Thailands âLand Bridgeâ:
Wird das 1,1-Billionen-Baht-Projekt zum Flop?
Ein ehrgeiziger Plan mit groĂen Fragezeichen
Thailand wirbt fĂźr sein 1,1 Billionen Baht (ca. 28,5 Mrd. Euro) teures âLand Bridgeâ-Projekt als Game-Changer fĂźr den globalen Handel. Die Idee: Eine 90 Kilometer lange Transportachse zwischen dem Golf von Thailand und der Andamanensee, bestehend aus Tiefseehäfen in Ranong und Chumphon, einer doppelspurigen Eisenbahn, einer Autobahn und einem Sonderwirtschaftszone (SEZ). Die Regierung verspricht eine Zeitersparnis von bis zu fĂźnf Tagen gegenĂźber der Ăźberlasteten Malakka-StraĂe â doch die Schifffahrtsbranche bleibt skeptisch.
âDie Zahlen stimmen nichtâ
Experten schlagen Alarm
âDas ist reine Fantasieâ, warnt Samart Ratchapolsitte, ehemaliger Vizegouverneur von Bangkok. âDie Kalkulationen sind unrealistisch. Echte Player in der Schifffahrt zweifeln daran, dass dieses Projekt Kosten spart â im Gegenteil.â
Der grĂśĂte Kritikpunkt: Jede Fracht mĂźsste zweimal umgeladen werden â erst im Hafen von Ranong oder Chumphon, dann per Lkw oder Bahn Ăźber die LandbrĂźcke und schlieĂlich wieder auf ein neues Schiff. âDas bedeutet VerzĂśgerungen, hĂśhere Kosten und logistischen Stressâ, so ein Brancheninsider. âAllein Zollabfertigung und Koordination kĂśnnten die versprochenen fĂźnf Tage Einsparung zunichtemachen.â
Fehlende Industrie
Fehlendes Interesse?
Ein weiteres Problem: Die geplante Route fĂźhrt durch wirtschaftlich schwache Regionen ohne groĂe Industrieansiedlungen. âWarum sollten Reedereien hier anlegen, wenn es kaum Fracht gibt?â, fragt ein Logistikmanager. Tatsächlich haben mehrere globale Schifffahrtsunternehmen bereits signalisiert, lieber die Ăźberlastete, aber bewährte Malakka-StraĂe zu nutzen, als sich auf ein ungetestetes System einzulassen. Selbst Investoren halten sich zurĂźck â das meiste Interesse kommt bisher von immobilienorientierten Konzernen, nicht von Logistikfirmen. Kritiker fĂźrchten, dass die âLand Bridgeâ am Ende nur ein spekulatives Immobilienprojekt wird.
Politische Unsicherheit und BĂźrgerproteste
Hinzu kommt die instabile politische Lage. Die Pheu-Thai-gefĂźhrte Koalition kĂśnnte jederzeit kippen â und mit ihr die notwendigen Gesetze wie den Southern Economic Corridor (SEC)-Act. BĂźrgerinitiativen wie SEC Watch beobachten das Projekt scharf: âWir lassen nicht zu, dass hier Milliarden verschwendet werdenâ, sagt Aktivist Prasitchai Nunuan.
Regierung gibt nicht auf
Doch der Zeitplan wackelt
Verkehrsminister Suriya Jungrungreangkit betont, das Projekt sei âvoll im Planâ. Studien und UmweltverträglichkeitsprĂźfungen laufen, Ausschreibungen sollen bis 2026 starten. Auch mit Investoren aus China und Dubai wird verhandelt â doch verbindliche Zusagen gibt es keine. Sollte die âLand Bridgeâ scheitern, wĂźrde sie sich in eine lange Liste thailändischer âweiĂer Elefantenâ einreihen â teurer Prestigebauten ohne Nutzen.
Vision oder Wahnsinn?
Thailand hat das Potential, zum Logistik-Hub Asiens aufzusteigen. Doch ob die âLand Bridgeâ das schafft, hängt nicht nur von der politischen Durchsetzungskraft, sondern vor allem von der Akzeptanz der globalen Schifffahrtsindustrie ab. Sollte sich die Skepsis der Branche bestätigen, kĂśnnte am Ende nur eine teure GeisterbrĂźcke stehen â und ein riesiges Loch im Staatshaushalt.
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