Tourismus in Gefahr: Konflikte und Krisen bremsen Thailands Aufschwung

Tourismus im Krisenmodus

Eine Analyse von Kilian Borchert

BANGKOK – Thailands Tourismusindustrie steht erneut unter Druck. Mehrere Faktoren sorgen derzeit für deutliche Rückgänge bei internationalen Besucherzahlen – allen voran eine Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, diplomatischen Spannungen mit Kambodscha und dem wachsenden Misstrauen chinesischer Touristen gegenüber Thailand aufgrund negativer Schlagzeilen über Betrugsfälle.

Besonders gravierend wirken sich dabei die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten und die verschlechterten Beziehungen zur Nachbarregion Kambodscha aus.

Israel-Iran-Konflikt gefährdet Urlauberströme

Seit dem 13. Juni 2025 ist der schwelende Konflikt zwischen Israel und dem Iran in eine neue Phase offener militärischer Auseinandersetzungen übergegangen. Wie Tourismus- und Sportminister Sorawong Thienthong mitteilte, rechnet man mit erheblichen Auswirkungen auf das globale Reiseverhalten – auch Thailand ist betroffen.

Vor allem israelische Touristen zeigen sich angesichts der kriegerischen Eskalation zunehmend zurückhaltend. Die Tourismusbehörde TAT rechnet mit einem möglichen Rückgang von bis zu 92.000 Besuchern im schlimmsten Fall. Zwei Szenarien wurden dafür entworfen:

  • Szenario 1: Beruhigung bis Ende Q3 → 350.000 israelische Besucher (statt 427.000) = ca. 77.000 weniger
  • Szenario 2: Krieg dauert bis November → 335.000 Besucher = ca. 92.000 weniger als erwartet

Dennoch erwartet die TAT weiterhin ein Jahreswachstum von 19–24 % gegenüber 2024, da in den ersten fünf Monaten 2025 bereits ein Plus von 76 % bei israelischen Reisenden verzeichnet wurde.

Internationale Touristen entspannen am Koh Samui Strand. (Foto: KhaoSod)

Iran-Reisende brechen drastisch ein

Noch drastischer könnte sich der Konflikt auf die Einreisen aus dem Iran auswirken. Schon in den ersten fünf Monaten 2025 reisten nur 28.259 Iraner nach Thailand – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Besonders kritisch: Direktflüge aus dem Iran werden ab Ende Juni eingestellt, was pro Woche rund 1.800 Sitzplätze entfallen lässt.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie empfindlich der Iran-Markt reagiert: Nach US-Sanktionen 2018 brach der Iran-Tourismus in Thailand um 60 % ein. Die TAT befürchtet ein ähnliches Szenario für Juli bis Dezember 2025.

Kambodscha warnt eigene Bürger vor Reisen nach Thailand

Hinzu kommen diplomatische Spannungen mit Kambodscha, die sich in einem offenen Grenzkonflikt zuspitzen. Seit dem 7. Juni 2025 haben zahlreiche Grenzposten eingeschränkte Öffnungszeiten oder wurden zeitweise geschlossen. Dies führte zu einem Rückgang von 43 % bei den täglichen Einreisen kambodschanischer Touristen.

Die kambodschanische Regierung veröffentlichte am 22. Juni eine offizielle Reisewarnung für Thailand. Bürger wurden aufgefordert, nur bei absoluter Notwendigkeit zu reisen und äußerste Vorsicht walten zu lassen.

Im Zeitraum Januar bis Mai 2025 wurden lediglich 197.658 kambodschanische Besucher gezählt – ein Minus von 14 % gegenüber dem Vorjahr.

Kambodschanische Touristen vor symbolischer Demo am Ta Kwai Tempel, Bak Dai, Surin (Foto: KhaoSod)

Chinesische Besucher meiden Thailand wegen Betrugs-Schlagzeilen

Ein weiterer schwerer Schlag kommt aus der Volksrepublik China. Dort verunsichern Medienberichte über Betrugsnetzwerke und Touristenabzocke in Thailand zunehmend die Reisenden. Das Vertrauen chinesischer Urlauber, traditionell eine der wichtigsten Gruppen für die thailändische Tourismusbranche, ist angekratzt.

Die konkreten Zahlen aus China wurden bisher nicht veröffentlicht, doch Tourismusbetreiber sprechen hinter vorgehaltener Hand von einem deutlichen Rückgang bei Neubuchungen.

Ausblick bleibt angespannt 
Hoffnung auf Stabilisierung

Trotz der beunruhigenden Rückgänge und geopolitischen Spannungen zeigt sich die TAT vorsichtig optimistisch. Da das erste Halbjahr mit starkem Wachstum begonnen hat, werde das Gesamtjahr voraussichtlich nicht im Minus enden – sofern keine weiteren Eskalationen folgen.

Doch für die Reiseindustrie bedeutet jeder dieser Konfliktherde Unsicherheit, Planungsprobleme und Umsatzverluste. Airlines müssen Routen streichen, Hotels erleben plötzliche Stornowellen und Reiseveranstalter geraten unter Druck.

Nur durch politische Deeskalation, internationale Vermittlung und den Wiederaufbau von Vertrauen – besonders gegenüber China – kann Thailand seine Rolle als führendes Reiseziel in Asien behaupten.

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