Neue Ära für Cannabis in Thailand: Medizinische Nutzung im Fokus

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Seit dem 26. Juni 2025 hat Thailand seine Cannabis-Gesetzgebung erheblich verschärft, um den unkontrollierten Markt, der nach der Legalisierung 2022 entstand, zu regulieren. Die neuen Vorschriften, veröffentlicht im Royal Gazette, reklassifizieren Cannabisblüten als „kontrollierte Kräuter“ und beschränken deren Verkauf auf medizinische Zwecke. Diese Maßnahmen markieren eine Kehrtwende von der liberalen Politik, die Thailand zum ersten asiatischen Land machte, das Cannabis 2022 entkriminalisierte. Der Fokus liegt nun auf einer streng regulierten medizinischen Nutzung, während Freizeitkonsum zwar nicht ausdrücklich verboten, aber durch strikte Vorschriften stark eingeschränkt wird.

Medizinische Verschreibung: Voraussetzung für den Kauf

Die zentrale Neuerung ist die Verpflichtung, dass Cannabisblüten nur noch mit einem ärztlichen Rezept erworben werden dürfen. Diese Rezepte können von zugelassenen Fachkräften ausgestellt werden, darunter:

  • Ärzte gemäß dem Medical Profession Act,
  • Praktiker der traditionellen thailändischen Medizin,
  • Praktiker der chinesischen Medizin,
  • Apotheker gemäß dem Pharmacy Profession Act,
  • Zahnärzte gemäß dem Dentistry Profession Act.

Die Verschreibung ist auf einen 30-Tage-Bedarf begrenzt, wobei die Menge pro Rezept auf etwa 30 Gramm pro Monat geschätzt wird. Käufer müssen ihre Rezepte aufbewahren, da die Polizei diese bei Kontrollen einsehen kann. Ohne Rezept drohen rechtliche Konsequenzen, einschließlich Geldstrafen von bis zu 20.000 Baht (ca. 520 Euro) oder einer Haftstrafe von bis zu einem Jahr.

Strenge Auflagen für Cannabis-Shops

Die neuen Regelungen haben weitreichende Auswirkungen auf die rund 18.000 registrierten Cannabis-Dispensaries in Thailand, von denen etwa 12.000 bis Ende 2025 ihre Lizenzen erneuern müssen. Um weiterhin Cannabisblüten verkaufen zu dürfen, müssen Händler:

Eine Lizenz gemäß dem Protection and Promotion of Thai Traditional Medicine Wisdom Act B.E. 2542 besitzen.

Monatliche Berichte über Herkunft, Verwendung und Bestände der Cannabisprodukte einreichen (Formular Phor.Tor.27).

Nachweisen, dass die verkauften Cannabisblüten von einem zertifizierten Produzenten mit Good Agricultural and Collection Practices (GACP)-Zertifizierung stammen, die vom Department of Thai Traditional and Alternative Medicine (DTAM) ausgestellt wird.

Zusätzlich ist der Verkauf von Cannabisblüten in öffentlichen Räumen wie Tempeln, Parks, Zoos oder Vergnügungsparks sowie über Verkaufsautomaten oder Online-Plattformen verboten. Werbung für Cannabis ist ebenfalls untersagt, was insbesondere touristische Hotspots wie die Khao San Road in Bangkok betrifft, wo auffällige Neonschilder bisher allgegenwärtig waren.

Auswirkungen auf den Markt: Tausende Shops vor dem Aus

Die neuen Vorschriften stellen viele der rund 18.000 Cannabis-Shops vor existenzielle Herausforderungen. Dr. Somruek Chungsaman, Direktor des DTAM, erklärte, dass künftig nur Einrichtungen mit medizinischer Ausrichtung und qualifiziertem Personal Cannabis verkaufen dürfen. Dies bedeutet, dass viele bestehende Dispensaries entweder in eine Art „Klinik“ umgewandelt werden oder einen zugelassenen Arzt vor Ort haben müssen. Bis Ende 2025 müssen etwa 12.000 Shops ihre Lizenzen erneuern, und viele werden voraussichtlich scheitern, da sie die strengen Anforderungen nicht erfüllen können.

Die Regierung betont, dass diese Maßnahmen den Missbrauch von Cannabis, insbesondere durch Jugendliche, eindämmen und die Schmuggelproblematik bekämpfen sollen, die in Ländern wie Großbritannien, Georgien und Sri Lanka zugenommen hat. Zwischen Oktober 2024 und März 2025 wurden über 800 Schmuggler festgenommen und neun Tonnen Cannabis beschlagnahmt.

Medizinische Nutzung im Fokus: Unterstützung für Patienten

Thailand bleibt der medizinischen Nutzung von Cannabis verpflichtet. Über 9.000 Ärzte wurden geschult, um Rezepte für Cannabis auszustellen, das für Erkrankungen wie Epilepsie, neuropathische Schmerzen, Übelkeit durch Chemotherapie und Muskelspastik eingesetzt wird. Die traditionelle thailändische Medizin umfasst auch die Verwendung von Cannabis für Symptome wie Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und krebsbedingte Schmerzen. Produkte mit weniger als 0,2 % THC, wie CBD-Öle oder -Lotionen, bleiben ohne Rezept legal und unterliegen weniger strengen Regelungen.

Die Regierung plant, den Zugang zu medizinischem Cannabis zu erleichtern, indem Preise reguliert und die Versorgung durch lizenzierte Kliniken und Apotheken sichergestellt wird. Über 11.200 zugelassene Dispensaries und 25 spezialisierte Cannabis-Kliniken sind bereits landesweit aktiv.

Anbau und Export: Neue Hürden für Produzenten

Auch der Anbau von Cannabis unterliegt strengeren Regeln. Produzenten müssen eine GACP-Zertifizierung vom DTAM beantragen, was 90 bis 180 Tage dauern kann. Ohne diese Zertifizierung drohen Strafen, und der Export von Cannabisblüten ist nur mit einer speziellen Lizenz der Thai FDA möglich. Kleinbauern mit bis zu zehn Pflanzen müssen lediglich die Thai FDA informieren, während größere Betriebe Lizenzen benötigen.

Fazit: Ein regulierter Markt mit medizinischem Fokus

Thailand steuert seinen Cannabismarkt in eine neue Richtung: weg von der unregulierten „Wild-West“-Ära hin zu einem stark kontrollierten, medizinisch orientierten System. Die neuen Vorschriften schützen Patienten und stärken die medizinische Versorgung, stellen jedoch viele bestehende Unternehmen vor Herausforderungen. Für Touristen und Freizeitkonsumenten bedeutet dies das Ende der freien Verfügbarkeit von Cannabis, da ein ärztliches Rezept nun Voraussetzung ist. Unternehmen, die sich an die neuen Regeln anpassen, haben weiterhin Chancen in einem regulierten Markt, während andere mit Schließungen rechnen müssen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Branche, die einst einen Wert von 1,2 Milliarden USD anstrebte, an diese Veränderungen anpasst.

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