Korruption vermutet: Cannabis-Streit – Industrie bevorzugt?

Korruption vermutet: Cannabis-Streit – Industrie bevorzugt?
AseanNow

Die thailändische Cannabis-Industrie steht vor einem Wendepunkt: Das „Writing Thailand’s Cannabis Future Network“ hat offiziell eine Untersuchung gegen Gesundheitsminister Somsak Thepsuthin beantragt. Der Vorwurf: Die neuen Hanf-Gesetze bevorzugen Großinvestoren und gefährden Tausende Kleinbauern. Jetzt muss die Anti-Korruptionsbehörde entscheiden.

Streit um Jugendschutz und undurchsichtige Zertifizierungen

Die Kritik entzündet sich vor allem an zwei Punkten: Zum einen wurde der bisherige Verkaufsstopp für unter 20-Jährige durch ein rezeptpflichtiges System ersetzt. Gegner befürchten, dass dies Jugendlichen den Zugang erleichtern könnte. 
„Das ist ein Rückschritt im Jugendschutz“, heißt es in der Beschwerde an die National Anti-Corruption Commission (NACC).

Zum anderen sorgt die neue Good Agriculture and Collection Practice (GACP)-Zertifizierung für Unmut. Nur wer dieses Siegel des Departments für Traditionelle Medizin erhält, darf Cannabis vertreiben oder exportieren. Doch die Kriterien sind vage – bisher haben nur wenige Unternehmen die Genehmigung erhalten. 
„Das schadet vor allem kleinen Betrieben, die sich teure Zertifizierungen nicht leisten können“, klagt ein Vertreter des Netzwerks.

Über Nacht gültig: 
20.000 Shops in Existenznot

Besonders hart trifft die Reform die rund 20.000 lizenzierten Cannabis-Shops, die seit der Legalisierung 2022 legal operierten. Die neuen Regeln treten sofort nach Veröffentlichung in der Royal Gazette in Kraft – ohne Übergangsfrist. Viele Geschäfte fürchten nun um ihre Existenz. 
„Wir haben nach den alten Regeln investiert, jetzt werden wir im Stich gelassen“, sagt ein verzweifelter Shop-Besitzer aus Bangkok.

Vorwürfe gegen Minister: 
Bevorzugt Somsak bestimmte Investoren?

Hinzu kommen ethische Bedenken: Das Netzwerk wirft Somsak vor, bei seinen Entscheidungen Interessen großer Investoren über die der Kleinbauern zu stellen. Ob es tatsächlich zu unrechtmäßigen Absprachen kam, muss die NACC nun prüfen. Der Minister selbst betont, die Regeln dienten der Qualitätssicherung und dem Jugendschutz. Doch viele fragen sich: Warum dann keine Übergangslösungen?

Der nächste Schritt

Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar: Viele Kleinbauern haben ihre Ernte nicht verkaufen können, lokale Märkte brechen ein. Sollte die NACC Ermittlungen aufnehmen, könnte das die Debatte weiter anheizen.

Thailands Cannabis-Politik steht am Scheideweg. Wird sie zum Spielball der Großkonzerne – oder findet die Regierung einen fairen Kompromiss?

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