Geld nach Thailand: So stoppen Sie die Bank-Abzocke

Geld nach Thailand: So stoppen Sie die Bank-Abzocke
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini.

Geldtransfer Thailand: Teure Fehler vermeiden?

Klaus, ein 67-jähriger Rentner aus München, glaubte, er hätte alles richtig gemacht. Für seinen lang ersehnten Winteraufenthalt in Hua Hin überwies er 10.000 Euro auf sein Konto bei der Bangkok Bank. Er wollte sichergehen, dass das Geld „passend“ ankommt, und wählte bei seiner deutschen Hausbank die Option „in Thai Baht überweisen“. Ein fataler Klick. Als die Gutschrift in Thailand eintraf, fehlten umgerechnet fast 20.000 Baht (ca. 540 Euro). Niemand hatte ihn gewarnt. Klaus ist kein Einzelfall – er ist das Opfer eines der häufigsten und teuersten Missverständnisse im internationalen Zahlungsverkehr.

Doch im Jahr 2025 kommt für Expats und Thailand-Reisende noch eine weitere Hürde hinzu: Die verschärften Steuergesetze des thailändischen Revenue Departments. Wer heute Geld via SWIFT nach Thailand schickt, muss nicht nur auf den Wechselkurs achten, sondern auch den Fiskus im Blick behalten. Dieser Artikel deckt die Mechanismen hinter den Kulissen auf und zeigt, wie Sie Ihr Geld schützen.

Das alte Rückgrat: Was ist SWIFT eigentlich?

SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial TelecommunicationGesellschaft für weltweite Interbanken-Finanztelekommunikation) ist kein Geldtransporter, sondern ein reines Nachrichtensystem. Wenn Sie Geld von der Sparkasse zur Kasikorn Bank schicken, fließt kein physisches Geld durch ein Rohr. Stattdessen sendet Ihre Bank eine verschlüsselte Nachricht: „Bitte bucht Kunde X den Betrag Y gut.“

Da viele Banken keine direkte Geschäftsbeziehung zueinander haben, nutzen sie sogenannte Korrespondenzbanken (Intermediary Banks). Jede dieser Zwischenstationen hält die Hand auf. Das erklärt, warum bei einer Überweisung oft weniger ankommt als gesendet – es sei denn, man kennt die Gebührenschlüssel genau.

Die Gebühren-Trilogie: OUR, SHA, BEN

Wer ein Überweisungsformular ausfüllt, stößt zwangsläufig auf diese drei Kürzel. Sie entscheiden darüber, wer die Zeche zahlt.

  • BEN (Beneficiary): Der Empfänger zahlt alle Gebühren. Das Geld kommt stark geschmälert an. Für Zahlungen, bei denen ein exakter Betrag (z.B. Miete) fällig ist, absolut ungeeignet.
  • SHA (Shared): Die Standardeinstellung. Sie zahlen die Gebühren Ihrer Hausbank, der Empfänger trägt die Kosten der Zwischenbanken und der Empfängerbank in Thailand.
  • OUR: Sie zahlen alle Gebühren im Voraus. Der Empfänger soll den vollen Betrag erhalten.

Vorsicht: Auch bei „OUR“ garantieren viele Banken nicht, dass der volle Betrag ankommt, da manche Korrespondenzbanken eigenmächtig Gebühren abziehen.

Die Mutter aller Fehler: Der Wechselkurs

Zurück zu Klaus. Sein Fehler war nicht das SWIFT-System an sich, sondern die Währungswahl. Deutsche Banken bieten oft an, den Euro-Betrag sofort in Thai Baht (THB) umzurechnen. Das klingt bequem, ist aber finanziell meist ein Desaster.

Der Grund liegt im Wechselkurs. Tauscht die deutsche Bank, nutzt sie oft einen für den Kunden ungünstigen Kurs, um ihre Marge zu erhöhen. Überweist man jedoch Euro (EUR) nach Thailand, greift der sogenannte „TT Buying Rate“ (Telegraphic Transfer) der thailändischen Bank.

Ein Rechenbeispiel (Stand Dezember 2025):

Nehmen wir an, der offizielle Mittelkurs liegt bei 1 Euro = 37,00 THB.

  • Szenario A (Klaus‘ Fehler): Die deutsche Bank rechnet um. Ihr Kurs: 1 Euro = 35,00 THB. Bei 10.000 Euro kommen 350.000 THB an.
  • Szenario B (Der Profi-Weg): Sie senden 10.000 Euro. Die thailändische Bank (z.B. SCB oder Bangkok Bank) empfängt Euro und tauscht zum TT Buying Rate von 36,75 THB. Es kommen 367.500 THB an.

Differenz: 17.500 Baht (ca. 475 Euro). Nur durch ein Kreuzchen an der falschen Stelle.

Die neue Realität 2025: Der Steuer-Hammer

Lange Zeit war Thailand ein Steuerparadies für ausländische Einkünfte. Geld, das erst im Folgejahr nach Thailand eingeführt wurde, war steuerfrei. Diese Regel gehört seit dem 1. Januar 2024 der Geschichte an, und 2025 werden die Zügel noch straffer angezogen.

Wer sich mehr als 180 Tage im Jahr in Thailand aufhält, gilt als „Tax Resident“. Jedes ausländische Einkommen, das nach Thailand überwiesen wird – egal ob Rente, Mieteinnahmen oder Dividenden –, ist prinzipiell steuerpflichtig.

Die thailändischen Banken melden eingehende Transaktionen ab gewissen Schwellenwerten (in der Regel ab 50.000 USD, aber die Aufmerksamkeitsschwelle sinkt) an die Anti-Money Laundering Office (AMLO). Bei SWIFT-Überweisungen müssen Sie zwingend einen „Purpose Code“ (Verwendungszweck) angeben.

Für Expats bedeutet das: Eine Überweisung mit dem Betreff „Lebenshaltungskosten“ ist im System registriert. Wer keine Steuererklärung in Thailand abgibt, obwohl er steuerpflichtig wäre, geht ein wachsendes Risiko ein. Der automatische Informationsaustausch (AIA) zwischen den Finanzbehörden Deutschlands und Thailands sorgt dafür, dass Kontodaten transparent werden.

Alternativen: Ist SWIFT noch zeitgemäß?

Angesichts von Fintech-Diensten wie Wise (ehemals TransferWise) oder Revolut wirkt SWIFT wie ein Dinosaurier. Diese Dienste nutzen oft lokale Bankkonten, um das internationale SWIFT-Netzwerk zu umgehen. Das spart Gebühren und ist schneller.

Warum also überhaupt noch SWIFT nutzen?

  1. Hohe Summen: Für den Kauf einer Immobilie (Condo) benötigen Sie ein „Foreign Exchange Transaction Form“ (FET-Formular, früher Tor Tor 3). Dieses Dokument stellt die thailändische Bank bei SWIFT-Eingängen aus dem Ausland (in Fremdwährung!) problemlos aus. Bei Fintech-Diensten ist dies manchmal komplizierter oder erfordert spezifische Einstellungen.
  2. Sicherheit: Bei Beträgen jenseits der 50.000 Euro vertrauen viele Menschen nach wie vor eher ihrer Hausbank als einer App.

Ausblick: Was bringt 2026?

Die Digitalisierung der thailändischen Finanzwelt schreitet rasant voran. „PromptPay International“ vernetzt Thailand bereits mit Singapur und anderen ASEAN-Ländern für Echtzeitüberweisungen. Es ist absehbar, dass auch Verbindungen nach Europa schneller und günstiger werden.

Gleichzeitig wird die steuerliche Überwachung lückenloser. Es ist davon auszugehen, dass Banken künftig bei SWIFT-Eingängen noch strikter nach der Herkunft der Gelder (Source of Funds) fragen werden, um ihre eigene Compliance zu sichern. Das „einfache Überweisen“ ohne Nachfragen wird seltener.

Lösung: So machen Sie es richtig

Um auf das Problem aus dem Forum zurückzukommen: Die Frustration vieler Nutzer entsteht durch Intransparenz. Gebühren werden abgezogen, Kurse sind schlechter als bei Google angezeigt, und Banken verweisen gegenseitig aufeinander.

👉Die Goldene Checkliste für Ihre Überweisung:👈

  1. Währung: Überweisen Sie immer in Euro (oder USD/CHF), niemals in Thai Baht. Lassen Sie die thailändische Empfängerbank tauschen.
  2. Kurs prüfen: Schauen Sie auf der Webseite der thailändischen Bank (z.B. Bangkok Bank) unter „Foreign Exchange Rates“ nach der Spalte „TT Buying“. Das ist Ihr relevanter Kurs, nicht der „Bank Note Buying“ (Bargeldkurs).
  3. Gebühren: Wählen Sie „SHA“ für normale Überweisungen. Die Empfangsgebühr in Thailand liegt meist zwischen 200 und 500 Baht (ca. 5–13 Euro), was oft günstiger ist als die pauschalen Aufschläge bei „OUR“.
  4. Zweck: Geben Sie bei Immobilienkauf zwingend „Funds for purchase of condominium“ an, um das FET-Formular zu erhalten.
  5. Steuer: Dokumentieren Sie für sich selbst, ob es sich bei dem Geld um Ersparnisse (vor 2024 erwirtschaftet) oder laufendes Einkommen handelt. Sie könnten es für Ihre thailändische Steuererklärung brauchen.

Wer diese Punkte beachtet, vermeidet Klaus’ Schicksal. SWIFT mag altmodisch wirken, ist aber bei korrekter Anwendung ein präzises Werkzeug. Der Fehler sitzt meist vor dem Bildschirm, nicht im Banken-Server.

Anmerkung der Redaktion:

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert