Cannabis-Wende in Thailand

Cannabis-Wende in Thailand
Reuters

Im Juni 2025 hat Thailand seine Cannabisgesetze grundlegend überarbeitet, wodurch der Zugang zu Cannabis für Freizeitzwecke erheblich eingeschränkt wurde. Diese Änderungen, die am 27. Juni 2025 in Kraft traten, haben die milliardenschwere Cannabisindustrie des Landes vor neue Herausforderungen gestellt. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Vorschriften, ihre Auswirkungen auf Unternehmen und Verbraucher sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen, die sowohl Einheimische als auch Touristen beachten müssen.

Was hat sich geändert?

Im Jahr 2022 machte Thailand Schlagzeilen als erstes asiatisches Land, das Cannabis entkriminalisierte. Dies führte zu einem Boom von über 11.000 Cannabis-Dispensaries im ganzen Land, insbesondere in Touristenhochburgen wie Bangkok, Pattaya und Phuket. Doch die unregulierte Verbreitung von Cannabis-Shops und öffentliche Besorgnis über Schmuggel und Missbrauch veranlassten die Regierung, im Juni 2025 strengere Regeln einzuführen. Die wichtigsten Änderungen umfassen:

Reklassifizierung von Cannabisblüten: Cannabisblüten wurden als „kontrollierte Kräuter“ gemäß dem Thai Traditional Medicine Wisdom Protection and Promotion Act klassifiziert. Andere Pflanzenteile wie Blätter, Stängel und Samen bleiben unreguliert.

Rezeptpflicht: Der Kauf von Cannabisblüten ist nur mit einem Rezept von lizenzierten Ärzten, Zahnärzten, traditionellen thailändischen oder chinesischen Medizinern oder registrierten Volksheilern möglich. Rezepte sind auf eine Versorgung von maximal 30 Tagen beschränkt und müssen detaillierte Angaben zur Diagnose und Dosierung enthalten.

Lizenzierungspflicht: Unternehmen, die Cannabisblüten anbauen, verkaufen, verarbeiten oder exportieren, benötigen eine Lizenz gemäß Section 46 des genannten Gesetzes. Diese Lizenzen erfordern strenge Dokumentation, einschließlich Herkunftsnachweisen und monatlicher Berichte (Formulare Phor.Tor.27, Phor.Tor.28 und Phor.Tor.29).

GACP-Zertifizierung: Anbauer müssen eine Good Agricultural and Collection Practices (GACP)-Zertifizierung vom Department of Thai Traditional and Alternative Medicine (DTAM) erhalten. Diese Zertifizierung stellt sicher, dass Cannabis unter strengen Qualitätsstandards produziert wird.

Verbot bestimmter Vertriebswege: Der Verkauf von Cannabis über Online-Plattformen, Verkaufsautomaten oder in öffentlichen Bereichen wie Tempeln, Parks, Schulen oder Vergnügungsparks ist untersagt. Werbung für Cannabisprodukte ist ebenfalls verboten.

Medizinische Zwecke: Cannabis bleibt für medizinische Zwecke legal, wobei zugelassene Indikationen chronische Schmerzen, Krebs, Epilepsie, Multiple Sklerose und Angststörungen umfassen. Patienten müssen Rezepte und medizinische Bescheinigungen vorlegen.

Auswirkungen auf die Cannabisindustrie

Die neuen Vorschriften haben erhebliche Auswirkungen auf die Cannabisindustrie, die nach der Entkriminalisierung 2022 einen geschätzten Wert von einer Milliarde US-Dollar erreicht hatte. Viele der über 11.000 Dispensaries stehen vor Herausforderungen, da sie nun:

Medizinisches Fachpersonal einstellen müssen: Geschäfte müssen möglicherweise als Kliniken registriert werden und lizenzierte Fachkräfte beschäftigen, was für kleinere Unternehmen kostspielig ist.

Strenge Dokumentation einhalten müssen: Monatliche Berichte über Einkäufe, Verkäufe und Verarbeitung sind verpflichtend, was den Verwaltungsaufwand erhöht.

GACP-konforme Lieferketten sicherstellen müssen: Der Nachweis, dass Cannabis von GACP-zertifizierten Anbauern stammt, ist zwingend erforderlich.

Kleinere Unternehmen, insbesondere familiengeführte Geschäfte, könnten aufgrund der hohen Kosten und komplexen Anforderungen schließen müssen. Größere Unternehmen mit besseren Ressourcen sind besser positioniert, um die neuen Regeln einzuhalten, was zu einer Konsolidierung der Branche führen könnte.

Auswirkungen auf Verbraucher und Touristen

Für Verbraucher und Touristen haben die neuen Gesetze den Zugang zu Cannabis stark eingeschränkt:

Touristen: Ohne ein Rezept von einem in Thailand lizenzierten Arzt können Touristen kein Cannabis legal kaufen. Dies hat das Cannabis-Tourismusgeschäft, insbesondere in Gegenden wie der Khao San Road, stark beeinträchtigt.

Einheimische: Thailändische Bürger benötigen ebenfalls ein Rezept, und der Konsum ist nur in privaten Räumen erlaubt. Öffentliches Rauchen ist verboten und kann mit Geldstrafen von bis zu 25.000 Baht (ca. 700 USD) oder Haftstrafen geahndet werden.

Reisebeschränkungen: Das Mitführen von Cannabisprodukten über internationale Grenzen ist verboten. Auf Inlandsflügen sind Cannabisprodukte mit weniger als 0.2 % THC erlaubt, jedoch unterliegen sie strengen Kontrollen durch die Airports of Thailand (AOT).

Politische und gesellschaftliche Hintergründe

Die Verschärfung der Gesetze wurde durch öffentliche Besorgnis über den unregulierten Cannabismarkt und Schmuggelprobleme ausgelöst. Eine Umfrage des Gesundheitsministeriums im Mai 2025 zeigte, dass 59 % der Befragten strengere Kontrollen unterstützten. Gesundheitsminister Somsak Thepsutin betonte, dass die Reformen den Schutz der öffentlichen Gesundheit, insbesondere von Jugendlichen, zum Ziel haben.

Kritiker argumentieren jedoch, dass die neuen Vorschriften kleinere Unternehmen benachteiligen und die Durchsetzung bisheriger Regeln ohnehin unzureichend war. Einige Unternehmer befürchten, dass die unklaren Richtlinien und hohen Kosten viele in den illegalen Markt treiben könnten.

Fazit

Thailands neue Cannabisgesetze markieren einen Wandel von einer liberalen hin zu einer streng regulierten, medizinisch orientierten Politik. Während medizinisches Cannabis weiterhin zugänglich bleibt, stehen Unternehmen und Verbraucher vor neuen Herausforderungen. Für Unternehmen ist die Einhaltung der Lizenzierungs- und Qualitätsstandards entscheidend, während Verbraucher und Touristen die Rezeptpflicht beachten müssen. Es bleibt abzuwarten, wie die Regierung die Durchsetzung und weitere Details der Vorschriften klären wird. Unternehmen und Verbraucher sollten sich regelmäßig über offizielle Regierungsquellen informieren, um compliant zu bleiben.

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