8 Jahre Overstay – Gefangen im Paradies

 Sehr geehrte Redaktion des Wochenblitz,
mein Name ist H.J.P., ich bin 54 Jahre alt und lebe derzeit in Phuket – allerdings nicht als Tourist, sondern als Gestrandeter. Vor acht Jahren kam ich nach Thailand in der Hoffnung auf ein neues Leben. Heute, fast ein Jahrzehnt später, bin ich ein Mann ohne Status, ohne Sicherheit und bald auch ohne Dach über dem Kopf.

Mein Visum ist seit Jahren abgelaufen – ich bin offiziell im Overstay. Mir fehlt das Geld, um das Land zu verlassen oder meine Situation legal zu klären. Ich bin einer von vielen Ausländern, die durch unglückliche Umstände in Thailand gestrandet sind. Aber ich möchte nicht aufgeben. Ich schreibe diesen Brief in der Hoffnung, dass es noch Hilfe für Menschen wie mich gibt.

8 Jahre Overstay

Die Zahl klingt surreal – 8 Jahre im Overstay. Nach thailändischem Recht bedeutet das eine Strafzahlung von über 20.000 Baht, eine mögliche Inhaftierung und sogar eine Einreisesperre von bis zu 10 Jahren, sollte ich abgeschoben werden.

Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich weiß, dass ich die Regeln verletzt habe. Aber ich war verzweifelt. Ich wurde damals von meiner thailändischen Freundin betrogen, aus der gemeinsamen Wohnung geworfen und stand plötzlich mit nichts auf der Straße.

Seitdem halte ich mich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, lebe von Reissuppe, Spenden und dem guten Willen weniger Menschen, die mich nicht aufgegeben haben. Ich will jetzt alles tun, um wieder legal zu sein – aber ich brauche Hilfe.

Verlassen und vergessen

Die Scham sitzt tief. Viele, die mich früher kannten, wenden sich ab. Für die einen bin ich ein Krimineller, für andere ein Versager. Ich bin weder das eine noch das andere. Ich bin ein Mensch, der einen Neuanfang wollte und dabei alles verloren hat.

Ich fühle mich oft vergessen – von Freunden, von Behörden, vom Leben selbst. Ich bin zu stolz, um zu betteln, aber nicht zu stolz, um Hilfe zu bitten. Und genau deshalb schreibe ich diesen Leserbrief:

Ich hoffe, es gibt jemanden, der mir sagen kann, an wen ich mich wenden kann. Gibt es Organisationen in Thailand, die Overstay-Fälle begleiten? Gibt es Stiftungen, soziale Vereine oder freiwillige Helfer, die Ausländern in Not helfen?

Thailand lässt mich nicht los

Trotz allem liebe ich Thailand. Ich habe mich hier nie als Tourist gesehen, sondern als Mensch, der dazugehören möchte. Ich spreche etwas Thai, ich verstehe die Kultur und ich respektiere die Regeln – auch wenn ich sie einst gebrochen habe.

Ich träume davon, wieder legal zu sein. Mir ist bewusst, dass der Weg dorthin schwer und lang wird. Aber ich bin bereit, alles Notwendige zu tun. Ich will keine Almosen, sondern eine Chance. Ich will mithelfen, mich einbringen, arbeiten – ganz egal, was es ist. Ich bin gesund, arbeitsfähig und lernbereit. Ich bitte Sie: Lassen Sie mich nicht einfach in der Illegalität untergehen.

Vom Traum zum Albtraum

Als ich vor acht Jahren in Thailand ankam, hatte ich Pläne. Ich wollte ein kleines Geschäft aufbauen, eine Familie gründen. Die Realität war grausam. Die Beziehung zerbrach, das Geld war schnell weg.

Was blieb, war eine Mischung aus Scham, Angst und der täglichen Sorge ums Überleben. Ich schlafe manchmal bei Bekannten, manchmal auf einem Bambusbett in einer offenen Hütte, die ich mir mit streunenden Hunden teile.

Jeden Tag frage ich mich: Was wird morgen sein? Ich kann keine Polizei ansprechen – aus Angst, festgenommen zu werden. Ich kann nicht zum Konsulat – aus Scham. Ich brauche jemanden, der mich bei der Hand nimmt und zeigt, wie ich aus diesem Teufelskreis herauskomme.

Starthilfe gesucht

Ich habe gehört, dass es in Thailand Organisationen gibt die Ausländern in Not helfen. Vielleicht gibt es auch Kirchen, Klöster oder private Initiativen, die unterstützen. Aber ich kenne den Weg dorthin nicht.

Ich habe kein Smartphone, keinen Computer, nur diese wenigen Zeilen, die ich handschriftlich einem Bekannten mitgegeben habe, um sie Ihnen zu schicken. Ich bitte jeden Leser, der helfen kann – mit Informationen, Kontakten oder konkreter Unterstützung – sich bei Ihrer Redaktion zu melden. Ich bin erreichbar, auch wenn es manchmal etwas dauert, bis ich zurückschreibe.

Ich will Verantwortung übernehmen

Ich will mich meiner Verantwortung stellen. Ich will das Overstay-Problem klären, auch wenn es bedeutet, mein Heimatland Deutschland wieder zu betreten. Aber vorher brauche ich juristische Beratung.

Was kann ich tun? Welche Strafen drohen? Gibt es eine Möglichkeit, die Situation in Thailand zu klären, ohne gleich abgeschoben zu werden? Vielleicht liest diesen Brief jemand, der sich auskennt – ein Anwalt, ein ehemaliger Overstayer, ein Vertreter der deutschen Botschaft. Bitte, melden Sie sich über den Wochenblitz bei mir. Ich werde Ihnen aufrichtig und offen antworten.

Ein letzter Hilferuf

Ich danke Ihnen, liebe Redaktion, dass Sie mir eine Stimme geben. Es kostet Überwindung, sein Schicksal so öffentlich zu machen. Aber vielleicht ist es genau dieser Schritt, der mein Leben verändert.

Ich wünsche mir nichts mehr, als wieder legal zu sein, vielleicht irgendwann sogar wieder arbeiten zu dürfen und in Würde zu leben – hier, im Land, das ich trotz allem liebe. Bitte veröffentlichen Sie diesen Brief. Und an alle Leser: Wenn Sie einen Weg kennen, wie man einem verlorenen Deutschen in Phuket helfen kann – ich bin bereit, ihn zu gehen.

Mit verzweifelter Hoffnung,
H.J.P. aus Phuket

Hinweis der Redaktion: Der Leserbrief wurde redaktionell behutsam überarbeitet, wobei Inhalt und Aussage des Verfassers unverändert blieben. Für die Richtigkeit der Informationen übernehmen wir keine Haftung. Reaktionen und Kommentare bitten wir ausschließlich über die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder in unserem Online-Forum zu teilen. Antworten per E-Mail werden nicht berücksichtigt.

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