Sohn vor Abschiebung
Pattaya, Thailand. Sonne, Strand und ein bürokratisches Drama. Ein 35-jähriger Europäer kämpft verzweifelt, um bei seinem schwer kranken Vater bleiben zu dürfen. Doch sein Visum ist abgelaufen – und die thailändischen Behörden zeigen wenig Nachgiebigkeit. Was als Unterstützung für seinen Vater begann, wird nun zu einem Wettlauf gegen die Zeit. „Ich will nur helfen“, sagt der Mann, der anonym bleiben möchte. Doch ohne das richtige Visum droht ihm die Ausreise.
Der Mann reiste vor Monaten nach Thailand, um seinen Vater zu unterstützen, der in einem Pflegeheim in Pattaya lebt. Nach zwei visumfreien Einreisen (jeweils 60 Tage, einmal verlängert) gibt es keine weitere Verlängerung. Die Behörden verweisen auf die Regeln: Ohne eigenes Langzeitvisum oder enge familiäre Bindung im Sinne der Gesetze – wie Ehe oder minderjährige Kinder – gibt es keine Ausnahmen.
Vater bleibt, Sohn muss gehen?
Der Vater, ein Rentner aus Europa, ist legal in Thailand. Sein Non-Immigrant O-A-Visum erlaubt ihm den Aufenthalt, da er die Voraussetzungen (über 50 Jahre, finanzielle Absicherung) erfüllt. Doch eine schwere Krankheit zwang ihn ins Pflegeheim. Sein Sohn sprang ein: Er organisierte die Pflege, erledigte Einkäufe und hielt die Hand seines Vaters. Doch während der Vater bleiben darf, steht der Sohn vor einem Problem: Thailand hat kein Visum für Angehörige, die ihre Eltern betreuen möchten.
„Ich habe alles versucht“, erzählt er. Ein Antrag auf ein Non-Immigrant O-Visum, das für Familienangehörige gedacht ist, wurde abgelehnt. Begründung: Die Betreuung eines Elternteils zählt nicht als „familiäre Bindung“ nach thailändischem Recht. Ohne Ehe mit einem Thailänder oder eigene Kinder im Land bleibt der Antrag chancenlos.
Kein Visum für Menschlichkeit?
Thailands Visasystem ist auf Touristen, Rentner und Investoren ausgelegt. Für Notfälle wie die Pflege eines Angehörigen gibt es kaum Regelungen. Zwar existieren medizinische Visa (Non-Immigrant O-X oder MT), diese gelten jedoch meist für Patienten, nicht für betreuende Angehörige. Eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung für humanitäre Zwecke ist theoretisch möglich, aber in der Praxis schwer zu bekommen. „Jeder Beamte sagt etwas anderes“, klagt der Sohn. „Manche sind freundlich, andere schicken mich einfach weg.“
Die thailändische Einwanderungsbehörde verweist auf klare Vorschriften: Wer länger bleiben möchte, braucht ein eigenes Visum, etwa durch Arbeit, Studium oder Investitionen. Doch für einen Sohn, der nur helfen will, gibt es keine passende Kategorie. „Es fühlt sich an, als würde Mitgefühl nicht zählen“, sagt er.
Ein System ohne Lösung
Der Fall wirft ein Licht auf die Lücken im thailändischen Visasystem. Während Länder wie Australien oder Kanada humanitäre Visa für besondere Umstände anbieten, fehlt in Thailand eine vergleichbare Regelung. Ein „Pflegevisum“ für Angehörige, etwa für 3–6 Monate, könnte helfen. Doch bisher gibt es keine Pläne für eine solche Reform. Experten schätzen, dass Hunderte Ausländer in ähnlichen Situationen stecken – zwischen familiärer Pflicht und bürokratischen Hürden.
„Es ist frustrierend“, sagt ein Anwalt für Einwanderungsrecht, der den Fall kennt. „Die Behörden könnten flexibler sein, aber die Regeln sind strikt. Ohne politischen Druck wird sich nichts ändern.“ Der Sohn hat inzwischen einen Anwalt eingeschaltet, doch die Chancen auf eine Lösung sind gering.
Hoffnung trotz Bürokratie
Trotz der Rückschläge gibt der Sohn nicht auf. Er recherchiert in Online-Foren, spricht mit anderen Expats und hofft auf eine Ausnahme. „Mein Vater braucht mich“, sagt er. „Ich kann ihn nicht allein lassen.“ Freunde haben eine kleine Spendenkampagne gestartet, um die Anwaltskosten zu decken. Doch die Zeit drängt. Ohne Visum droht ihm eine Geldstrafe oder sogar die Abschiebung.
Die Geschichte zeigt: Thailand ist ein Paradies – aber nicht für jeden. Wer aus Liebe oder Pflicht bleibt, kämpft oft allein. „Ich wünsche mir nur ein bisschen Menschlichkeit“, sagt der Sohn. Ein Wunsch, der in den Gängen der Behörden oft ungehört bleibt.
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