Bauprojekte stocken nach Massenrückkehr der Kambodschaner

Bauprojekte stocken nach Massenrückkehr der Kambodschaner
Thai Newsroom

Thailands Industrie in Not: 
Zehntausende Arbeiter fliehen 

Die jüngsten Grenzstreitigkeiten zwischen Thailand und Kambodscha haben ungeahnte Folgen: Zehntausende kambodschanische Gastarbeiter kehren heim – und hinterlassen eine klaffende Lücke in Thailands Wirtschaft. Besonders die Bau- und Schiffbauindustrie steht vor enormen Problemen.

Massenexodus über die Grenze

Seit dem Waffenstillstand am 28. Juli haben schätzungsweise 50.000 kambodschanische Arbeiter ihr Glück in Thailand aufgegeben und sind über den Grenzübergang Baan Laem in der Provinz Chanthaburi zurückgekehrt. Die kambodschanische Regierung hatte mit harten Maßnahmen gedroht: „Wer nicht zurückkommt, riskiert seinen Pass und sein Eigentum“, hieß es aus Phnom Penh. Doch nicht alle folgten diesem Aufruf.

In den Industriezentren Chonburis und Pattayas wird die Abwesenheit der Arbeitskräfte schmerzhaft spürbar. „Wir haben bereits Verzögerungen bei mehreren Großprojekten“, gesteht ein Bauunternehmer aus Si Racha. Vor allem im Schiffbau, wo kambodschanische Fachkräfte oft schwere Arbeiten übernehmen, herrscht akuter Personalmangel.

Zerrissen zwischen Pflicht und Existenzangst

Die menschlichen Schicksale hinter den nackten Zahlen zeigen das ganze Dilemma. Dam, ein kambodschanischer Bauarbeiter in Rayong, erklärt seine Zwickmühle: „Ich habe Schulden für mein Haus in Kambodscha. Wenn ich zurückgehe, finde ich dort keine Arbeit und kann nicht zahlen.“ Sein thailändischer Arbeitgeber unterstützt ihn – anders als seine eigene Regierung.

Auch Ta, der in einer Werft in Pattaya arbeitet, bleibt. „Mein Chef behandelt uns fair. Warum sollte ich gehen?“ Der 32-Jährige hat sogar aufgehört, Nachrichten zu verfolgen, um dem psychischen Druck zu entgehen. Viele seiner Kollegen sind dennoch geflohen – aus Angst vor Repressalien.

Wirtschaftliche Kettenreaktion befürchtet

Experten warnen vor einem Dominoeffekt: „Jeder fünfte Bauarbeiter in Ostthailand kommt aus Kambodscha“, erklärt ein Arbeitsmarktforscher der Burapha-Universität. „Dieser Ausfall wird sich in höheren Kosten und längeren Bauzeiten niederschlagen.“

Besonders betroffen sind:
• Großbauprojekte in den Ostseeprovinzen
• Werften in Laem Chabang
• Landwirtschaftsbetriebe in der Grenzregion

Die thailändische Regierung sucht bereits nach Alternativen. Arbeitsministerin Suchart diskutierte mit Vertretern aus Myanmar über zusätzliche Arbeitskräfte. Doch Fachleute bezweifeln, dass dies die Lücke schnell schließen kann.

Langfristige Folgen ungewiss

Während die politische Lage an der Grenze weiter angespannt bleibt, stehen beide Länder vor schwierigen Fragen: Thailand muss seine Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften überdenken, Kambodscha riskiert durch seine harte Linie einen Vertrauensverlust bei seinen eigenen Bürgern.

„Das ist mehr als ein Arbeitskräftemangel“, analysiert ein Diplomat in Bangkok. „Hier prallen wirtschaftliche Interessen, menschliche Schicksale und nationale Politik aufeinander.“

Die wahren Kosten dieser Krise werden erst in den kommenden Monaten sichtbar werden – an halbfertigen Hochhäusern, liegengebliebenen Schiffen und Familien in beiden Ländern, die um ihre Existenz fürchten.

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