LONDON â Der Tod des thailĂ€ndischen MilliardĂ€rs und Leicester-City-Besitzers Vichai Srivaddhanaprabha fĂŒhrt zu einem erbitterten Rechtskampf. Der Helikopter-Hersteller Leonardo weist vor dem Londoner High Court jede Schuld am Absturz zurĂŒck.
Milliardenschwere Klage der Hinterbliebenen
Die Familie des 2018 ums Leben gekommenen Unternehmers fordert vom italienischen Konzern Leonardo bis zu 2,15 Milliarden Pfund (umgerechnet etwa 2,9 Milliarden Dollar oder 2,6 Milliarden Euro) Schadensersatz.
Vichais Witwe und seine vier Kinder klagen auf entgangene Einnahmen und sonstige SchÀden. Der Absturz seines AW169-Modells unmittelbar nach dem Start vom Leicester-City-Stadion riss auch zwei Angestellte und das Pilotenpaar in den Tod.
âLeonardo hat jedes MitgefĂŒhl fĂŒr die Familie Srivaddhanaprabhaâ, heiĂt es in der schriftlichen Verteidigung. Doch rechtliche Schuld erkennt der Konzern keine an.
Kern der Verteidigung: Das Modell sei sicher
In seiner am 1. Dezember datierten und nun veröffentlichten Klageerwiderung betont Leonardo, dies sei der âerste und einzige Absturzâ eines AW169 gewesen.
Keine Aufsichtsbehörde habe jemals den Typ als unsicher eingestuft. Das Unternehmen argumentiert, der Pilot hĂ€tte nach einem problematischen Heckrotor-Ausfall eine kontrollierte Landung durchfĂŒhren können.
âWĂ€hrend Leonardo jedes MitgefĂŒhl fĂŒr die Familie Srivaddhanaprabha hat, hĂ€lt Leonardo die gegen es erhobenen AnsprĂŒche weder in tatsĂ€chlicher noch rechtlicher Hinsicht fĂŒr gerechtfertigtâ, so die offizielle Stellungnahme.
Das sagt die Unfalluntersuchung dazu
Der britische Air Accidents Investigation Branch (AAIB) kam in einem Bericht von 2023 zu einem anderen Schluss. Die Ermittler gingen davon aus, dass es dem Piloten unmöglich gewesen sei, sich von dem schweren Heckrotorversagen zu erholen.
Leonardo widerspricht diesem offiziellen Untersuchungsbericht ausdrĂŒcklich. Das Unternehmen weist darauf hin, dass keine Sicherheitsempfehlungen direkt an den Hersteller gerichtet wurden.
Ein Gericht in Leicester hatte die TodesfĂ€lle im Januar als âunfallbedingtâ eingestuft â eine Kategorisierung, die nun juristisch neu aufgerollt wird.
Wer war Vichai Srivaddhanaprabha?
Der thailĂ€ndische Selfmade-MilliardĂ€r war als Besitzer des FuĂballclubs Leicester City in GroĂbritannien eine Legende. Unter seiner FĂŒhrung gewann der AuĂenseiter 2016 gegen alle Wetten die englische Premier League.
Sein Unternehmen King Power ist ein Gigant im Duty-Free-Handel. Sein Tod erschĂŒtterte die Sportwelt und die thailĂ€ndische Wirtschaft gleichermaĂen.
Die Klage seiner Familie ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine Frage der moralischen Verantwortung.
Was kommt als nÀchstes vor Gericht?
Der Londoner High Court muss nun in einem aufwendigen Verfahren klÀren, ob technisches Versagen oder ein menschlicher Fehler die Ursache war. Es geht um Milliarden und den Ruf eines Luftfahrtkonzerns.
FĂŒr die Familie geht es um Gerechtigkeit fĂŒr den Verlust eines Ehemanns und Vaters. Der Prozess wird international aufmerksam verfolgt werden.
Die Tragödie vom 27. Oktober 2018 ist noch lange nicht aufgeklÀrt. Das letzte Wort wird wohl erst das Gericht sprechen.
đŁ Wer trĂ€gt Verantwortung, wenn Technik versagt?
Ein Absturz, fĂŒnf Tote, Milliardenforderungen â und zwei völlig gegensĂ€tzliche Versionen der Wahrheit.
Ist ein Hersteller aus der Verantwortung, wenn ein Modell offiziell als âsicherâ gilt?
Oder endet Verantwortung erst dort, wo Gerichte sie klar ziehen?
Sag ehrlich: Technikfehler, Pilot, Hersteller â oder ein Systemversagen?



