„Scam-König von Poipet“:
Haftbefehl gegen Hun Sens Günstling
Mit dramatischen Razzien geht Thailand gegen eines der größten Betrugsnetzwerke Südostasiens vor: Ein Gericht erließ am 7. Juli Haftbefehl gegen den kambodschanischen Senator Kok An, mutmaßlicher Drahtzieher hinter Hybrid-Scams, Callcentern und Geldwäsche im Grenzort Poipet.
Der enge Vertraute von Kambodschas Senatspräsident Hun Sen besitzt dort das 25-stöckige Crown Casino Resort – laut Cybercrime-Ermittlern (CIB) das Epizentrum internationaler Kriminalität.
Milliarden-Razzia mit politischem Nachgeschmack
Am 8. Juli stürmten Spezialkräfte 19 Verdachtsorte in Bangkok, Chon Buri und Samut Prakan. CIB-Chef Pol Lt Gen Trairong Phiwpan verkündete den Fund von 27 Millionen Baht Bargeld und beschlagnahmte Vermögenswerte von 1,1 Milliarden Baht (~25 Mio. Euro). „Das Netzwerk nutzte ‚Mule‘-Konten und Kryptowährungen“, so Trairong. Viele Thais seien als ahnungslose Geldboten missbraucht worden.
Amnesty-Bericht enthüllt Horror-Zahlen
Der exilierte Oppositionelle Sam Rainsy zitierte auf Facebook einen Amnesty-International-Report: Über 120.000 Zwangsarbeiter aus Thailand, Kambodscha und anderen Ländern würden in 53 Hochsicherheitsgebäuden festgehalten. „Die Hun-Familie schützt diese Banden – und profitiert davon“, warf Rainsy vor. Die jüngsten Grenzspannungen zwischen Thailand und Kambodscha könnten laut ihm mit den Razzien zusammenhängen.
Politischer Sprengstoff
Während in Aranyaprathet bereits Steckbriefe von Kok An hängen, wirft der Fall brisante Fragen auf: Wie tief ist Kambodschas Elite verstrickt? Und warum operierte das Netzwerk jahrelang ungestört? Für Thailand wird die Jagd zum Balanceakt – zwischen Verbrechensbekämpfung und diplomatischem Minenfeld.
Ein grenzüberschreitender Kriminalfall, der zum Politikum wird – mit noch ungewissem Ausgang.



