Leben unter Palmen – doch droht die Steuerfalle?

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Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, in Thailand zu leben – sei es als digitale Nomaden, Rentner oder Angestellte eines ausländischen Unternehmens. Doch mit dem Umzug ins Ausland kommen Fragen zur steuerlichen Verantwortung auf. Besonders für Deutsche, die in Thailand residieren, stellt sich die Frage: Muss ich in Deutschland oder in Thailand Steuern zahlen? Dieser Artikel erklärt die Grundlagen der steuerlichen Verpflichtungen, beleuchtet thailändische und deutsche Gesetze und gibt praktische Tipps, wie Sie Ihre Steuerpflichten korrekt erfüllen.

Steuerliche Ansässigkeit: Der Schlüssel zur Steuerpflicht

Die steuerliche Ansässigkeit ist ein zentraler Faktor, um Ihre Verpflichtungen zu bestimmen. In Thailand gilt eine Person als steuerlicher Resident, wenn sie sich mindestens 180 Tage im Jahr im Land aufhält. Residenten müssen ihr weltweites Einkommen in Thailand versteuern, sofern dieses Einkommen ins Land gebracht wird. In Deutschland hängt die Steuerpflicht davon ab, ob Sie Ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt (§ 8 Abgabenordnung) in Deutschland haben. Wenn Sie dauerhaft in Thailand leben, können Sie in Deutschland als nicht ansässig gelten, was Ihre Steuerpflicht einschränkt.

Fallbeispiel: Ein Deutscher in Thailand

Stellen Sie sich vor, ein deutscher Angestellter arbeitet für ein deutsches Unternehmen, lebt aber in Thailand. Sein Arbeitgeber plant, die Lohnsteuer in Deutschland abzuführen. Der Arbeitnehmer fragt sich jedoch: Muss ich deutsche Steuern zahlen, wenn ich in Thailand lebe? Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Lebensmittelpunkt: Wenn der Arbeitnehmer nachweisen kann, dass sein Lebensmittelpunkt (z. B. Wohnung, Familie, soziale Bindungen) in Thailand liegt, gilt er in Deutschland als nicht ansässig.
  • Doppelbesteuerungsabkommen (DBA): Das DBA zwischen Deutschland und Thailand (1967, aktualisiert 2012) regelt, dass Einkommen in der Regel nur in einem Land besteuert wird. Wenn das Einkommen in Thailand versteuert wird, kann es in Deutschland von der Steuerpflicht befreit oder angerechnet werden.
  • Art des Einkommens: Gehälter aus einer deutschen Firma können in Deutschland steuerpflichtig sein, wenn die Arbeit dort erbracht wird. Leben und arbeiten Sie jedoch in Thailand, verlagert sich die Steuerpflicht oft nach Thailand.

Thailändisches Steuerrecht: Was Sie wissen müssen

In Thailand unterliegt das Einkommen einer progressiven Einkommenssteuer von 0 % bis 35 %, abhängig von der Höhe des Einkommens. Wichtige Punkte:

  • Residenten: Wenn Sie länger als 180 Tage in Thailand leben, müssen Sie Einkommen, das ins Land gebracht wird, versteuern. Einkommen, das im Ausland bleibt, ist für Residenten nicht steuerpflichtig.
  • Nicht-Residenten: Personen, die weniger als 180 Tage in Thailand verbringen, versteuern nur Einkommen, das aus thailändischen Quellen stammt.
  • Steuererklärung: Die Steuererklärung muss in Thailand jährlich bis zum 31. März des Folgejahres eingereicht werden.

Doppelbesteuerungsabkommen: Schutz vor doppelter Belastung

Das DBA zwischen Deutschland und Thailand sorgt dafür, dass Einkommen nicht doppelt besteuert wird. Zum Beispiel:

  • Gehälter: Wenn Sie in Thailand leben und für eine deutsche Firma arbeiten, wird das Einkommen in der Regel in Thailand besteuert, sofern die Arbeit dort erbracht wird.
  • Kapitalerträge: Dividenden oder Zinsen können in beiden Ländern steuerpflichtig sein, aber das DBA erlaubt eine Anrechnung der in Thailand gezahlten Steuern auf die deutsche Steuerlast.

Praktische Tipps für Expats

Um steuerliche Überraschungen zu vermeiden, beachten Sie folgende Schritte:

  1. Steuerberater konsultieren: Ein Experte für internationales Steuerrecht kann Ihre Situation analysieren und klären, wo Sie steuerpflichtig sind.
  2. Dokumentation führen: Behalten Sie Nachweise wie Mietverträge, Visa oder Arbeitsverträge, um Ihre Ansässigkeit in Thailand zu belegen.
  3. DBA prüfen: Informieren Sie sich über die spezifischen Regelungen des DBA, um Anrechnungen oder Befreiungen zu nutzen.
  4. Frühzeitig handeln: Klären Sie Ihre Steuerpflicht, bevor Ihr Arbeitgeber Lohnsteuer abführt, um Missverständnisse zu vermeiden.

Kurz gesagt

Die steuerliche Verantwortung als Expat in Thailand kann komplex sein, aber mit dem richtigen Wissen und professioneller Unterstützung können Sie Ihre Pflichten korrekt erfüllen. Das Zusammenspiel von thailändischem Steuerrecht, deutschem Recht und dem Doppelbesteuerungsabkommen bietet klare Regelungen, um Doppelbesteuerung zu vermeiden. Setzen Sie sich frühzeitig mit einem Steuerberater in Verbindung, um Ihre individuelle Situation zu klären und finanzielle Sicherheit zu gewährleisten.

Bitte beachten Sie:

Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle Rechts- oder Steuerberatung. Wenn Sie eigene Erfahrungen mit dem beschriebenen Thema gemacht haben, laden wir Sie ein, diese in der Kommentarfunktion mit anderen zu teilen. Der Austausch echter Fälle hilft oft mehr als jeder Paragraph.

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