Friedland: Mädchen vor Güterzug gestoßen

Bahnhof, 3, Friedland, Landkreis Göttingen
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Bahnhof Friedland: 16-Jährige vor Güterzug gestoßen
Totschlagsverdacht und Kritik an ausgebliebener Abschiebung

Mutmaßlicher Vorfall am Bahnsteig

Am 11. August soll ein 31-jähriger Iraker eine 16-Jährige am Bahnhof Friedland in Niedersachsen vor einen durchfahrenden Güterzug gestoßen haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Göttingen wurden DNA-Spuren des Mannes an der Schulter des Opfers gefunden; die junge Frau starb. Der Mann wurde wegen des dringenden Verdachts des Totschlags per Unterbringungsbefehl in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.

Die Ermittler berichten, der Beschuldigte habe am Tattag psychische Auffälligkeiten gezeigt. In der Vorgeschichte wurde bei ihm eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Die Polizei war zunächst von einem Unglück ausgegangen, erst spätere Spurenlage und forensische Befunde führten zur Feststellung eines möglichen Verbrechens.

CDU verlangt umfassende Aufklärung jetzt

Die CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag fordert nun eine sofortige, umfassende Aufklärung. Die parlamentarische Geschäftsführerin Carina Hermann verlangte, die Innenministerin müsse im Innenausschuss darlegen, warum die seit März bestehende Möglichkeit zur Abschiebung nicht umgesetzt wurde. „Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, dann stellen sich schwerwiegende Fragen an die rot-grüne Landesregierung“, sagte Hermann der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) betonte bereits, der Fall mache die massiven Probleme des Dublin-Verfahrens deutlich: Demnach hätte der Verdächtige nicht in Deutschland, sondern in Litauen sein müssen. Behrens forderte eine lückenlose Aufarbeitung: „Es ist den Bürgerinnen und Bürgern nicht vermittelbar, dass sich Personen jahrelang in Deutschland aufhalten, obwohl ein ganz anderer EU-Staat für sie zuständig ist.“

Reaktionen aus Politik und Gesellschaft

Politisch steigt der Druck: CDU verlangt Antworten, die SPD-Landesregierung steht unter Rechtfertigungszwang. In der Öffentlichkeit sorgen die Details – Abschiebung möglich, aber nicht vollzogen – für Erschütterung und Empörung. Viele Fragen kreisen um Verantwortlichkeiten und Kontrollversäumnisse bei Behörden und Gerichten.

Die Ermittlungsakte zeigt einen komplizierten Asyl- und Strafverlauf: Der Mann war 2022 in Braunschweig erstmals kontrolliert worden und hatte Asyl beantragt; der Antrag wurde im Dezember 2022 abgelehnt. Eine Abschiebung nach Litauen sei seit März 2025 möglich gewesen, ein Antrag auf Abschiebehaft wurde im Juli 2025 jedoch vom Amtsgericht Hannover abgelehnt. Zwischenzeitlich verbüßte der Mann eine Ersatzfreiheitsstrafe und meldete sich später erneut in Friedland als Asylsuchender.

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3 Kommentare zu „Friedland: Mädchen vor Güterzug gestoßen

  1. In Ländern wie Deutschland ist die Kernfrage nicht, wie man Fußgängerzonen, Schulen, Bahnhöfe, Schwimmbäder und Weihnachtsmärkte schützen soll, sondern warum man sie überhaupt schützen muss!

Kommentare sind geschlossen.