Schulschließung: Warnsignal für eine neue COVID-Welle?

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Zwischen Maskenpflicht und Maskerade – Thailand ringt mit dem Comeback von COVID
Eine Kolumne von Sebastian Kronberg

Es ist wieder soweit. COVID meldet sich zurück – nicht als flüchtiger Schatten, sondern mit voller Wucht. Die erste Schule schließt. In der Klasse meines Kindes gab es diese Woche fünf bestätigte Fälle. Fünf. Das ist kein Rauschen im Hintergrund, das ist ein Alarmsignal mit Lautsprecher.

Und plötzlich sieht man sie wieder: Masken. Das Personal bei 7-Eleven trägt sie, ebenso das Personal bei Lotus’s und Makro. Auch auf der Straße greifen immer mehr Thailänderinnen und Thailänder zur Maske – ein Anzeichen kollektiver Erinnerung daran, was Verantwortung in einer Pandemie bedeutet. Nur: Der weiße Fleck auf der Gesichtslandkarte scheint international besetzt zu sein. Ausländer – ob Tourist oder Expat – tragen oft keine Masken. Vielleicht weil sie glauben, der thailändische Sommer vertreibe auch das Virus.

Doch Viren lassen sich nicht abschrecken, weder durch Hitze noch durch Ignoranz. Und während niemand Panik verbreiten will, wäre ein Mindestmaß an Vorsicht nicht nur vernünftig, sondern schlichtweg respektvoll. Vor allem dann, wenn man sich gegen eine Impfung entschieden hat – was in einem freien Land wie Thailand natürlich erlaubt ist. Aber könnte man dann bitte wenigstens eine Maske tragen?

Die Rückkehr der Realität

Thailand galt während der ersten Pandemiephasen als Paradebeispiel im globalen Vergleich – mit strikten Regeln, transparenter Kommunikation und einem fast funktionierenden Gesundheitssystem. Jetzt scheint das Land ein Opfer seines eigenen Erfolgs zu werden. Die Maßnahmen sind schwammig, die Kommunikation diffus, und die Reaktionen der Regierung wirken wie der Versuch, mit einem Blatt Papier eine Flutwelle aufzuhalten.

Die erste angekündigte Schulschließung ist mehr als nur ein Einzelfall – sie ist ein Indikator. Sie zeigt, dass wir längst wieder mittendrin stecken in einem Pandemiegeschehen, das viele lieber für beendet erklärt hätten. Was folgt, ist die alte Leier: Isolation, digitale Bildung, Überforderung auf allen Seiten.

Digital Divide und Unterricht aus dem Nichts

Homeoffice für Schüler klingt gut auf dem Papier, aber was passiert, wenn Papier alles ist, was eine Familie sich leisten kann? Tablets, stabile Internetverbindung, betreuende Eltern – das sind Voraussetzungen, die in der Realität oft fehlen. Der digitale Graben in Thailand ist keine Zukunftsangst, sondern gelebte Gegenwart. Bildung darf nicht vom WLAN-Passwort abhängen.

Auch Lehrer stehen unter Druck. Sie sollen unterrichten, betreuen, motivieren – gleichzeitig und aus der Ferne. Pädagogik im Krisenmodus. Und dann stellt sich die Frage: Wer kümmert sich um die Lehrer? Wie stabil ist ein System, in dem auch das Einkommen der Lehrkräfte plötzlich wieder zur Disposition steht?

Symbolpolitik statt Schutzwirkung

Die Regierung verkündet Maßnahmen – doch die Bevölkerung hat längst gelernt zu unterscheiden zwischen PR und Praxis. Maskenpflicht? Kaum kontrolliert. Impfkampagnen? Kaum sichtbar. Es fehlt an Klarheit, an Konsequenz, an Konzept. Und während manche Behörden auf freiwillige Selbstverantwortung setzen, fragt sich der Rest: Wo genau ist der Plan?

Thailand droht, vom Vorbild zum warnenden Beispiel zu werden – ein Mahnmal dafür, was passiert, wenn der Wille zur Normalität größer ist als die Bereitschaft zur Realität.

Zwischen Hoffnung und Verantwortung

Thailand steht an einem Scheideweg. Die Pandemie ist zurück – vielleicht nie ganz weg gewesen. Jetzt entscheidet sich, ob aus einer gut gemeinten Reaktion ein nachhaltiger Plan wird. Ob das Land den Spagat zwischen Tourismuswirtschaft und öffentlicher Gesundheit schafft.

Die Zukunft der Kinder – und damit des Landes – hängt an der Frage: Wird das Bildungssystem durch diese Krise moderner, digitaler, gerechter? Oder wird es zu einem weiteren Kollateralschaden in einer Pandemie, die längst zur Dauerkrise geworden ist?

Verantwortung beginnt nicht erst bei der Regierung. Sie beginnt beim Einzelnen. Beim Maske-Tragen. Beim Nachdenken über den eigenen Schutz – und den der anderen. Verantwortung ist kein Akt der Panik, sondern der Solidarität.

Und genau darum geht es jetzt.

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