Neue Lizenzpflicht
Verkauf nur noch mit Rezept und medizinischem Personal
In Thailand bahnt sich ein drastischer Wandel im Umgang mit Cannabis an. Wie das Department of Thai Traditional and Alternative Medicine (DTAM) am 30. Juni 2025 mitteilte, wird der Verkauf von Cannabis-Blüten künftig nur noch auf ärztliche Verschreibung erlaubt sein. Damit stehen rund 12.000 der derzeit 18.000 Ganja-Shops im Land vor dem Aus – denn ihnen fehlt das erforderliche medizinische Personal, das laut den neuen Regeln dauerhaft vor Ort sein muss.
Die bestehenden Lizenzen vieler Shops laufen bis Ende des Jahres 2025 aus. Wer weitermachen will, muss sein Geschäft in eine anerkannte Klinik oder medizinische Einrichtung umwandeln – inklusive Arzt, Apotheker oder traditionellem Heiler mit offizieller Zulassung.
Klare Vorschriften:
Nur sieben Berufsgruppen dürfen verschreiben
Laut Dr. Somruek Chungsaman, dem Generaldirektor des DTAM, wird in Kürze eine neue Vorschrift in der Royal Gazette veröffentlicht. Sie legt genau fest, wer Cannabis-Blüten verschreiben darf: zugelassen sind nur Angehörige aus sieben Berufsgruppen – darunter Allgemeinmediziner, Zahnärzte, Apotheker, traditionelle thailändische und chinesische Mediziner sowie Volksheiler.
Jede Verschreibung muss eine gültige Lizenznummer, den kompletten Namen des Patienten, Alter, Nationalität, ID-Nummer, Diagnose und die verordnete Menge enthalten. Die Höchstgrenze liegt bei einer 30-Tage-Ration.
„Die früher festgelegten 15 Krankheiten wurden gestrichen“, erklärt Dr. Somruek. „Jede Berufsgruppe darf nun eigenständig Symptome definieren – vorausgesetzt, es gibt anerkannte Leitlinien.“ Bislang existieren diese jedoch nur für die moderne westliche Medizin (z. B. bei Epilepsie, Chemotherapie-Übelkeit, Nervenschmerzen und Muskelspastiken) sowie für die Traditionelle Thailändische Medizin (z. B. bei Appetitlosigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Krebsschmerzen). Die anderen Gruppen dürfen derzeit noch keine Rezepte ausstellen.

Keine Beratung, kein Verkauf
Nur mit Arzt im Haus
Die neuen Regelungen sehen vor, dass alle Shops nur mit Lizenz und medizinischem Personal betrieben werden dürfen. Der Verkauf an die Öffentlichkeit oder Patienten ist nur noch mit Rezept erlaubt. Zudem ist das Konsumieren (z. B. Rauchen) vor Ort verboten. Die Rezepte müssen archiviert und auf Verlangen bei monatlichen Kontrollen vorgelegt werden. Auch Patienten sollen ihre Rezeptkopien gut aufbewahren – besonders, wenn sie größere Mengen Cannabis-Blüten besitzen.
Dr. Somruek macht deutlich: „Diese Shops werden zu Kliniken. Wer sich nicht anpasst, muss schließen.“
Schließwelle kommt zum Jahresende
Öffentliche Anhörungen laufen
Mit Auslaufen der aktuellen Betriebsgenehmigungen zum Jahresende ist klar: Wer keine neue Lizenz beantragt, wird seine Türen schließen müssen. Laut DTAM betrifft dies vor allem die Shops, die aktuell ohne jegliches medizinisches Fachpersonal arbeiten. Diese müssen ihr Geschäftsmodell grundlegend ändern – oder aufgeben.
Ein entsprechender Ministerialentwurf zur neuen Lizenzvergabe ist bereits in Arbeit, derzeit laufen öffentliche Anhörungen dazu. Diese sollen am 12. Juli 2025 enden. Anschließend wird der Entwurf dem Gesundheitsminister und dem Kabinett zur endgültigen Genehmigung vorgelegt.
Parallel tagt auch der Ausschuss für die Förderung und den Schutz thailändischer Medizinkompetenz, um über konkrete Auslegungen zu entscheiden.
Rückkehr zur reinen Medizinnutzung
Ende der Freizügigkeit?
Thailand war mit der Legalisierung von Cannabis im Juni 2022 weltweit beachtet worden – doch die liberale Handhabung hatte auch Kritik ausgelöst: Die breite Verfügbarkeit, fehlende Kontrolle und das rasante Wachstum des Marktes führten zu Bedenken bei Medizinern, Eltern und internationalen Beobachtern.
Mit der neuen Verordnung schlägt die Regierung einen harten Kurs ein: Freizeitkonsum wird faktisch unmöglich, der Verkauf an Touristen massiv eingeschränkt. „Am Ende wird nur noch die medizinische Verwendung erlaubt sein“, so Dr. Somruek.
Für viele Betreiber bedeutet das nicht weniger als das wirtschaftliche Aus. Für Patienten mit gültigem Rezept hingegen könnte sich ein sicherer, regulierter Zugang etablieren – sofern genug lizenzierte Fachkräfte zur Verfügung stehen.