SRI RACHA, THAILAND – Eine erschütternde Tat hat die Küstenstadt Sri Racha in der Provinz Chonburi in Bestürzung versetzt. Nach Angaben der Polizei soll ein 62-jähriger Straßenhändler unter dem Druck erdrückender Schulden seine gesamte Familie getötet und anschließend Suizid begangen haben.
Tagelange Funkstille alarmiert Angehörige
Am Dienstagnachmittag gegen 16 Uhr wurden Beamte der Polizeistation Nong Kham von besorgten Verwandten alarmiert. Die Familie war seit Tagen nicht mehr erreichbar gewesen. Am Wohnhaus im Bezirk Moo 5 angekommen, bot sich den Ermittlern ein beunruhigendes Bild: Das Tor stand offen, doch alle Türen waren von innen verriegelt. Das motorisierte Beiwagenfahrzeug des Händlers – sein tägliches Arbeitsgerät – stand ungenutzt vor dem Haus. Mehrere Pakete lagen unberührt vor der Eingangstür.
Ein stechender Verwesungsgeruch führte die Beamten zu den Fenstern. Unter einem Moskitonetz war ein regloser Körper zu erkennen. Mit Hilfe herbeigerufener Angehöriger wurde die Tür schließlich gewaltsam geöffnet.
Grausamer Fund: Fünf Leichen im Einfamilienhaus
Im Inneren des Hauses offenbarte sich eine grausame Szenerie:
- Somjin Phumchaisuwan (62), der Händler, wurde erhängt im Badezimmer aufgefunden
- Thatsawan Phumchaisuwan (60), seine Ehefrau, lag mit schweren Kopfverletzungen im vorderen Schlafzimmer
- Sukanya Phumchaisuwan (21), die Tochter, und ihr 14 Monate altes Mädchen wurden gemeinsam in einem hinteren Zimmer entdeckt
- Namjai Naknaen (82), die Schwiegermutter, lag tot auf einer Matratze unter einem Moskitonetz
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler erlitten alle Opfer – mit Ausnahme des mutmaßlichen Täters – schwere Schädelverletzungen. Als Tatwaffe sichergestellt wurde ein handgroßer Stein, der am Tatort gefunden wurde.
Nachbarin schildert letzte Lebenszeichen
Kalaya Phlai-Muang, eine Nachbarin und enge Freundin der Familie, gab gegenüber der Polizei an, Somjin zuletzt am Sonntagabend gegen 21 Uhr gesehen zu haben. „Er winkte mir vom Fenster aus und sagte, er sei krank. Er wollte aber nicht herauskommen“, berichtete sie den Ermittlern. „Er war sonst stets freundlich, ein ruhiger Mann, der täglich am Markt arbeitete.“
Die Aussage der Nachbarin deutet darauf hin, dass die Tat vermutlich in der Nacht von Sonntag auf Montag geschehen sein könnte.
Finanzielle Not als mögliches Motiv
Die Ermittler gehen von finanzieller Verzweiflung als Auslöser der Tragödie aus. Der 62-Jährige betrieb einen kleinen Grillstand, an dem er Tintenfischspieße und Reisnudeln verkaufte. In den vergangenen Monaten habe das Geschäft jedoch kaum noch ein ausreichendes Einkommen abgeworfen.
Steigende Lebenshaltungskosten und wachsende Schulden hätten die Familie zunehmend unter Druck gesetzt. Die Polizei vermutet, dass Somjin seine Angehörigen im Schlaf tötete, bevor er sich selbst das Leben nahm. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden.
Forensische Untersuchungen eingeleitet
Am Tatort waren mehrere Spezialistenteams im Einsatz: Ermittler des Police General Hospital, medizinisches Personal des Laem Chabang Hospitals sowie Experten der Kriminaltechnik sicherten Spuren. Freiwillige der Sawang Prateep Sri Racha Rescue Foundation überführten alle fünf Leichname in das Polizeiforensische Institut, wo die Autopsien durchgeführt werden.
Die genaue Rekonstruktion des Tathergangs und die Feststellung der Todeszeiten stehen noch aus. Die Ermittlungen dauern an.
Gemeinde trauert um beliebte Familie
Die Bewohner von Sri Racha zeigten sich tief erschüttert über das tragische Ende einer Familie, die als freundlich und arbeitsam galt. Der Straßenhändler war in der Nachbarschaft bekannt und geschätzt.
Hilfsangebote bei psychischen Krisen
Im Zusammenhang mit der Tragödie erinnerten Behörden und Hilfsorganisationen daran, dass in Krisensituationen professionelle Unterstützung erreichbar ist. In Thailand bieten die Samaritans of Thailand vertrauliche Hilfe für Menschen in seelischer Not über ihre Facebook-Seite an.
Wichtiger Hinweis: Wer Anzeichen von Depression, Hoffnungslosigkeit oder finanzieller Verzweiflung bei Angehörigen, Freunden oder Nachbarn bemerkt, sollte nicht zögern, Hilfe zu holen. Professionelle Unterstützung kann Leben retten.



