Eifersucht, Alkohol, Gesichtsverlust – das Bar-Drama im Isaan

Dieter und die Liebe, die aus der Walking Street kam
Illustration via OpenAI (2025)

Es sollte ein entspannter Freitagabend werden. Hans, 58, Rentner aus Hannover und seit drei Jahren im Isaan ansässig, wollte seiner neuen Freundin Noi seine Stammkneipe zeigen. Die Bar in Udon Thani – sein zweites Wohnzimmer. Was er nicht wusste: Seine Ex-Frau Lek hatte sich mit Freundinnen genau dort verabredet. Und als die beiden Frauen sich begegneten, brach das Chaos aus. Eine Geschichte über Eifersucht, Gesichtsverlust und einen Mann, der plötzlich für alle Getränke der ganzen Bar bezahlen musste.

Die Stammbar und das falsche Timing

Die Bar in Udon liegt in einer Seitenstraße nahe dem Nong Prajak Park. Offene Seiten, Plastikstühle, eiskalte Leo-Biere und eine Musikanlage, die jeden Abend thailändische Country-Songs in Dauerschleife spielt. Hans liebte diesen Ort. Seit seiner Scheidung vor sechs Monaten war er hier fast täglich. Die Besitzerin kannte seinen Namen, seine Getränkevorlieben und seine Lebensgeschichte.

An diesem Abend betrat er die Bar mit Noi an seiner Seite. Sie war 35, arbeitete in einem Massage-Salon und lachte über jeden seiner Witze. Hans fühlte sich wie neu geboren. „Hier trinken wir das beste Bier der Stadt“, verkündete er stolz und winkte der Bedienung. Er bestellte zwei große Leo und eine Portion gebratene Hühnerflügel. Perfekt sollte dieser Abend werden.

Der Moment der Erkennung

Während Hans und Noi am vorderen Tisch Platz nahmen, öffnete sich die hintere Tür der Bar. Herein kam eine Gruppe von fünf Frauen, laut lachend und gut gelaunt. Mittendrin: Lek, Hans‘ Ex-Frau. Sie trug ein knallrotes Kleid und hatte ihre Haare frisch gefärbt. Die Frauen setzten sich drei Tische hinter Hans – zu nah für den Zufall, zu weit für sofortige Konfrontation.

Zunächst bemerkte keine Seite die andere. Die Musik dröhnte, Gespräche übertönten sich gegenseitig. Doch dann stand Noi auf, um zur Toilette zu gehen. Und Lek, die gerade ihr Handy zückte, blickte auf – direkt in Hans‘ Gesicht. Ihre Augen weiteten sich. Ihr Mund formte ein stummes „Was?!“. Die Freundinnen bemerkten sofort ihre Reaktion.

Social Media als Brandbeschleuniger

Was als klassische Ex-Begegnung hätte enden können, eskalierte durch Technik. Lek griff sofort zum Smartphone und postete in ihre LINE-Gruppe: „Mein Ex sitzt mit neuer Frau in MEINER Bar!!!“ Binnen Sekunden antworteten ihre Freundinnen – auch jene, die mit am Tisch saßen. Eine von ihnen, Som, stand auf und marschierte zu Hans‘ Tisch.

„Hans! Du bist so schnell! Scheidung vor sechs Monaten, schon neue Frau?“, rief sie laut genug, dass die halbe Bar zuhörte. Hans verschluckte sich an seinem Bier. „Som… ich… das ist…“ Er stammelte wie ein ertappter Schüler. Die anderen Gäste drehten sich interessiert um. In Thailand-Bars liebt man Drama mehr als jede Soap-Opera.

Noi kehrt zurück – und versteht gar nichts

Aus der Toilette kommend, fand Noi eine völlig veränderte Situation vor. Som stand neben ihrem Tisch, drei weitere Frauen hatten sich im Hintergrund positioniert, und Hans sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. „Was ist los?“, fragte Noi arglos. Som deutete theatralisch auf Lek: „Das ist seine Frau!“

„Ex-Frau!“, korrigierte Hans verzweifelt. Aber der Schaden war angerichtet. Noi’s Gesichtsausdruck wechselte von Verwirrung zu Misstrauen. „Du hast mir gesagt, du warst nur ein Jahr verheiratet. Und das ist schon lange her!“ Hans hatte in seiner Beschreibung möglicherweise einige Details ausgelassen – wie die Tatsache, dass er und Lek bis vor sechs Monaten zusammengelebt hatten.

Die Bar wird zur Bühne

Die Besitzerin der Bar, Malee, eine erfahrene Frau Mitte 50, erkannte sofort die Brisanz der Situation. Sie drehte die Musik leiser – schließlich wollte sie kein Wort verpassen. Auch die anderen Gäste, etwa zehn Männer und fünf weitere Frauen, unterbrachen ihre Gespräche. Ein deutscher Rentner am Tresen murmelte zu seinem Kumpel: „Jetzt wird’s interessant. Der Hans hat sich was eingebrockt.“

Lek erhob sich von ihrem Tisch und ging mit gemessenen Schritten auf Hans zu. Sie trug High Heels – das machte jeden Schritt zu einer Ankündigung. Die Bar verstummte vollständig. Selbst die Klimaanlage schien leiser zu brummen. „Hans“, sagte sie mit gefährlich ruhiger Stimme, „du kommst also hierher. In MEINE Bar. Mit DIESER Frau.“

Das Missverständnis um die Bar

„Deine Bar?“, platzte es aus Hans heraus. „Ich bin seit drei Jahren hier Stammgast!“ Lek lachte bitter. „Ich habe Malee letzten Monat 50.000 Baht geliehen für Renovierung! Das macht es zu meiner Bar!“ Jetzt mischte sich Malee ein: „Lek, das war ein Kredit. Das macht dich nicht zur Besitzerin.“ Aber Lek war nicht zu bremsen.

Die Situation eskalierte, als eine von Leks Freundinnen begann, Fotos zu machen. „Das kommt auf Facebook!“, drohte sie. Hans sah sein ruhiges Leben im Isaan vor seinen Augen zerplatzen. In den deutschen Expat-Gruppen würde er zur Lachnummer werden. Der „Hans mit den zwei Frauen in einer Bar“ – der Spitzname war ihm sicher.

Noi schaltet auf Angriff

Während Hans noch überlegte, wie er die Situation retten könnte, übernahm Noi die Initiative. Sie stand auf, baute sich vor Lek auf und sagte mit fester Stimme: „Er ist JETZT mit mir zusammen. Was gestern war, ist vorbei.“ Die Bar hielt kollektiv den Atem an. Zwei thailändische Frauen, die um einen deutschen Rentner stritten – das war selbst für Isaan-Verhältnisse außergewöhnlich.

Lek lachte schrill. „Du glaubst, er liebt dich? Er hat mir die gleichen Sachen gesagt! Er hat mir versprochen, ein Haus zu bauen!“ Noi konterte: „Er baut MIR ein Haus! Das Grundstück ist schon gekauft!“ Hans wurde kreidebleich. Er hatte beiden Frauen ein Haus versprochen – und keines gebaut. Seine Strategie, einfach Zeit zu gewinnen und auf ein Wunder zu hoffen, implodierte gerade öffentlich.

Die Getränkerunde eskaliert

In diesem Moment tat Hans das einzig Mögliche, was einem verzweifelten Mann in einer thailändischen Bar einfällt: Er verkündete lautstark, dass er allen Anwesenden eine Runde ausgeben würde. „Bier für alle! Auf meine Rechnung!“ Die Bar johlte. Malee notierte eifrig. Dreißig Gäste, das würde teuer werden.

Aber Lek war noch nicht fertig. „Eine Runde? HAH! Du schuldest MIR noch 30.000 Baht von unserem letzten Urlaub!“ Die anderen Gäste pfiffen anerkennend. Das war besseres Entertainment als jede Cabaret-Show in Pattaya. Hans‘ Gesicht lief rot an. „Das habe ich dir doch zurückgegeben!“ „Hast du nicht!“, rief Lek und ihre Freundinnen unterstützten sie im Chor.

Der Deal am Tresen

Malee, die erfahrene Barbesitzerin, sah ihre Chance. Sie positionierte sich zwischen den streitenden Parteien und schlug einen Deal vor: „Hans zahlt heute Abend alle Getränke für beide Gruppen. Dafür hört der Streit auf. Und niemand postet etwas auf Facebook.“ Sie blickte streng zu Leks Freundinnen, die ihre Handys bereits gezückt hatten.

Hans, schwitzend und verzweifelt, nickte. Was blieb ihm übrig? Lek überlegte kurz, dann stimmte sie zu – aber mit einer Bedingung: „Und er entschuldigt sich. Öffentlich. Bei mir und bei Noi. Für seine Lügen.“ Die Bar wartete gespannt. Hans schluckte, stand auf und begann eine der peinlichsten Entschuldigungen, die die Bar je gehört hatte.

Die Entschuldigung des Jahrhunderts

„Ich… ähm… Lek, es tut mir leid, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe über… manches.“ Die Gäste buhten leise. Das war zu vage. Lek verschränkte die Arme. „Und Noi… ich hätte ehrlicher sein sollen über… meine Vergangenheit.“ Auch Noi sah nicht überzeugt aus. Malee mischte sich ein: „Hans, sag konkret, was du falsch gemacht hast!“

Nach weiterem Zögern platzte es aus ihm heraus: „Ich habe beiden ein Haus versprochen, keines gekauft! Ich habe Lek nicht das Geld zurückgegeben! Und ich habe Noi erzählt, dass meine Ehe Jahre zurückliegt!“ Die Bar brach in schallendes Gelächter aus. Ein Mann am Tresen rief: „Ehrlichkeit! Endlich!“ Selbst Lek musste grinsen, wenngleich widerwillig.

Der teuerste Abend seines Lebens

Die Rechnung an diesem Abend belief sich auf 8.700 Baht. Dreißig Gäste hatten ordentlich zugelangt – Bier, Whisky, Cocktails, gebratener Reis, Som Tam, gegrilltes Hähnchen. Hans‘ Kreditkarte wurde mehrfach gezückt. Malee strahlte. Die beste Freitagabend-Einnahme seit Monaten. Und das Beste: Niemand hatte sich geschlagen, nichts war zu Bruch gegangen.

Gegen 23 Uhr leerte sich die Bar allmählich. Lek und ihre Freundinnen verließen das Lokal – nicht ohne Hans anzukündigen, dass sie die versprochenen 30.000 Baht „bald“ erwarte. Noi blieb noch, aber ihr Blick war kühl. „Wir müssen reden“, sagte sie knapp. Hans nickte erschöpft. Die Nacht war noch nicht vorbei.

Die Legende wächst

Am nächsten Morgen kursierte die Geschichte bereits in drei deutschen Expat-Gruppen auf Facebook. Trotz Malees Verbot hatte jemand doch gepostet – allerdings ohne Namen und Fotos, nur als Anekdote. „Mann mit zwei Ex-Frauen zahlt ganze Bar“ lautete die Überschrift. Die Kommentare reichten von „Selbst schuld“ über „Typisch!“ bis zu „In welcher Bar war das? Klingt nach meiner Ex!“

Hans wurde in den folgenden Wochen zur lokalen Berühmtheit. Wenn er die Bar betrat, wurde er mit Gelächter begrüßt. Malee hatte einen neuen Cocktail erfunden: „The Double Trouble“ – ein besonders starker Mix, benannt nach seinem denkwürdigen Abend. Hans nahm es mit Humor. Was blieb ihm anderes übrig?

Epilog: Drei Monate später

Die Geschichte nahm eine überraschende Wendung. Hans und Noi trennten sich nach sechs Wochen – zu viel Vertrauensbruch. Aber Hans und Lek? Sie trafen sich zufällig im Makro-Supermarkt, kamen ins Gespräch und beschlossen, Freunde zu bleiben. Die 30.000 Baht zahlte Hans tatsächlich zurück – in Raten.

Die Bar in Udon profitierte nachhaltig. Touristen und Expats kamen extra vorbei, um den „Schauplatz der legendären Doppel-Ex-Nacht“ zu sehen. Malee erhöhte diskret die Preise und renovierte den Außenbereich. Hans? Er blieb Stammgast, allerdings mit einer neuen Regel: Niemals mehr zwei Frauen gleichzeitig Versprechungen machen. Und vor jedem Bar-Besuch erst mal checken, wer schon da ist.

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4 Kommentare zu „Eifersucht, Alkohol, Gesichtsverlust – das Bar-Drama im Isaan

  1. Ich lese immer nur ueber Deutsche, vorwiegend aus dem Ruhrgebiet. Österreicher, Schweizer scheinen bei dem Autor ausgenommen zu sein. Deutschland zahlt seinen Rentner eine Armutsrente, ansonsten sehe ich keinen Unterschied. Liebeskasper gibt es „grenzenlos“.

  2. tolle anekdote, nur die letzten 2 sätze sind wohl absolut fasch:

    ….Niemals mehr zwei Frauen gleichzeitig Versprechungen machen….
    das hatte er ja auch nicht gemacht, also gleichzeitig, erst war ja die eine dran und dann die andere

    ….Und vor jedem Bar-Besuch erst mal checken, wer schon da ist….
    wie soll man das denn feststellen wenn man nicht rein geht?

    mir selber wäre das absolut gleichgültig ob irgendwo da, wo ich bin, eine meiner ex auftaucht oder schon da ist. das würde mir auf gut deutsch gesagt absolut am ar… vorbeigehen – bzw freuen sich mal wieder zu sehen/treffen 😀

    1. Na wenn man das als schlechte Satire erkennt, geht das in Ordnung. Haben aber manche so ihre Probleme. Allein schon der Name “ Hans“, ich bin selber über die besagten 58 Jahren, kenne aber niemanden mit solch einen obsoleten Namen! In seiner Stamm Bar in Udon wo das beste Bier ( Leo…würg) ausgeschenkt wird…ist die Plöre nicht überall gleich? Ansonsten alles gut, bis auf die Tatsache, das ich mir diese beiden Thai Kontrahentinnen nicht wirklich bildlich vorstellen möchte….das wäre dann doch nicht so schön.

  3. Wenn sich der fiktive „Hans“ selbst zum „Hanswurst“ macht, oder machen läßt,
    -sein Kaffee! Man sieht derlei halt leider öfter.
    Soll man über soviel Dummheit lachen, oder über soviel hilflose Naivität weinen……?

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