Thailands Stromkunden müssen vorerst keine steigenden Rechnungen fürchten. Energieminister Pirapan Salirathavibhaga erklärte in einer Live-Übertragung, dass die Regierung daran arbeite, den aktuellen Stromtarif bis Jahresende stabil zu halten – oder sogar leicht zu senken. Grund für diese Maßnahme sei die angespannte wirtschaftliche Lage im Land, die keine weiteren Belastungen vertrage.
Der derzeitige Tarif beträgt 3,98 Baht pro Kilowattstunde und gilt bis Ende August. Die neue Preisstruktur, die ab September greifen soll, werde voraussichtlich auf demselben Niveau bleiben oder leicht darunter liegen, so der Minister.
Gaskrise nach dem Iran-Israel-Konflikt: Regierung reagiert
Ein zentrales Thema bei der Festlegung der neuen Tarife ist der Weltmarktpreis für Flüssigerdgas (LNG). Nach dem militärischen Schlagabtausch zwischen Israel und Iran – und den darauffolgenden US-Angriffen auf iranische Atomanlagen – stieg der LNG-Spotpreis kurzfristig um 10 %, bevor er sich durch eine Waffenruhe unter Vermittlung der USA wieder normalisierte.
Thailand ist stark von LNG-Importen abhängig, da die heimischen Gasreserven schwinden. Etwa 60 % der Stromerzeugung im Königreich basieren auf Gas. Minister Pirapan kündigte daher Vorsorgemaßnahmen gegen Preisschwankungen an, um den Verbrauchern keine zusätzlichen Kosten aufzubürden.
Zwei Gas-Pools: Mehr Effizienz bei der Versorgung
Ein Schlüsselelement der Regierung zur Preisstabilisierung ist eine bessere Verwaltung der sogenannten Gas-Pools. Dabei handelt es sich um zwei Preisquellen: Gulf Gas – ein Mix aus heimischen Quellen im Golf von Thailand und aus Myanmar – sowie das teurere Pool Gas, das zusätzlich importiertes LNG umfasst.
Durch eine bessere Allokation von günstigem Gulf Gas soll insbesondere die Stromerzeugung und die Industrie gezielter und preiswerter beliefert werden. Das Energieministerium verspricht sich davon eine Entlastung bei der Stromproduktion und langfristig stabilere Tarife für Haushalte und Unternehmen.
Strom im Überfluss – Verträge sollen neu geprüft werden
Thailands Stromerzeugungskapazität liegt bei 55.000 Megawatt, während der tatsächliche Bedarf meist nur 25.000 bis 26.000 Megawatt beträgt. Selbst in der heißen Jahreszeit klettert der Verbrauch selten über 36.000 Megawatt. Die Folge: eine Überkapazität von über 30 %, was weit über dem international empfohlenen Sicherheitspuffer von 15 % liegt.
Minister Pirapan will deshalb den Abschluss neuer Power Purchase Agreements (PPAs) deutlich kritischer prüfen. Diese langfristigen Stromabnahmeverträge verpflichten den Staat zu sogenannten „Availability Payments“, also zur Zahlung auch für ungenutzte Kapazitäten. „Mehr PPAs bedeuten höhere Kosten“, warnte Pirapan – und kündigte an, künftig mehr Kontrolle über solche Vertragsabschlüsse zu fordern.
Beobachtung: Sicherheitsrisiko Straße von Hormus bleibt bestehen
Ein geopolitisches Restrisiko bleibt: Sollte der Iran als Reaktion auf künftige Spannungen die Straße von Hormus blockieren, könnte es zu ernsthaften Störungen im Transport von LNG aus dem Nahen Osten kommen. Die Auswirkungen auf die thailändische Stromversorgung wären spürbar. Die Regierung versucht deshalb, durch Diversifizierung und strukturelle Reformen möglichst unabhängig von solchen Risiken zu werden.