Kondom-Boxen auf dem Campus
In den stillen Ecken der Kasetsart University in Bang Khen sorgt ein neues Angebot für Aufmerksamkeit: Kondom-Boxen in den Herrentoiletten, dem Mensaklo und den Gebäuden der Studierendenaktivitäten. Monatlich bestückt das Office of Student Affairs die Boxen mit rund 4.000 Kondomen in verschiedenen Größen. Damit reagiert die Universität auf die steigende Nachfrage der Studierenden nach sicheren und diskreten Schutzmöglichkeiten. Die Initiative verdeutlicht einen Wandel in Thailands Hochschullandschaft: Prävention und Privatsphäre stehen zunehmend im Fokus.
Laut Anirut Narungsri, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Office of Student Affairs, ist die Gratisverteilung ein wichtiger Baustein seines studentischen Wahlprogramms. Der Anstoß sei als Sozialprojekt gedacht gewesen: „Viele Studierende wollen Safer Sex, aber den Kauf im Laden empfinden sie als unangenehm“, erklärt Narungsri. Die Boxen füllen sich dank Kooperationen mit Agenturen wie der Rainbow Sky Association schnell und unkompliziert. Das Angebot wird, so der ehemalige Amtsleiter, „überragend gut angenommen“ – Nachschub sei regelmäßig nötig.
Sexuelle Gesundheit im Aufbruch: Studierende fordern Zugang und Privatsphäre
Während sich das öffentliche Interesse an sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs) verschärft, reagieren Thailands Studierende sensibel und verantwortungsvoll auf das Thema. Kostenlose und diskrete Zugänge zu Verhütungsmitteln wie Kondomen bieten dabei elementare Vorteile: Sie schützen effektiv und fördern einen sachlichen Umgang mit Sexualität. Das Aufbrechen von jahrzehntealten Tabus wird zur neuen Norm.
Marktanalysen und Nutzerfeedback unterstreichen den positiven Einfluss: Die meisten Studierenden verbinden Kondomgebrauch mit persönlicher Sicherheit, nicht mehr mit Scham. Der Ansatz der Kasetsart University – Privatsphäre plus ständige Nachfüllung – wirkt: Die leeren Boxen sind ein sichtbarer Beleg, dass das Angebot angenommen wird. Es geht nicht nur um Verhütung, sondern auch um den Wandel der gesellschaftlichen Haltung.
Syphilis und Aids im Aufwind: Warum Aufklärung und Prävention jetzt zählen
Die thailändische Gesundheitsbehörde schlägt Alarm: Zwischen Oktober und März wurden landesweit 13.708 Syphilis-Fälle registriert, das entspricht einer Rate von 21,1 Fällen pro 100.000 Einwohner. Auch Aids bleibt ein Thema, mit etwa 5.000 neuen HIV-Diagnosen jährlich. Besonders besorgniserregend: Ein Drittel der Betroffenen ist zwischen 15 und 24 Jahre alt. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen, denn viele junge Menschen meiden aus Angst vor Stigmatisierung den Gang zur Klinik.
Hintergrund ist oft mangelnde Information und die Scheu, Kondome zu erwerben: Nur 43 Prozent nutzen Kondome regelmäßig, fast ein Viertel gibt an, sie „nie“ zu benützen. Zu den Barrieren zählen das Unbehagen beim Kauf (27 Prozent), Sorge um den eigenen Ruf (11 Prozent) und Misstrauen in der Partnerschaft (5 Prozent). Experten wie Pongtorn Chartpituck vom nationalen AIDS-Büro warnen: Die rückläufige Kondomnutzung treibt die Infektionsraten – auch bei angeborener Syphilis steigen die Zahlen rapide an, aktuell auf über 1.290 Fälle pro Jahr.
Kondome entstigmatisieren: Wegbereiter einer verantwortungsvollen Jugend
Politisch und gesellschaftlich tut sich etwas: Das thailändische Gesundheitsministerium setzt mit dem „National Condom Strategy 2020–2030“ auf vier zentrale Leitlinien – Kondome zum Alltag machen, Zugänge erleichtern, Qualität sichern und Unterstützung verstetigen. Schon jetzt sind Kondome technisch etwa über die „Pao Tang“-App, in Krankenhäusern oder bei Gesundheitshelfern erhältlich; jedoch bleibt der Zugang für Jugendliche hürdenreich. Viele empfinden diese Kanäle als unpraktisch oder peinlich.
Vertreter von Jugendorganisationen wie Surachet Phosaeng vom Thailand Youth Institute fordern: Es braucht Öffentlichkeitsarbeit und eine Entstigmatisierung, die alle Lebensbereiche umfasst. Schulen sollten als Vermittler von Wissen und Selbstschutz agieren, statt Themen auszusparen – junge Menschen beziehen ihre Informationen sonst aus oft fragwürdigen Internetquellen. Die Zahlen sind eindeutig: Über die Hälfte der 15- bis 21-Jährigen verwendet keine Kondome beim Sex. Je offener die Debatte, desto größer die Chancen für eine Generation, die Sexualität mit Verantwortung verbindet – und Krankheit vermeidet.



