BANGKOK – Der Tod des beliebten Channel-8-Journalisten Nattawut „Nass“ Ponglangka (35) hat das Land wochenlang in Atem gehalten. Jetzt hat die Polizei die Ermittlungen überraschend abgeschlossen. Das Urteil: Selbstmord mit Zyanid. Doch die Erklärung wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet.
Vom Rätsel zum Skandal:
So lief die Ermittlung
Am 30. November wurde der Moderator leblos in seiner Villa in Nonthaburi gefunden. Die erste Diagnose der Behörden schockierte: plötzlicher unerklärlicher Tod während des Schlafs. Doch in den sozialen Netzwerken brodelte es.
Nutzer spekulierten über Zyanid-Vergiftung und berichteten, dass nach seinem Tod Gegenstände aus dem Haus entfernt worden seien – darunter sein Handy. Der öffentliche Druck wurde so groß, dass die Polizei eine neue Untersuchung starten musste.
Die Wende: Tödliches Gift und ein geständiger Lieferant
Die Wahrheit kam durch die Toxikologie ans Licht. Forensiker fanden eine tödliche Dosis Zyanid in seinem Körper. Die Spur des Gifts führte zu einem Mann namens Kitti.
Er gestand, das hochgiftige Zyanid aus dem Goldgeschäft, in dem er arbeitete, besorgt und es Nattawut überlassen zu haben. Ein Freund des Journalisten übergab der Polizei später ein Päckchen mit der tödlichen Substanz aus dessen Haus.
Der Beweis, der alles klären soll
Den finalen Beweis lieferte eine Überwachungskamera in Nattawuts Arbeitszimmer. Die Aufnahme vom Morgen seines Todes zeigt um 06:19 Uhr, wie er ein Päckchen vom Schreibtisch nimmt.
Etwa 40 Sekunden später legt er es zurück. In dieser Zeit betrat niemand sonst den Raum. Für die Ermittler ist dies der Beweis, dass er das Gift allein und aus freiem Willen einnahm.
Einzige Anklage: Illegales Horten von Gift
Mit dieser Schlussfolgerung ist der Fall für die Polizei gelöst. Die einzige juristische Konsequenz: Kitti wird angeklagt – nicht wegen Beihilfe zum Selbstmord, sondern wegen illegalen Besitzes des Gefahrstoffs Zyanid.
Die Behörden kündigten an, den Vorfall als Lehrbeispiel für künftige Tatortuntersuchungen zu nutzen.
Ungelöste Widersprüche:
War es wirklich Selbstmord?
Doch Freunde und Kollegen des Verstorbenen sind fassungslos. Sie beschrieben ihn am Abend vor seinem Tod als ausgelassen und voller Pläne.
Bei einem Abendessen habe er über neue Projekte und seine Zukunft gesprochen – ohne jedes Anzeichen von Verzweiflung oder Suizidgedanken. Dieser Widerspruch zwischen der privaten Stimmung und dem polizeilichen Befund lässt viele zweifeln.
In Medienkreisen wird sein Tod zudem als tragisches Symbol für den immensen Druck und die Überlastung im thailändischen Journalismus diskutiert.
Ein Fall, der Thailand weiter spaltet
Während die Polizei die Akten schließt, bleiben die sozialen Medien ein Ort des Zweifels und der Spekulation. Die Familie des Journalisten, die bei den Ermittlungen kooperierte, trauert in der Öffentlichkeit still.
Für sie und die vielen Fans des Moderators ist mit dem polizeilichen Abschlussbericht keine Ruhe eingekehrt. Das Gefühl, dass nicht alle Fragen beantwortet wurden, bleibt. Der Fall Nattawut Ponglangka ist offiziell gelöst – aber noch lange nicht vorbei.
🗣 Wenn Aufklärung wichtiger ist als Gerüchte
Dieser Fall zeigt, wie schnell Spekulationen Fakten überholen können – besonders in sozialen Netzwerken.
Doch was schulden Behörden der Öffentlichkeit: absolute Transparenz oder Zurückhaltung aus Respekt vor den Hinterbliebenen?
Und wo liegt die Verantwortung der Medien, wenn Tod, Zweifel und Gerüchte aufeinandertreffen
Diskutiert sachlich. Gerade solche Fälle verlangen mehr Nachdenken als Schlagzeilen.



