Digitales Visum-Chaos in Thailand

Digitales Visum-Chaos in Thailand
Illustration via OpenAI (2025).

In den vergangenen Wochen erreichten unsere Redaktion zahlreiche Zuschriften, Anfragen und E-Mails zum Thema elektronische Visa. Die Auswertung dieser Rückmeldungen, ergänzt durch eigene Recherchen, zeigt ein differenziertes Bild: Während einige Reisende den Antragsprozess als unkompliziert und zügig beschreiben, berichten andere von erheblichen Problemen.

Mehrere Leserinnen und Leser schildern technische Schwierigkeiten, lange Bearbeitungszeiten oder unklare Zuständigkeiten bei Rückfragen. Insbesondere die mangelnde Transparenz im Verfahren sowie die teilweise unzureichende Kommunikation der zuständigen Stellen werden dabei kritisiert. Für Betroffene kann dies nicht nur zeitlichen Aufwand, sondern auch Unsicherheit im Hinblick auf geplante Reisen bedeuten.

Gleichzeitig gibt es auch Stimmen, die positive Erfahrungen gemacht haben – sie berichten von einer schnellen digitalen Abwicklung ohne größere Hindernisse. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass die Praxis rund um elektronische Visa offenbar sehr unterschiedlich erlebt wird.

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Unsere Redaktion weist ausdrücklich darauf hin, dass die geschilderten Eindrücke auf Mitteilungen unserer Leserinnen und Leser beruhen. Eine abschließende Bewertung oder offizielle Stellungnahme der verantwortlichen Behörden steht noch aus.

Fest steht jedoch: Die Vielzahl der Zuschriften macht deutlich, dass das Thema elektronische Visa viele Menschen bewegt. Wir werden die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen und über neue Erkenntnisse berichten.

Thailand E-Visum: Wenn das digitale System streikt

Die Vorfreude auf den Thailand-Urlaub verwandelt sich für viele Reisende zunehmend in Frustration. Was als moderne Erleichterung gedacht war, entpuppt sich für zahlreiche Antragsteller als digitaler Albtraum. Seit dem ersten Januar 2025 steht das elektronische Visum-System der thailändischen Behörden weltweit zur Verfügung, doch die praktische Umsetzung offenbart erhebliche Schwachstellen. Hochgeladene Dokumente werden ohne erkennbaren Grund abgelehnt, Anträge verschwinden im digitalen Nirwana, und der technische Support bleibt häufig stumm. Die Situation wirft grundsätzliche Fragen zur Digitalisierung behördlicher Prozesse auf.

Der steinige Weg zum digitalen Visum

Thailand hat während der Pandemie massiv in die Entwicklung seines elektronischen Visum-Systems investiert. Die Idee klang verlockend: Reisende sollten künftig ihre Visa bequem von zu Hause aus beantragen können, ohne persönlich bei einer thailändischen Botschaft oder einem Konsulat erscheinen zu müssen. Die weltweite Ausweitung ab Januar 2025 sollte den Prozess für Millionen Reisende vereinfachen. Doch zwischen Vision und Realität klafft eine erhebliche Lücke.

Das System erfordert von Antragstellern zunächst die Erstellung eines Benutzerkontos auf der offiziellen Plattform. Nach der Aktivierung durch eine Bestätigungsmail können Nutzer ihren Antrag stellen. Der Prozess umfasst die Eingabe persönlicher Daten, Reiseinformationen und das Hochladen verschiedener Dokumente. Genau hier beginnen die Schwierigkeiten, von denen Betroffene berichten.

Besonders die Upload-Funktion für Passfotos und Dokumentenscans erweist sich als neuralgischer Punkt. Das System lehnt Bilder oft ohne nachvollziehbare Begründung ab. Nutzer berichten von stundenlangen Versuchen, bei denen selbst technisch einwandfreie Uploads scheitern. Die Fehlermeldungen bleiben dabei meist vage oder erscheinen gar nicht erst. Stattdessen friert die Seite ein, lädt endlos oder wirft Antragsteller zurück zum Startpunkt.

Technische Hürden und ihre Folgen

Die Anforderungen an hochzuladende Dokumente sind streng definiert. Passfotos müssen biometrischen Standards entsprechen, Dateigrößen dürfen bestimmte Limits nicht überschreiten, und die Bildqualität muss ausreichend sein. Soweit die Theorie. In der Praxis scheitern jedoch selbst professionell erstellte Aufnahmen am automatisierten Prüfsystem. Ein verschwommenes Bild, ein leicht abweichender Bildausschnitt oder eine minimal falsche Dateigröße können zur sofortigen Ablehnung führen.

Besonders problematisch erweist sich die fehlende Transparenz. Während klassische Visa-Verfahren mit menschlichen Sachbearbeitern zumindest Rückfragen ermöglichen, bleibt das automatisierte System stumm. Antragsteller wissen nicht, welches konkrete Detail zur Ablehnung führte. Diese Intransparenz multipliziert den Zeitaufwand erheblich. Statt innerhalb weniger Tage ein Visum zu erhalten, verbringen manche Nutzer Wochen mit wiederholten Antragsversuchen.

Ein weiteres gravierendes Problem betrifft die Stabilität der Plattform. Nutzer berichten von häufigen Serverausfällen, besonders zu Stoßzeiten. Die Website wird langsam, reagiert verzögert oder bricht komplett zusammen. Für Menschen mit nahenden Reiseterminen entwickelt sich dies zur existenziellen Sorge. Flüge sind gebucht, Hotels reserviert, doch das benötigte Visum bleibt unerreichbar.

Fehlerquellen im Detail

Die thailändische Botschaft in Oslo hat auf ihrer Website eine Liste häufiger Fehler bei E-Visum-Anträgen veröffentlicht. Diese gibt Aufschluss über die Stolpersteine im Prozess. Selbst kleinste Abweichungen in der Schreibweise von Namen, falsche Datumsformate oder unvollständige Adressangaben führen zur Ablehnung. Das System verzeiht keine Tippfehler und bietet keine Korrekturmöglichkeit nach dem Absenden.

Laut Leserstimmen, werden die Gebühren für abgelehnte Anträge grundsätzlich nicht erstattet. Diese Regelung trifft Antragsteller hart, die mehrfach versuchen müssen, ihr Visum zu erhalten. Jeder gescheiterte Versuch kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch Geld (Anmerkung der Redaktion: Dieses konnte von uns nicht verifiziert werden). Bei komplexeren Visa-Typen wie dem Non-Immigrant-O-Visum für Rentner oder Familienangehörige summieren sich die Kosten schnell auf dreistellige Beträge.

Hinzu kommt die Herausforderung der Dokumentenauswahl. Je nach Visa-Typ verlangt das System unterschiedliche Nachweise. Finanzielle Mittel müssen durch Kontoauszüge belegt werden, Unterkünfte durch Hotelbuchungen, Beziehungen durch Heiratsurkunden oder Geburtsurkunden. Die exakten Anforderungen variieren jedoch zwischen den verschiedenen thailändischen Auslandsvertretungen. Was bei einer Botschaft akzeptiert wird, kann bei einer anderen zur Ablehnung führen. Diese Inkonsistenz verwirrt selbst erfahrene Thailand-Reisende.

Die menschliche Komponente fehlt

Ein zentrales Problem des vollautomatisierten Systems liegt im Fehlen menschlicher Prüfer. Früher konnten Antragsteller bei Unklarheiten direkt mit Konsulatsmitarbeitern sprechen, Nachfragen stellen oder fehlende Dokumente nachreichen. Das digitale System kennt solche Flexibilität nicht. Algorithmen treffen Entscheidungen nach starren Kriterien, ohne Raum für individuelle Umstände oder Erklärungen.

Diese Rigidität trifft besonders Menschen mit komplexeren Situationen. Expats, die nach Thailand ziehen möchten, Rentner, die ihren Lebensabend im Land des Lächelns verbringen wollen, oder Geschäftsreisende mit speziellen Anforderungen stehen vor erheblichen Hürden. Ihre Anträge passen oft nicht in die starren Kategorien des Systems. Während ein menschlicher Sachbearbeiter Ausnahmeregelungen treffen oder zusätzliche Erläuterungen einfordern könnte, endet der digitale Prozess bei der ersten Abweichung vom Standard.

Der Support bleibt derweil weitgehend unerreichbar. E-Mail-Anfragen bleiben unbeantwortet, Hotlines sind überlastet oder verweisen auf die Website. Selbst wenn Antworten eintreffen, erfolgen diese oft nach Tagen oder Wochen – viel zu spät für Menschen mit dringenden Reiseplänen. Die Kombination aus technischen Problemen und mangelhaftem Kundendienst erzeugt eine Situation, in der sich Antragsteller alleingelassen fühlen.

Auswirkungen auf Reisende und Tourismus

Die Probleme mit dem E-Visum-System haben weitreichende Konsequenzen. Reisende verschieben oder stornieren ihre Trips, Hotels verzeichnen Ausfälle, Airlines verlieren Buchungen. Thailand ist wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig. Die Branche steuert einen erheblichen Teil zum Bruttoinlandsprodukt bei und beschäftigt Millionen Menschen. Bürokratische Hindernisse gefährden diese wichtige Einnahmequelle.

Besonders die Gruppe der Langzeiturlauber und Überwinterer leidet unter der Situation. Viele ältere Menschen aus Europa verbringen die kalten Monate traditionell in Thailand. Sie benötigen dafür entsprechende Visa, oft das spezielle Rentner-Visum. Der komplizierte digitale Antragsprozess überfordert jedoch gerade technikferne Personen. Was früher ein Routinegang zur Botschaft war, wird zur unüberwindbaren digitalen Barriere.

Auch die wachsende Gruppe der digitalen Nomaden zeigt sich frustriert. Das im Sommer 2024 eingeführte Destination Thailand Visa sollte genau diese Zielgruppe ansprechen. Es erlaubt längere Aufenthalte für Menschen, die remote arbeiten. Doch wenn schon der Antragsprozess zur Tortur wird, überlegen sich potenzielle Besucher zweimal, ob sie Thailand wählen oder auf Alternativen wie Bali, Vietnam oder Portugal ausweichen.

Internationale Vergleiche und Standards

Thailand steht mit seinen E-Visum-Problemen nicht allein da. Viele Länder haben in den vergangenen Jahren ihre Visa-Verfahren digitalisiert. Die Erfahrungen fallen dabei gemischt aus. Einige Staaten wie Kanada oder Australien betreiben seit Jahren ausgereifte elektronische Systeme, die weitgehend reibungslos funktionieren. Andere kämpfen mit ähnlichen Schwierigkeiten wie Thailand.

Der Unterschied liegt oft im Detail der Umsetzung. Erfolgreiche Systeme zeichnen sich durch klare Benutzerführung, verständliche Fehlermeldungen und erreichbaren Support aus. Sie bieten Tutorials, häufig gestellte Fragen und Kontaktmöglichkeiten für Problemfälle. Zudem laufen im Hintergrund noch menschliche Prüfer mit, die in zweifelhaften Fällen eingreifen können. Thailand hat diesen hybriden Ansatz bisher nicht umgesetzt.

Die weltweite Einführung zum Jahresbeginn 2025 erfolgte möglicherweise zu hastig. Zwar lief das System bereits seit der Pandemie in ausgewählten Ländern, doch die schlagartige globale Ausweitung überforderte offenbar die Infrastruktur. Serverkapazitäten wurden unterschätzt, Nutzerverhalten falsch eingeschätzt, Supportstrukturen nicht ausreichend ausgebaut. Ein stufenweiser Rollout mit kontinuierlicher Evaluation hätte viele Probleme vermeiden können.

Rechtliche Aspekte und Verbraucherschutz

Die Situation wirft auch rechtliche Fragen auf. Antragsteller zahlen Gebühren für eine Dienstleistung, die oft nicht oder nur unzureichend erbracht wird. Wenn das System technisch versagt, tragen Nutzer dennoch die Kosten. Die strikte Nicht-Erstattungspolitik erscheint fragwürdig, wenn die Ablehnung nicht auf falschen Angaben, sondern auf Systemfehlern beruht.

Verbraucherschützer sehen hier Handlungsbedarf. Ein funktionierendes System müsste zwischen Antragsfehlern durch Nutzer und technischen Problemen der Plattform unterscheiden. Nur im ersten Fall wäre eine Gebühreneinbehaltung gerechtfertigt. Wenn jedoch die Upload-Funktion streikt, Server ausfallen oder das System ohne Grund ablehnt, liegt die Verantwortung eindeutig bei den Betreibern.

Das thailändische Außenministerium als verantwortliche Behörde hat sich bisher nicht umfassend zu den Problemen geäußert. Offizielle Statements bleiben vage, konkrete Verbesserungsmaßnahmen werden nicht kommuniziert. Diese Kommunikationslücke verstärkt die Frustration der Betroffenen. Sie wissen nicht, ob ihre Probleme bekannt sind, wann mit Lösungen zu rechnen ist oder ob sie besser auf alternative Einreisemöglichkeiten setzen sollten.

Workarounds und Alternativen

Angesichts der Schwierigkeiten entwickeln Betroffene eigene Strategien. Einige nutzen unterschiedliche Browser oder Endgeräte, da das System auf verschiedenen Plattformen unterschiedlich reagiert. Andere versuchen es zu ungewöhnlichen Tageszeiten, wenn die Serverlast geringer ist. Wieder andere lassen sich von Visa-Agenturen helfen, die gegen Gebühr den Antragsprozess übernehmen.

Diese Agenturen erleben derzeit Hochkonjunktur. Sie kennen die Fallstricke des Systems und wissen, welche Dokumentenformate funktionieren. Ihre Dienste sind jedoch teuer und widersprechen eigentlich dem Grundgedanken des E-Visums, das gerade die eigenständige Antragstellung ermöglichen sollte. Dass professionelle Hilfe faktisch notwendig wird, zeigt das Scheitern der ursprünglichen Zielsetzung.

Für Kurzaufenthalte bietet Thailand weiterhin visumfreie Einreise für viele Nationalitäten. Deutsche Staatsbürger können beispielsweise bis zu 60 Tage ohne Visum im Land bleiben. Diese Regelung umgeht die E-Visum-Problematik, gilt jedoch nur für touristische Zwecke und begrenzte Zeiträume. Langzeitbesucher, Geschäftsreisende oder Menschen mit speziellen Anliegen müssen dennoch den steinigen digitalen Weg gehen.

Ein weiterer Workaround besteht in der Beantragung von Visa bei Einreise am Flughafen. Für bestimmte Nationalitäten und Visa-Typen ist dies möglich. Allerdings gelten hier ebenfalls Einschränkungen, längere Wartezeiten und oft höhere Gebühren. Zudem besteht das Risiko einer Ablehnung nach bereits angetretener Reise. Die meisten Fluglinien verlangen zudem den Nachweis eines gültigen Visums vor dem Boarding bei Langstreckenflügen.

Die elektronische Reisegenehmigung kommt

Parallel zum E-Visum führte Thailand ab Juni 2025 eine elektronische Reisegenehmigung ein. Dieses Electronic Travel Authorization System soll für visumfreie Reisende verpflichtend werden, ähnlich wie ESTA in den USA oder ETA in Kanada. Die Ankündigung sorgt für zusätzliche Verunsicherung, da viele befürchten, dass auch dieses System ähnliche Kinderkrankheiten aufweisen könnte wie das aktuelle E-Visum.

Die Behörden versichern, dass beide Systeme mittelfristig integriert werden sollen. Eine einheitliche Plattform für alle Einreisegenehmigungen klingt sinnvoll, setzt jedoch voraus, dass die grundlegenden technischen Probleme gelöst werden. Solange das E-Visum-System nicht stabil läuft, erscheint die zusätzliche Einführung eines weiteren digitalen Verfahrens ambitioniert.

Ausgenommen von der elektronischen Reisegenehmigung bleiben vorerst Staatsangehörige von Laos, Kambodscha und Malaysia. Diese Nachbarländer haben Sonderregelungen mit Thailand. Für alle anderen Nationen bedeutet die Neuerung einen zusätzlichen bürokratischen Schritt vor der Einreise. Reisende müssen künftig nicht nur ein funktionierendes E-Visum beantragen, sondern zusätzlich diese Genehmigung einholen.

Stimmen aus der Praxis

Erfahrungsberichte Betroffener zeichnen ein einheitliches Bild. Ein deutscher Rentner berichtet, er habe vier Wochen gebraucht, um sein Non-Immigrant-O-Visum zu erhalten. Fünf Antragsversuche scheiterten an technischen Problemen, beim sechsten Versuch klappte es plötzlich ohne erkennbaren Grund. Die Kosten summierten sich auf mehrere Hundert Euro, der Zeitaufwand auf dutzende Stunden.

Eine junge Digitalnomadin aus der Schweiz schildert ihre Frustration mit dem neuen Destination Thailand Visa. Die hochgeladenen Nachweise ihrer Freiberuflichkeit wurden wiederholt abgelehnt, obwohl sie den offiziellen Anforderungen entsprachen. Erst nach Einschaltung einer Visa-Agentur erhielt sie nach drei Monaten die Genehmigung. Der ursprünglich geplante Arbeitsaufenthalt hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen, sie musste zwischenzeitlich mit einem Touristenvisum einreisen und wieder ausreisen.

Auch Familien berichten von Schwierigkeiten. Die Beantragung mehrerer Visa gleichzeitig für alle Familienmitglieder erweist sich als besonders komplex. Das System erlaubt keine Sammelanträge, jede Person muss einzeln registriert werden. Die Koordination der verschiedenen Anträge wird zur logistischen Herausforderung, zumal alle gleichzeitig gültig sein müssen. Gerade mit Kindern wird der Prozess zur Geduldsprobe.

Technische Verbesserungsmöglichkeiten

Aus IT-Sicht ließen sich viele Probleme mit überschaubarem Aufwand beheben. Die Upload-Funktion benötigt bessere Fehlerdiagnose. Statt kryptischer Meldungen sollte das System präzise angeben, warum ein Dokument abgelehnt wurde. Ist die Dateigröße falsch, die Auflösung unzureichend oder der Bildausschnitt nicht konform? Konkrete Hinweise würden Nutzern ermöglichen, gezielt nachzubessern.

Die Serverinfrastruktur muss ausgebaut werden. Wenn die Plattform bei höherer Last zusammenbricht, deutet dies auf Kapazitätsprobleme hin. Cloud-Lösungen mit automatischer Skalierung könnten hier Abhilfe schaffen. Zudem sollte ein Content Delivery Network eingesetzt werden, um die Last geografisch zu verteilen und Ladezeiten zu verkürzen.

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Dringend erforderlich ist auch eine Überarbeitung der Benutzeroberfläche. Klare Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit visuellen Hilfen würden den Prozess zugänglicher machen. Video-Tutorials könnten zeigen, wie korrekte Passfotos aussehen oder wie Dokumente richtig formatiert werden. Eine FAQ-Sektion mit Lösungen für häufige Probleme würde die Supportanfragen reduzieren.

Die Einführung eines Live-Chat-Supports würde vielen Antragstellern helfen. Selbst wenn nicht rund um die Uhr verfügbar, könnten feste Sprechzeiten mit direkter Hilfe die Situation deutlich verbessern. Alternativ könnte ein Ticket-System eingerichtet werden, bei dem Anfragen systematisch bearbeitet und beantwortet werden. Die aktuelle Situation, in der E-Mails ins Leere laufen, ist nicht akzeptabel.

Vergleich mit dem alten System

Interessanterweise äußern viele Betroffene Nostalgie für das alte, analoge System. Der persönliche Gang zur Botschaft kostete zwar Zeit, bot aber Sicherheit. Man erhielt direkte Rückmeldung, konnte Fragen stellen und wusste nach dem Termin meist, ob der Antrag erfolgreich sein würde. Diese Planungssicherheit fehlt beim digitalen Verfahren völlig.

Das E-Visum sollte Zeitersparnis bringen, bewirkt in vielen Fällen jedoch das Gegenteil. Während eine Botschaftsvorsprache mit Wartezeit vielleicht einen halben Tag kostete, ziehen sich E-Visum-Probleme über Wochen. Der Effizienzgewinn verkehrt sich ins Gegenteil, wenn das System nicht funktioniert. Digitalisierung um ihrer selbst willen schafft keinen Mehrwert.

Befürworter des neuen Systems argumentieren mit der geografischen Unabhängigkeit. Wer weit von einer thailändischen Auslandsvertretung entfernt lebt, konnte früher nur mit erheblichem Aufwand ein Visum beantragen. Das E-Visum ermöglicht theoretisch Anträge von überall. Diese Flexibilität ist wertvoll, setzt aber ein funktionierendes System voraus. Ein nicht erreichbares digitales Angebot hilft niemandem.

Internationale Reputation

Die Visum-Probleme schaden Thailands Image als weltoffenes Reiseland. In internationalen Reiseforen häufen sich kritische Berichte. Potenzielle Besucher lesen von den Schwierigkeiten und überdenken ihre Reisepläne. Mundpropaganda funktioniert in beide Richtungen. So wie positive Erfahrungen Thailand als attraktives Ziel etabliert haben, können negative Berichte den Ruf beschädigen.

Konkurrierende Destinationen in Südostasien profitieren möglicherweise von Thailands Problemen. Vietnam, Indonesien oder die Philippinen bieten ähnliche Attraktionen mit teilweise unkomplizierteren Einreiseverfahren. Wenn sich Thailand als bürokratisch und unzugänglich präsentiert, wandern Touristen ab. Gerade im hart umkämpften Markt der digitalen Nomaden und Langzeiturlauber kann dies gravierende wirtschaftliche Folgen haben.

Die thailändische Tourismusbehörde wirbt intensiv um internationale Besucher. Kampagnen preisen das Land als Amazing Thailand an. Diese Marketinganstrengungen verpuffen jedoch, wenn bereits der erste Kontakt mit dem Land durch ein frustrierendes Visa-Verfahren geprägt ist. Der erste Eindruck zählt, und derzeit ist dieser für viele Menschen negativ.

Politische Dimension

Hinter den technischen Problemen verbirgt sich auch eine politische Komponente. Die Entscheidung zur forcierten Digitalisierung entsprang dem Wunsch, Thailand als moderne, technologieaffine Nation zu positionieren. Gerade nach der Pandemie sollte die digitale Transformation vorangetrieben werden. Das E-Visum war ein Prestigeprojekt in diesem Kontext.

Die holprige Umsetzung stellt diesen Modernisierungsanspruch infrage. Wenn selbst grundlegende digitale Dienste nicht zuverlässig funktionieren, wirft dies Fragen zur digitalen Kompetenz des Landes auf. Dies betrifft nicht nur den Tourismus, sondern auch andere Bereiche. Investoren und Geschäftspartner beobachten solche Entwicklungen genau.

Die thailändische Regierung steht unter Druck, Lösungen zu präsentieren. Der Tourismus ist zu wichtig, als dass man Probleme ignorieren könnte. Gleichzeitig scheut man öffentliche Eingeständnisse von Fehlern, da dies Gesichtsverlust bedeuten würde. Dieser kulturelle Aspekt erschwert eine offene Kommunikation über die Schwierigkeiten und verzögert möglicherweise notwendige Korrekturen.

Ausblick und Erwartungen

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Thailand die Probleme in den Griff bekommt. Die geplante Integration von E-Visum und elektronischer Reisegenehmigung bietet eine Chance für einen Neuanfang. Wenn dabei die Fehler des aktuellen Systems vermieden werden, könnte ein funktionierendes, nutzerfreundliches Portal entstehen.

Voraussetzung dafür ist jedoch die ehrliche Analyse der bisherigen Schwächen. Technische Mängel müssen behoben, Prozesse vereinfacht und der Support ausgebaut werden. Zudem braucht es Transparenz gegenüber Nutzern. Wenn Probleme bekannt sind, sollten diese kommuniziert und Lösungsschritte aufgezeigt werden.

Mittelfristig könnte Thailand vom internationalen Austausch profitieren. Andere Länder haben ähnliche Digitalisierungsprojekte durchgeführt und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. Eine Zusammenarbeit oder der Transfer von Best Practices könnte Entwicklungszeit sparen und bewährte Lösungen implementieren. Nationale Alleingänge sind in der vernetzten digitalen Welt selten die beste Option.

Für Reisende bleibt vorerst nur, sich mit der Situation zu arrangieren. Frühe Anträge mit ausreichend Zeitpuffer, sorgfältige Dokumentenvorbereitung und im Notfall die Inanspruchnahme professioneller Hilfe sind derzeit die besten Strategien. Die Hoffnung bleibt, dass Thailand aus der aktuellen Krise lernt und sein Visum-System zu dem macht, was es sein sollte: eine Erleichterung statt ein Hindernis für Besucher aus aller Welt.

Kurzum

Das thailändische E-Visum-System steht exemplarisch für die Herausforderungen behördlicher Digitalisierung. Die Idee ist grundsätzlich richtig, die Umsetzung jedoch mangelhaft. Technische Probleme, unzureichender Support und fehlende Nutzerfreundlichkeit konterkarieren die ursprünglichen Ziele. Statt Erleichterung bringt das System derzeit vor allem Frust.

Die Situation schadet nicht nur individuellen Reisenden, sondern auch Thailands Tourismusbranche und internationalem Ansehen. Schnelle Verbesserungen sind dringend erforderlich. Die Verantwortlichen müssen erkennen, dass ein halbfertiges digitales System schlechter ist als ein funktionierendes analoges Verfahren. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern sollte echten Mehrwert schaffen.

Thailand hat die Chance, aus den Fehlern zu lernen und ein vorbildliches System zu entwickeln. Die touristischen Attraktionen des Landes sprechen für sich, die bürokratischen Hürden sollten nicht zum Hindernis werden. Mit den richtigen Maßnahmen kann das E-Visum noch werden, was es sein sollte: ein modernes, effizientes Werkzeug, das Thailands Türen für die Welt öffnet statt sie zu verschließen. Bis dahin heißt es für Reisende: Geduld, Beharrlichkeit und die Bereitschaft, notfalls alternative Wege zu gehen.

Hinweis der Redaktion: Die in diesem Beitrag wiedergegebenen Schilderungen beruhen auf Mitteilungen und Einschätzungen unserer Leserinnen und Leser. Eine unabhängige Überprüfung aller einzelnen Fälle war nicht möglich. Wir bleiben an dem Thema dran und berichten, sobald neue Informationen oder offizielle Stellungnahmen vorliegen.

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4 Kommentare zu „Digitales Visum-Chaos in Thailand

  1. Ich bin ja auch so ein Kandidat der gerne mal einen Tippfehler einbaut, Dokumente nicht passend hochlädt, etc. pp. Ich habe letztes Jahr bei Beantragung meines DTV vorsorglich professionelle Hilfe einer Agentur in Anspruch genommen. Das kostete mich 4.500 Baht, schonte meine Nerven und hatte das Digitalvisum binnen Wochenfrist. War für meine Begriffe, subjektiv sehr gut angelegtes, verhältnismäßig wenig Geld.

  2. Warum dieses Themas langatmig und schwer erträglich, dazu ohne wirkliche Fakten, hier aufgebauscht wird, ist nicht nachvollziehbar. Wenn man ein Ticket bei einer Airline mit „falschem Namen“ (ein Buchstabe genügt), falschem Datum bzw. falschem Datumsformat oder falscher Adresse bucht, wird die Airline die Mitnahme rigoros verweigern.
    Ansonsten gilt die alte Hotline-Regel: in 99% der Fälle sitzt das Problem vor dem PC.

  3. wenn es mal nicht klappt dann einfach einen anderen browser verwenden. nicht alle sind mit allen systemen kompatibel

  4. Auch wir (Rentner)würden uns wünschen, die Visabeantragung wieder in Frankfurt bei der Botschaft machen zu dürfen. Das würde für uns zwar bedeuten, das wir einen ganzen anstrengenden Tag unterwegs wären ( wenn alle Unterlagen in Ordnung wären, sonst nochmal anreisen) aber wir könnten alles mit einem Menschen direkt besprechen.

Kommentare sind geschlossen.