BANGKOK – Nur einen Monat vor der Parlamentswahl am 8. Februar 2026 steht eine der großen Parteien im Schockzustand. Ihr Wahlkandidat für Bangkok sitzt in Haft – wegen Verdachts auf Geldwäsche im großen Stil, verknüpft mit Drogengeschäften.
Festnahme in letzter Minute erschüttert Wahlkampf
In der Nacht zum 28. Dezember stürmte die Polizei die Villa von Boonyarit Raorungroj. Der 33-jährige Kandidat der „Volkspartei“ (People’s Party) für den Wahlkreis 33 in Bangkok wurde festgenommen.
Der Vorwurf: Geldwäsche für ein Drogen-Netzwerk, das über vier Transportfirmen operiert haben soll. Der Haftbefehl datierte bereits vom 17. Dezember.
„Diese Entwicklung hat auch uns schockiert“, räumte Parteichef Natthaphong Ruengpanyawut ein. Die Parteispitze entschuldigte sich öffentlich für den „höheren Gewalt“-Fall.
Not-Plan: Alt-Star muss aus dem Hinterhalt retten
Die Partei handelte blitzschnell. Am 29. Dezember wurde ein Not-Primary abgehalten. Das Ergebnis: Der bekannte Ex-Abgeordnete Taopiphop Limjittrakorn springt ein.
Er galt eigentlich als zurückgezogen, soll nun aber den Wahlkreis Bang Phlat und Bangkok Noi gewinnen. Eine heikle Mission, denn der Bezirk ist nicht seine politische Heimat.
Taopiphop gewann früher in anderen Stadtteilen. Jetzt muss er gegen etablierte Rivalen der Pheu Thai, Bhumjaithai und der Demokraten antreten.
Wie konnte das passieren? Parteiscreening im Check
Die Volkspartei betonte, ihre Überprüfung von Kandidaten verschärft zu haben. Fingerabdrücke, Kreditwürdigkeits-Checks und eine öffentliche Beschwerde-Plattform seien Standard.
Doch im Fall Boonyarit liefen die Ermittlungen parallel. Die Partei checkte ihn vor dem 17. Dezember – just dem Tag, an dem heimlich der Haftbefehl beantragt wurde.
„Unser System hat versagt, wir müssen es dringend verbessern“, gestand Rangsiman Rome, die Anti-Betrugs-Ikone der Partei.
Vertrauensfrage für die junge Wählerschaft
Der Skandal trifft die Partei an ihrer empfindlichsten Stelle: der Glaubwürdigkeit. Ihr Wahlspruch „Orange wählen, Grau besiegen“ klingt nun hohl.
Denn ausgerechnet ein eigener Kandidat steht im Verdacht, „graues“ Drogengeld gewaschen zu haben. Das ist Gift für die junge, urbane Kernwählerschaft in Bangkok.
2023 gewann die Vorgängerpartei 32 von 33 Hauptstadt-Wahlkreisen. Jetzt ist der geplante Erdrutschsieg in Gefahr.
Chronisches Problem: Die Kandidaten-Frage
Kritiker sehen ein systemisches Problem. Seit der Gründung der „Future Forward“-Partei 2018 plagen die progressiven Parteien Kandidaten-Pannen.
Immer wieder tauchen private Skandale, ungeklärte Gerichtsverfahren oder versteckte politische Agenden auf. Einige Abgeordnete wechseln später sogar die Seiten.
Dieser neueste Fall, direkt mit organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht, ist jedoch der bisher schwerwiegendste.
Kampf um Bangkok wird zum Nervenkrieg
Die politischen Gegner wittern Morgenluft. Die etablierten Parteien werden den Skandal nutzen, um in der „orangen Hochburg“ Bangkok Punkte zu sammeln.
Die nächsten vier Wochen werden zur Nagelprobe für das Krisenmanagement der Volkspartei. Kann sie das verlorene Vertrauen zurückgewinnen?
Der Wahlkampf in Thailand ist mit dieser Festnahme in eine neue, dramatische Phase eingetreten. Die Wahl am 8. Februar wird zur Stunde der Wahrheit.
🗣 Wenn der eigene Anspruch zur Belastung wird
Die People’s Party lebt vom Versprechen moralischer Überlegenheit und harter Linien gegen „graues Kapital“.
Doch was passiert, wenn genau dieses Narrativ ins Wanken gerät – nur Wochen vor der Wahl?
Reicht Transparenz und ein schneller Kandidatenwechsel aus, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen?
Oder zeigt dieser Fall ein strukturelles Problem, das tiefer reicht als ein einzelner Name?
Was meint ihr: unglücklicher Einzelfall – oder Warnsignal für den gesamten Wahlkampf?




Pita wurde nach der Wahl aus dem Verkehr gezogen – jetzt Boonyarit Raorungroj aufgrund eines Verdachtes vor der Wahl.