Kontoinhabern zu proaktivem Handeln. Wer noch Zugriff auf sein Konto hat und die neuen Kriterien nicht erfüllt, sollte umgehend mit der Bank Kontakt aufnehmen. Eine persönliche Vorsprache in einer Filiale mit allen relevanten Dokumenten kann helfen, die Situation zu klären, bevor eine Sperre erfolgt. Wichtig ist dabei, Nachweise über die eigene finanzielle Situation, den Aufenthaltsstatus und die Herkunft größerer Geldbeträge mitzubringen.

Alternativ sollten Betroffene Konten bei anderen Banken in Betracht ziehen, sofern diese noch zugänglich sind. Diversifizierung kann das Risiko verringern, plötzlich ohne Zugang zu Geldmitteln dazustehen. Auch internationale Banklösungen oder Fintech-Dienste könnten Ausweichmöglichkeiten bieten, auch wenn diese nicht alle Funktionen eines lokalen Kontos ersetzen. Langfristig wird jedoch eine Klärung des Visa-Status unumgänglich sein, wenn man weiterhin am thailändischen Finanzsystem teilhaben möchte.

Die Rolle der thailändischen Behörden

Die Bank of Thailand hat mit ihren Richtlinien den Grundstein für die aktuellen Entwicklungen gelegt. Die Aufsichtsbehörde sieht sich in der Verantwortung, das Finanzsystem vor Missbrauch zu schützen und internationale Standards einzuhalten. Kritiker werfen ihr jedoch vor, die Auswirkungen auf legitime ausländische Kunden nicht ausreichend bedacht zu haben. Eine ausgewogenere Regulierung, die zwischen echten Betrugsfällen und unbescholtenen Kontoinhabern differenziert, wäre wünschenswert.

Die Behörden könnten beispielsweise klare Kriterien veröffentlichen, unter welchen Umständen Konten als verdächtig eingestuft werden. Auch ein vereinfachtes Verfahren zur Identitätsverifizierung könnte helfen, unnötige Härten zu vermeiden. Transparenz und Kommunikation sind Schlüssel, um das Vertrauen ausländischer Residenten und Besucher nicht nachhaltig zu beschädigen. Bislang fehlt es jedoch an Signalen, dass die Behörden solche Anpassungen planen.

Zukunftsperspektiven und mögliche Szenarien

Die weitere Entwicklung hängt von mehreren Faktoren ab. Wenn sich zeigt, dass die verschärften Regelungen tatsächlich zur Eindämmung von Finanzbetrug beitragen, könnten sie sich als dauerhafter neuer Standard etablieren. In diesem Szenario müssten sich Ausländer darauf einstellen, dass ein Bankkonto in Thailand ohne Langzeitvisum praktisch unmöglich wird. Alternative Finanzdienstleistungen würden an Bedeutung gewinnen, könnten aber die Lücke nicht vollständig schließen.

Ein anderes Szenario wäre eine Korrektur der Politik nach öffentlichem Druck und wirtschaftlichen Erwägungen. Sollten die negativen Auswirkungen auf Tourismus und ausländische Investitionen deutlich spürbar werden, könnten Banken und Behörden Kompromisslösungen entwickeln. Denkbar wären vereinfachte Verfahren für bestimmte Ländergruppen oder spezielle Kontomodelle für Langzeitbesucher mit eingeschränkten Funktionen aber gesichertem Zugang. Derzeit deutet jedoch wenig auf eine solche Kursänderung hin.

Vergleich mit anderen südostasiatischen Ländern

Im regionalen Vergleich nimmt Thailand mit den aktuellen Maßnahmen eine restriktive Position ein. Länder wie Vietnam oder die Philippinen haben ebenfalls Regelungen für ausländische Kontoinhaber, diese sind jedoch oft weniger streng oder werden flexibler gehandhabt. Malaysia bietet mit seinem MM2H-Programm gezielt Langzeitaufenthalte inklusive Bankzugang für finanziell gut situierte Ausländer an. Singapur wiederum hat hohe Hürden, aber klare und transparente Regelungen.

Thailand steht nun vor der Frage, ob es seine Position als bevorzugtes Ziel für internationale Besucher gefährden möchte. Die Konkurrenz in der Region schläft nicht, und viele digitale Nomaden sowie Langzeitreisende sind hochmobil und können problemlos in andere Länder wechseln. Der thailändische Bankensektor und die Behörden müssen abwägen, ob die Vorteile der verschärften Kontrollen die potenziellen wirtschaftlichen Nachteile aufwiegen.

Erfahrungsberichte von Betroffenen

Die persönlichen Geschichten hinter den Statistiken zeichnen ein eindrückliches Bild der Problematik. Ein russischer Unternehmer, der seit fünf Jahren in Bangkok lebt und ein erfolgreiches Online-Geschäft betreibt, berichtet von einer plötzlichen Kontosperre ohne Vorwarnung. Trotz aller Bemühungen und mehrfacher Vorsprachen in Filialen erhielt er keine zufriedenstellende Erklärung. Sein Geschäftsbetrieb steht nun vor ernsthaften Schwierigkeiten, da wichtige Zahlungen nicht mehr durchgeführt werden können.

Eine deutsche Rentnerin, die jährlich sechs Monate in Thailand verbringt, erlebte Ähnliches. Ihr Konto, das sie seit über einem Jahrzehnt für Mietzahlungen und alltägliche Ausgaben nutzte, wurde gesperrt. Die Bank forderte sie auf, ein Ruhestandsvisum vorzulegen, das sie aufgrund bürokratischer Hürden bisher nicht beantragt hatte. Nun steht sie vor der Wahl, entweder den aufwändigen Visa-Prozess zu durchlaufen oder ihre langjährigen Aufenthalte in Thailand zu beenden. Solche Einzelschicksale illustrieren die menschliche Dimension hinter den Richtlinienänderungen.

Technologische Aspekte der Betrugsprävention

Die Bank of Thailand setzt bei der Betrugsprävention zunehmend auf technologische Lösungen. Biometrische Verfahren, Datenbankenabgleiche und künstliche Intelligenz zur Mustererkennung sollen verdächtige Transaktionen frühzeitig identifizieren. Diese Technologien sind grundsätzlich sinnvoll und weltweit im Einsatz. Die Herausforderung liegt jedoch in der Balance zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit.

Zu strenge automatisierte Systeme produzieren viele Fehlalarme und treffen auch unbescholtene Kunden. Zu laxe Kontrollen hingegen lassen Betrüger durch die Maschen schlüpfen. Thailändische Banken scheinen derzeit eher auf Nummer sicher zu gehen und akzeptieren dabei Kollateralschäden bei legitimen Nutzern. Eine Feinabstimmung der Systeme, die echte Bedrohungen von normalen Kundenverhalten besser unterscheidet, wäre wünschenswert, erfordert aber Zeit und Investitionen.

Kulturelle und sprachliche Barrieren

Ein oft unterschätzter Aspekt der Problematik sind kulturelle und sprachliche Barrieren. Viele ausländische Kunden sprechen kein Thai und sind auf englischsprachige Services angewiesen. Die Kommunikation mit Banken erfolgt jedoch oft primär auf Thai, offizielle Dokumente sind selten übersetzt. Dies führt zu Missverständnissen und erschwert die Klärung von Problemen erheblich.

Thailändische Banken könnten durch bessere mehrsprachige Services und interkulturell geschultes Personal viele Konflikte entschärfen. Die Bangkok Bank bietet zwar englischsprachige Hotlines an, doch in der Praxis berichten Kunden von langen Wartezeiten und Mitarbeitern, die nicht immer die nötigen Informationen geben können oder dürfen. Diese Servicelücke verstärkt das Gefühl, als ausländischer Kunde nicht willkommen zu sein.

Juristische Bewertung der Maßnahmen

Aus rechtlicher Perspektive bewegen sich die Banken in einem Graubereich. Einerseits haben sie als private Unternehmen das Recht, ihre Geschäftsbedingungen festzulegen und Kunden nach eigenen Kriterien auszuwählen. Andererseits entstehen durch plötzliche Kontosperrungen ohne angemessene Kommunikation faktisch Schäden, gegen die sich Betroffene theoretisch wehren könnten.

In der Praxis sind rechtliche Schritte gegen thailändische Banken für Ausländer jedoch schwierig und kostspielig. Das thailändische Rechtssystem ist komplex, Verfahren langwierig und der Ausgang unsicher. Die meisten Betroffenen entscheiden sich daher gegen den juristischen Weg und versuchen stattdessen, pragmatische Lösungen zu finden. Diese Asymmetrie zwischen Bank und Kunde führt dazu, dass die Institute ihre Richtlinien relativ frei durchsetzen können, ohne größeren Widerstand befürchten zu müssen.

Ausblick und notwendige Reformen

Die aktuelle Situation ist für keine Seite zufriedenstellend. Banken müssen enorme Ressourcen in Compliance und Überwachung investieren, Behörden kämpfen gegen wachsende Betrugsnetzwerke, und Ausländer sehen sich mit ungerechtfertigten Einschränkungen konfrontiert. Eine nachhaltige Lösung erfordert koordiniertes Handeln aller Beteiligten.

Denkbar wäre ein gestuftes Kontosystem, das verschiedenen Visa-Kategorien angepasste Leistungen bietet. Touristen könnten Basiskonten mit eingeschränkten Funktionen und niedrigen Limits erhalten, während Langzeitvisuminhaber Vollzugang bekommen. Transparente Kommunikation über Anforderungen und Ausschlussgründe würde Unsicherheiten reduzieren. Die thailändische Regierung könnte durch gezielte Reformen im Visa-System ebenfalls Erleichterungen schaffen und legitimen Langzeitaufenthalten einen klareren rechtlichen Rahmen geben.

Solange diese Reformen ausbleiben, wird das Thema Konto gesperrt Thailand für viele Ausländer ein brisantes bleiben. Die Entwicklung zeigt exemplarisch, wie globale Herausforderungen wie Finanzkriminalität lokale Auswirkungen haben, die weit über den ursprünglich beabsichtigten Anwendungsbereich hinausgehen. Thailand muss einen Weg finden, seine berechtigten Sicherheitsinteressen mit seiner Rolle als internationales Tourismus- und Expat-Ziel in Einklang zu bringen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dies gelingt oder ob sich die Abschottung des Bankensektors als dauerhafter Trend etabliert.

Anmerkung der Redaktion:

Dieser Artikel basiert auf aktuellen Berichten über Richtlinienänderungen bei der Bangkok Bank und anderen thailändischen Finanzinstituten. Die dargestellten Sachverhalte entsprechen dem Kenntnisstand von 2025 und können sich weiterentwickeln. Betroffene Personen sollten sich direkt an ihre Bank wenden und gegebenenfalls rechtlichen oder konsularischen Rat einholen. Die Redaktion hat die verfügbaren Quellen sorgfältig ausgewertet, kann jedoch keine Gewähr für Vollständigkeit oder zukünftige Entwicklungen übernehmen. Bei individuellen Fragen zu Visa-Status oder Bankangelegenheiten empfehlen wir die Konsultation spezialisierter Berater oder der zuständigen Behörden.

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Dieser Artikel ist auch auf Englisch verfügbar. (This article is also available in English.) → English version

8 Kommentare zu „Ausländer-Banking in Thailand vor dem Aus?

  1. Es soll doch tatsächlich noch Menschen geben, die diesen Thai Terror über sich ergehen lassen. Ich lebe nunmehr in Laos, genieße das Leben und lache mich über euch kaputt.

    1. Ich verstehe Sie voll und ganz, aber warum Laos ? Leben wie vor 200 Jahren ? Und was soll man dort essen ? Nicht mal 7Eleven gibts dort! Ich denke, das muss man mögen.

    2. @Peter Pepermaus darfst soviel lachen wie du möchtest, schau nur das Laos nicht das gleiche macht wie vor ein paar jahren. Laos ist mit Thailand Befreundet. Laos würde ich nicht Auswandern da ist Kambodscha besser geeignet.

  2. Wahrscheinlich bilden sie hier ein, mit solchen faulen Tricks die Reichen
    schönen anzuziehen. Genau das Gegenteil wird der Fall sein. Lassen sich wirklich gut Betuchte so behandeln – wohl kaum. Und das ganze Theater hat u.a. damit zu tun, dass mit solchen Massnahmen die die Haftung der Banken vermindert werden kann. Das ganze Gelabber von wegen Sicherheit ist einfach nur …..sagen wir mal höflich ungeschickt.

    1. Wer braucht den schon eine Thaibank? Dann wollen die noch auf „Wealthy People“ setzen. Ist ein Joke? Die Reichen und Schönen gehen an echte Premium-Plätze wie Monaco, Cannes, Singapur, Dubai etc., welche eine lückenlose, hervorragende Infrastruktur, gebildetes, sprachkundiges Personal, einfache Visumbedingungen, keine willkürlichen, undurchsichtigen, fremdenfeindlichen Bürokratiehürden, ein Gefühl wirklich willkommen zu sein, bieten. Nicht nur geduldet. Thailand kann diese Standards bei weitem nie erfüllen.

  3. Wenn die hier glauben, mit solchem Unsinn Reiche anziehen zu können – garantiert nicht. Genau die lassen sich nicht so behandeln. Darum: Dieses Land vergessen bis der gesunde Menschenverstand Einzug hält – also für sehr, sehr lange Zeit

  4. Wieso ist doch alles in Ordnung außer Kleinigkeiten wie Smog, Abwasser ungeklärt im Meer, Müll gibt es auch überall. Wer braucht da noch Geld. Ganz zu schweigen von den ganzen Visum Schwierigkeiten. Sieht so ein Paradies aus. Man sitzt im Flieger und grübelt üder Einreisebestimmungen.

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