Illegal leben – Versteckt vor Thailands Gesetz

In Thailand, wo Palmen im Wind wehen und das Leben entspannt wirkt, gibt es Menschen, die im Schatten leben. Ein Mann in meiner Nachbarschaft ist so jemand – ein Overstayer, der sein Visum seit über sechs Jahren überzieht.

Sein Haus verlässt er kaum, und wenn, meidet er Kontakt. Diese Unsichtbarkeit zeigt, wie schwer es ist, ständig in Angst vor Entdeckung zu leben. Laut thailändischem Gesetz drohen Overstayern hohe Geldstrafen und Abschiebung.

Die thailändische Einwanderungsbehörde verhängt pro Tag 500 Baht Strafe, maximal 20.000 Baht, wie die Bangkok Post berichtet. Für viele ist das ein finanzieller Albtraum, der sie in die Isolation treibt.

Die Gesetzeslage in Thailand

Thailands Einwanderungsgesetze sind streng. Ein Visumübertritt, bekannt als Overstay, ist eine Straftat gemäß dem Immigration Act von 1979. Wer erwischt wird, riskiert Haft, Abschiebung und ein Wiedereinreiseverbot, wie die Webseite der thailändischen Botschaft erklärt.

Für meinen Nachbarn bedeutet das ein Leben in ständiger Unsicherheit. Jeder Kontakt mit Behörden könnte das Ende seiner Zeit in Thailand bedeuten. Viele Overstayer hoffen auf Amnestien, die selten gewährt werden.

Laut einem Medienbericht gab es 2020 eine temporäre Erleichterung wegen der Pandemie, doch solche Ausnahmen sind rar. Die Gesetzeslage zwingt Menschen wie ihn in ein Dasein am Rand der Gesellschaft.

Unsichtbar für die Nachbarn

Gehe ich an seinem Haus vorbei, fällt auf, wie wenig er sich zeigt. Er ist wie ein Geist in unserer Straße – da, aber unsichtbar. Diese Zurückgezogenheit ist typisch für Overstayer, die Aufmerksamkeit vermeiden wollen.

Mein Nachbar spricht selten mit anderen, und wenn, nur flüchtig. Diese Isolation ist nicht nur eine Schutzmaßnahme, sondern auch eine psychologische Belastung. Ohne soziale Kontakte wird das Leben eintönig und bedrückend, ein Preis, den er für seine Situation zahlt.

Die Angst vor Entdeckung

Ständige Furcht prägt das Leben eines Overstayers. Jeder Polizeikontrolle, jeder Behördengang könnte das Ende bedeuten. Mein Nachbar scheint diese Angst zu kennen – er bleibt lieber verborgen. Die Konsequenzen sind hart:

Abschiebung, Geldstrafen und oft ein dauerhaftes Einreiseverbot. Diese Drohung hält viele davon ab, ein normales Leben zu führen. Sie meiden öffentliche Orte, verzichten auf Arbeit oder Freundschaften. Die psychologische Belastung ist enorm – ein Leben, in dem jeder Tag ein Risiko ist, zehrt an der Seele.

Medizinische Versorgung: Ein Dilemma

Was passiert, wenn ein Overstayer krank wird? Mein Nachbar müsste bei gesundheitlichen Problemen ein Krankenhaus aufsuchen, doch das ist riskant. Thailands Gesundheitssystem ist modern, aber für Overstayer schwer zugänglich.

Laut einem Bericht von The Nation zögern viele, medizinische Hilfe zu suchen, aus Angst, den Behörden gemeldet zu werden. Krankenhäuser verlangen oft Ausweisdokumente, die Overstayer nicht vorzeigen können.

Die Folge: Viele lassen Krankheiten unbehandelt, was lebensgefährlich sein kann. Diese Situation zeigt, wie Overstayer nicht nur rechtlich, sondern auch gesundheitlich in einer Sackgasse stecken – ein Drama, das oft im Verborgenen bleibt.

Warum bleiben sie?

Warum bleibt mein Nachbar trotz der Risiken? Die Gründe sind oft komplex. Manche hoffen auf eine Legalisierung, andere fürchten, in ihrer Heimat nichts mehr zu haben. Tatsächlich sind viele Overstayer in Thailand Menschen, die aus wirtschaftlicher Not oder politischer Verfolgung geflohen sind.

Für sie ist die Rückkehr keine Option. Mein Nachbar könnte ähnliche Beweggründe haben, doch er spricht nicht darüber. Diese Ungewissheit ist typisch: Jeder Overstayer hat seine eigene Geschichte, geprägt von Hoffnung, Angst oder Verzweiflung. Ihr Leben ist ein Balanceakt zwischen Überleben und dem Wunsch nach einem besseren Morgen.

Die sozialen Folgen

Das Leben als Overstayer hat weitreichende soziale Auswirkungen. Ohne legalen Status gibt es keinen Zugang zu Arbeit, Bildung oder sozialen Leistungen. Laut der International Organization for Migration (IOM) leben viele Overstayer in prekären Verhältnissen, oft ohne festes Einkommen.

Mein Nachbar scheint allein zu leben, ohne Familie oder Freunde in der Nähe. Diese Isolation verstärkt das Gefühl der Ausgrenzung. In Thailand, wo Gemeinschaft eine große Rolle spielt, sind Overstayer oft Außenseiter.

Ihre Geschichten bleiben unbeachtet, ihre Probleme ungelöst. Das zeigt, wie wichtig es wäre, humane Lösungen für diese Menschen zu finden, statt sie zu ignorieren.

Ein Plädoyer für Empathie

Die Geschichte meines Nachbarn ist mehr als ein Einzelfall – sie steht für Tausende, die in Thailand und weltweit im Schatten leben. Ihre Existenz erinnert uns daran, dass hinter jedem Overstayer ein Mensch mit Träumen und Ängsten steckt.

Laut der UNO gibt es weltweit Millionen Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus, viele in ähnlichen Situationen. Anstatt sie zu verurteilen, sollten wir Verständnis zeigen. Mein Nachbar mag unsichtbar sein, doch seine Geschichte verdient Gehör.

In einer Welt voller Wandel bleibt der Wunsch nach Sicherheit universell. Es ist Zeit, über Grenzen hinauszublicken und Empathie für die Unsichtbaren zu entwickeln.

Woher weißt ich das alles?

Ich lebe seit über 21 Jahren in der Nähe von Korat, mit meiner thailändischen Frau und einem gemeinsamen Kind (18) – wir beide sind 71 und 66 Jahre alt und seit fast 20 jahren verheiratet. Ich spreche fließend Thai, in Wort und Schrift und habe mich mit dem Phänomen Overstay. viele Jahre beschäftigt. Mich lassen diese Menschen nicht los, da hinter jedem eine meist traurige Geschichte steht. Ich verurteile diese Menschen nicht, helfe allerdings auch nicht mit finanziellen Mitteln.

Ich habe diesen Leserbrief verfasst, weil ich dieses Thema mal als Außenstehender aufzählen möchte. Ich würde mich freuen, wenn ich von dem einen oder anderen ein Feedback bekommen würde. Gerne als Kommentar im Facebook oder an die Redaktion gerichtet.

Vielen Dank, Hans L.

Hinweis der Redaktion: Dieser Leserbrief wurde redaktionell behutsam angepasst, wobei der Inhalt unverändert geblieben ist. Die Identität des Verfassers ist der Redaktion bekannt.

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