Tränen im Regierungshaus – Premierministerin entschuldigt sich
Premierministerin Paetongtarn Shinawatra hat am Donnerstag in einer tränenreichen Pressekonferenz öffentlich um Entschuldigung gebeten – und damit vorerst ihre Regierung gerettet. Flankiert von Kabinettsmitgliedern, hohen Militärs und dem Oberbefehlshaber der thailändischen Streitkräfte stellte sie sich vor laufenden Kameras der Nation.
„Zuerst muss ich mich bei allen Thailänderinnen und Thailändern entschuldigen. Das hätte nicht passieren dürfen.“
Mit diesen Worten begann Paetongtarn ihre emotionale Ansprache, die inhaltlich wie inszenatorisch ein letzter Versuch war, die Kontrolle über die eskalierende Regierungskrise zurückzugewinnen.
Hun-Sen-Audio entfacht innenpolitischen Feuersturm
Auslöser der Krise war ein 17-minütiger Audiomitschnitt eines privaten Gesprächs zwischen Paetongtarn und dem ehemaligen kambodschanischen Premier Hun Sen. Darin sprach die Premierministerin ihn wiederholt respektvoll als „Onkel“an, fragte ihn, wie sie seine Erwartungen erfüllen könne – und kritisierte dabei Thailands Armeeführung im Osten.
Besonders brisant: Sie nannte den Befehlshaber des Zweiten Heeresbereichs, Generalleutnant Boonsin Padklang, „einen von der Gegenseite“ – eine Aussage, die in Armeekreisen als schwerer Vertrauensbruch gilt.
Militär stellt sich hinter Paetongtarn
Regierung bleibt handlungsfähig
Doch obwohl über ein Drittel der Senatoren einen Amtsenthebungsantrag eingereicht haben, gelang es Paetongtarn, das Ruder herumzureißen. In ihrer Ansprache erklärte sie, ihre Aussagen seien aus dem Kontext gerissen und dienten ausschließlich dem Ziel, „einen bewaffneten Konflikt mit Kambodscha zu verhindern.“
„Ich wusste nicht, dass das Gespräch aufgezeichnet wurde. Ich dachte, es sei vertraulich.“
Ihre Deeskalationsstrategie schien Wirkung zu zeigen: Die Spitzen der Armee signalisierten Zustimmung. Die verbleibenden Koalitionsparteien stellten sich geschlossen hinter die Regierung, die damit 261 Sitze im Parlament halten kann – genug für eine parlamentarische Mehrheit.
Außenministerium protestiert offiziell bei Kambodscha
Unterdessen hat das thailändische Außenministerium Kambodschas Botschafter Hun Saroeun – ein Neffe Hun Sens – einbestellt. Ihm wurde ein offizielles Protestschreiben übergeben. Darin heißt es, die Veröffentlichung des Gesprächs sei ein schwerer Verstoß gegen diplomatische Gepflogenheiten.
Piyapak Sricharoen, Leiter der Ostasien-Abteilung im Außenministerium, erklärte: „Dieses Verhalten untergräbt das diplomatische Vertrauen massiv.“
Kabinettsumbildung in 48 Stunden erwartet
Als Reaktion auf den öffentlichen Druck wird Premierministerin Paetongtarn innerhalb der nächsten 48 Stunden eine Kabinettsumbildung vornehmen. Ziel ist es, neue Gesichter zu präsentieren und das Vertrauen der Bevölkerung in die Handlungsfähigkeit der Regierung wiederherzustellen.
Am Freitag wird sie in die Grenzprovinz Ubon Ratchathani reisen, um dort die Truppen des Zweiten Heeresbereichs persönlich zu treffen und die Spannungen an der kambodschanischen Grenze zu entschärfen.
Ein gefährlicher Moment für Thailands Demokratie
Der Leak hat nicht nur das politische Überleben Paetongtarns gefährdet – er hat auch die ohnehin fragile Beziehung zwischen Regierung, Militär und Öffentlichkeit weiter belastet. Viele Beobachter fordern nun eine klare Neujustierung der Kommunikationskultur im Regierungsapparat.
„Von nun an werde ich diplomatische Gespräche nur noch über offizielle Kanäle führen.“, versprach Paetongtarn.
Ob das reicht, um das Vertrauen der Bevölkerung langfristig zurückzugewinnen, bleibt fraglich. Klar ist: Thailand steht an einem politischen Scheideweg – und jede weitere Instabilität könnte weitreichende Folgen für die gesamte Region haben.