BANGKOK – Die heftigsten Kämpfe seit Jahren an der kambodschanischen Grenze könnten Thailands Tourismus Milliarden kosten. Während die Regierung hart bleibt, bangen Hoteliers und Reiseveranstalter um die lukrative Hochsaison. Erste Reisehinweise ausländischer Regierungen liegen bereits vor.
Hauptsaison unter Beschuss
Der Konflikt eskaliert zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: mitten in der Hauptreisezeit von November bis Februar. Grenzübergänge sind geschlossen, Anwohner wurden evakuiert.
„Die Überschwemmungen und die Kämpfe fallen in die Hochsaison. Das könnte die Reiseentscheidung von Touristen beeinflussen“, warnt Dr. Phiphat Luengnaruemitchai, Chefvolkswirt der Kiatnakin Phatra Financial Group.
Besonders die Grenzprovinzen trifft es hart. In Trat, Heimat der Inseln Koh Chang und Koh Kood, fragen verunsicherte Gäste nach ihrer Sicherheit.
US-Reisehinweis verunsichert Urlauber
Die US-Regierung hat eine offizielle Reisewarnung für Gebiete innerhalb von 50 Kilometern zur Grenze herausgegeben. Solche Hinweise sind Gift für die Buchungszahlen.
Die Inseln von Trat waren für Dezember zu 90 Prozent ausgebucht. Jetzt heißt es abwarten. „Wir müssen bis etwa zum 20. Dezember warten, um die wirklichen Auswirkungen auf Stornierungen einschätzen zu können“, sagt Saksit Mungkarn, Berater des Tourismusrats von Trat.
Allein für diese Inseln hatte die Tourismusbehörde TAT 4,89 Milliarden Baht (ca. 125 Millionen Euro) Umsatz für Dezember prognostiziert.
Wirtschaft erwartet massive Einbußen
Die wirtschaftlichen Folgen gehen weit über den Tourismus hinaus. Kambodscha macht 2-3% der thailändischen Exporte aus, 70% davon rollen über die nun geschlossenen Landgrenzen.
Das Kasikorn Research Center schätzt, dass sich die Kämpfe negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken könnten. Sollten sie sich bis 2026 hinziehen, könnte das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent schrumpfen.
Kleinunternehmen im Nordosten, die sich für Neujahrsfeiern eingedeckt haben, fürchten bereits hohe Verluste auf ihre Ware.
Premierminister Anutin lehnt Verhandlungen ab
Während die Wirtschaft um Schadensbegrenzung ringt, zeigt Premierminister Anutin Charnvirakul hart. Er lehnt Verhandlungen mit Kambodscha ab und erntet dafür Beifall von nationalistischen Gruppen.
Die Geschäftswelt hingegen schlägt Alarm. Die lange geplanten Hilfsmaßnahmen für die sieben Grenzprovinzen – Steuererleichterungen, Tourismus-Stimuli – liegen wegen der Regierungsumbildung und der Flutkrise weiter auf Eis.
Die Branche fühlt sich im Stich gelassen, während die Existenzängste wachsen.
Image-Schaden mit Langzeitfolgen
Die größte Gefahr ist ein langfristiger Imageschaden. Thailand vermarktet sich seit Jahren als friedliches und sicheres Reiseparadies.
Anhaltende Kampfhandlungen an der Grenze, Evakuierungen und Reisehinweise zerstören dieses Bild nachhaltig. Investoren könnten zögern, Geld in die betroffenen Regionen zu stecken.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Bleibt die Lage angespannt, droht der Tourismusbranche ein Desaster zum Jahresauftakt. Die Ferieninseln könnten plötzlich sehr leer sein.
🗣 Was passiert, wenn Krieg die Hochsaison frisst?
Touristen zögern, Inseln werden nervös, Hotels warten auf Stornomails – und ein ganzes Land erkennt, wie zerbrechlich seine wichtigste Einnahmequelle ist.
Ist es verantwortungsvoll, in einem eskalierenden Grenzkonflikt jede Verhandlung abzulehnen? Oder opfert Thailand gerade seine wirtschaftliche Zukunft zugunsten nationalistischer Schlagzeilen?
Wie seht ihr das: Kann die Hochsaison überleben – oder erleben wir den Beginn eines historischen Einbruchs?




Nicht nur die US Behörden haben gewarnt. Aus einem Email der Deutschen Botschaft vom 10. Dezember:
„… Es wird nun generell vor Reisen in das Grenzgebiet zu Kambodscha, 50 km zum Grenzverlauf, gewarnt. Dies gilt auch für die Inseln Ko Chang, Ko Mak und Ko Kut, die vor der Küste der Provinz Trat liegen.“
Darüber haben wir berichtet, dass die deutsche Botschaft eine Warnung herausgegeben hat.