BANGKOK – Ein finanzieller Albtraum für die thailändische Exportwirtschaft: Ab dem 1. Januar 2026 führt die Europäische Union ihre volle CO2-Grenzabgabe ein. Wer nach Europa liefern will, muss für den Kohlenstoff-Fußabdruck seiner Waren zahlen. Laut Forschungsinstitut KResearch sind thailändische Exporte im Wert von 28 Milliarden Baht (rund 700 Millionen Euro) bedroht.
So funktioniert die umstrittene EU-Steuer
Das Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) der EU ist eine Klima-Abgabe auf Importe. Sie soll verhindern, dass europäische Unternehmen durch strengere Klimavorschriften benachteiligt werden.
Betroffen sind zunächst sechs Warengruppen: Eisen und Stahl, Aluminium, Zement, Düngemittel, Strom und Wasserstoff. Für diese müssen EU-Importeure Zertifikate kaufen, die den CO2-Preis in Europa widerspiegeln.
Die Kosten richten sich nach den tatsächlichen Emissionen bei der Herstellung. Und hier liegt Thailands großes Problem: Viele Industrien, besonders die Stahlproduktion, arbeiten extrem kohlenstoffintensiv, oft mit Kohle.
Warum die thailändische Stahlindustrie zittert
Die Zahlen sind alarmierend. Die thailändische Stahlproduktion kann bis zu 17-mal schmutziger sein als die europäische. Laut KResearch könnte die CBAM-Abgabe die Kosten pro Tonne Stahl um 1.300 bis 1.500 Baht (32-37 Euro) erhöhen.
Für die gesamte Stahlbranche wären das jährliche Mehrkosten von 167 bis 193 Millionen Baht. Die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber saubereren Herstellern aus Südkorea, Japan oder der EU selbst wäre massiv gefährdet.
Die Lösung wäre eine radikale grüne Transformation hin zu Elektrolichtbogenöfen, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Doch diese Investitionen sind gigantisch.
Große Firmen handeln, kleine Unternehmen schauen in die Röhre
Während große Konzerne in Stahl, Aluminium und Zement bereits CO2-Daten sammeln und ihre Prozesse anpassen, hinken die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hinterher.
„Viele KMU fangen gerade erst an, die Anforderungen zu verstehen“, warnt Visit Limlurcha, Vizepräsident der Handelskammer. Die Hürden sind hoch: teure Investitionen, komplizierte EU-Berechnungsstandards und unklare Datenlage.
Die EU hat zwar eine Schwelle von 50 Tonnen pro Jahr eingeführt, unter der Importeure befreit sind. Doch für Zulieferer in komplexen Lieferketten bringt das wenig Entlastung.
Deutschlands Botschafter fordert thailändisches Klimagesetz
Der deutsche Botschafter in Thailand, Dr. Ernst Reichel, appelliert an die thailändische Regierung. Ein nationales Klimaschutzgesetz wäre der entscheidende Schritt.
Es würde helfen, einheitliche CO2-Managementsysteme aufzubauen und die heimische Industrie fit für den globalen Wettbewerb zu machen. „Es könnte den Schmerz der CBAM-Abgabe reduzieren“, so Reichel.
Gleichzeitig warnt der Handelsexperte: Die finalen Durchführungsbestimmungen der EU stehen noch aus. Die thailändischen Exporteure steuern auf eine Mauer der Unsicherheit zu.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt
Bis zum 1. Januar 2026 bleibt nicht viel Zeit. Thai-Exporteure müssen jetzt handeln: Emissionen messen, Produktionsprozesse dokumentieren, in grüne Technologien investieren.
Die EU-CBAM ist kein kurzfristiger Handelsstreit, sondern eine langfristige globale Trendwende. Wer nicht mithält, verliert einen der wichtigsten Absatzmärkte der Welt. Für Thailand geht es um Milliarden.
CO₂-Zollsturm im Anflug
Bedroht das Thailands EU-Geschäft?
Ein CO₂-Zoll, Milliardenrisiken, massiver Druck auf Stahl, Aluminium und Zement, und viele Firmen noch nicht bereit – Kaum ein Thema elektrisiert Wirtschaft und Politik derzeit so stark wie der Start von CBAM Anfang 2026.
Doch was bedeutet das für Thailands Exportfokus auf Europa? Wird der CO₂-Zoll Innovation auslösen oder Marktanteile zerstören? Welche Branchen können mithalten, welche nicht? Eure Meinung zählt.



