Fragiler Waffenstillstand bedroht Wirtschaft von Thailand und Kambodscha

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KhaoSod

Feuerpause am seidenen Faden: Wirtschaft von Millionen auf dem Spiel

Eine zarte Waffenruhe zwischen Thailand und Kambodscha beruhigt die angespannte Grenzregion – doch Experten warnen: Die Ruhe täuscht. Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines erneuten Konflikts könnten immens sein und beide Länder treffen. Laut Angaben des thailändischen Finanzministers Pichai Chunhavajira kostete allein die jüngste fünftägige Eskalation bereits rund 10 Milliarden Baht (etwa 270 Millionen Euro).

Eine Prognose von Wirtschaftsexperten, darunter Dr. Aat Pisanwanich von der Universität für Handelswesen, zeichnet ein düsteres Bild: Sollte die Gewalt wieder aufflammen, könnten binnen drei Monaten Verluste von insgesamt bis zu 181,7 Milliarden Baht (ca. 4,85 Milliarden Euro) entstehen. Die politische Unsicherheit hemmt Investitionen und gefährdet bestehende Arbeitsplätze. Diplomatische Vermittlungsversuche mit Hilfe von ASEAN, den USA und China laufen zwar – doch das Vertrauen in eine langfristige Lösung wackelt.

Handelswege dicht – Grenzkonflikt droht Export-GAU

Bereits jetzt sind wichtige Handelsrouten betroffen. Besonders die Grenzübergänge in den Provinzen Sa Kaeo und Trat stehen unter Druck. Unternehmen berichten von stockendem Warenverkehr und eingehenden Verlusten. Sorathep Rojpotjanaruch vom Restaurantverband warnt: Ein dreimonatiger Konflikt könnte die Exporte über die Grenze um 40–50 Milliarden Baht (rund 1,07–1,34 Milliarden Euro) schmälern.

Die Sorge wächst, dass sich Kambodscha bei längerer Unsicherheit auf andere Handelspartner wie Laos, Vietnam oder China verlässt. Thailändische Firmen könnten so dauerhaft Marktanteile verlieren – insbesondere, wenn die Infrastruktur für Lieferungen nachhaltig beeinträchtigt bleibt. Die Unsicherheit am Grenzübergang verteuert die Logistik und erhöht den Druck auf lokale Händler und Großunternehmen gleichermaßen.

Tourismus unter Druck: Besucherzahlen im Sinkflug?

Die Tourismusbranche zittert ebenfalls. Gerade jetzt, wo sich Thailand vom pandemiebedingten Einbruch erholt, drohen neue Verluste. Adith Chairattananon von der Thai Travel Agents Association (ATTA) schätzt: Bleibt die Lage ruhig und die Waffenstillstandsvereinbarung hält, erreicht das Land 2024 wohl das Ziel von 34,5 bis 35 Millionen internationalen Gästen.

Hält der Konflikt jedoch länger an, könnten die Zahlen auf 33 bis 34 Millionen zurückgehen. Eine nochmalige Eskalation über sechs Monate hätte sogar Auswirkungen auf die nächste Hauptreisezeit. Auch Flüge, Hotelbuchungen und die Gastronomie geraten zunehmend unter Druck, wenn Reisewarnungen und Unsicherheit die Planung erschweren. Für viele Urlaubsorte könnte das das Aus bedeuten – zumindest für die Saison.

Arbeitskräfte in Gefahr – Nationalstolz gefährdet Thai-Exporte

Die Arbeitsmigration steht auf dem Spiel. Etwa 250.000 kambodschanische Arbeiter in thailändischen Fabriken, vor allem in der Lebensmittelindustrie, bangen um ihre Jobs. Aktuell bleibt der Großteil noch in Stellung. Doch bei anhaltender Unsicherheit droht ein Mangel an Arbeitskräften und damit Engpässe in Schlüsselbranchen.

Der Konflikt schürt zudem einen wachsenden kambodschanischen Nationalismus. Dieser wirkt sich spürbar auf das Konsumverhalten aus. Rungphech Chitanuvat von Informa Markets mahnt: Sollte die Stimmung kippen, könnten kambodschanische Verbraucher thailändische Produkte boykottieren. Der Export von Konsumgütern Richtung Kambodscha ist ein bedeutender Faktor für Thailands Wirtschaft – und droht im Streitfall beträchtlich zu schrumpfen.

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